Symphonie der Herzen
Dein seidiges dunkles Haar hängt über den Rand der Wanne hinab und berührt fast schon den Boden, sodass ich meine Finger ausstrecke, es sachte anhebe und einmal damit über meine Wange streiche. Währenddessen spüre ich, wie mein Schwanz immer größer wird und vor Erregung zu pulsieren beginnt.«
Louisa befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze. »Und seit wann hast du diese Fantasien, wenn ich fragen darf?«
»Seit dem Tag, als ich mit deinem Bruder Charles auf Woburn Abbey eintraf, um dort die Sommerferien zu verbringen.«
Erstaunt riss Lu die Augen auf. »Das heißt also, dass du schon seit einer halben Ewigkeit davon träumst, mich nackt zu sehen? Nun, dann ist es jetzt wohl höchste Zeit, dass wir diese Fantasie endlich zum Leben erwecken.« Sie wandte den Blick von dem Frühstückstablett ab und betrachtete die markante Wölbung zwischen seinen Beinen. »Ich meine, du hast jetzt immerhin lange genug gewartet.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung. Was hast du eigentlich vor, nachdem du dein Bad - nachdem wir unser Bad beendet haben?«
»Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, heute einige Rosenkerzen zu gießen. Die Wildrosen stehen zurzeit allerorten in voller Blüte - irische Wildrosen.«
Lächelnd blickte James ihr in die Augen und zitierte:
»Und eines Tages wirst du einen Pfad vor dir sehen,
und er ist von Rosen umsäumt.
Rosen, wie du sie noch niemals zuvor gerochen oder betrachtet
hast,
so süß wie du, so bunt, so hold.«
»Oh, das ist ja wunderschön. Ich befehle dir hiermit, dass du mir ab sofort jeden Morgen ein kleines Gedicht vortragen musst.«
»Nichts lieber als das. Während du dich heute mit dem Kerzengießen beschäftigst, wollte ich übrigens zur Spinnerei hinunterreiten; ich will den Gebrüdern Herdman den Pachtvertrag vorbeibringen. Und sobald sie ihre Unterschrift daruntergesetzt haben, bringe ich den Vertrag noch rasch nach Omagh hinüber, damit Rowan Maloney ihn dort für mich verwahrt.«
Plötzlich ertönte ein Klopfen an der Tür. »Oh, ich möchte wetten, dass das die Badewanne ist. Schnell, James, beende dein Frühstück, auf dass wir uns dem nächsten Gang widmen können.«
Drei Stunden später winkte Lu ihrem Ehemann mit strahlendem Lächeln nach, während dieser stolz und hoch zu Ross vom Hof galoppierte. Anschließend nahm sie sich ihren großen Weidenkorb und ging in den Park, um Wildrosen zu pflücken. Ihr Herz schien vor lauter Glück überzufließen, und ihre Seele war erfüllt von einem Gefühl tiefster und reinster Liebe. Sie war so froh, dass sie ihren Widerwillen gegen die körperliche Vereinigung mit James schließlich doch noch überwunden hatte. An der Seite dieses irischen Teufels, so dachte sie versonnen, bin ich glücklicher als jemals zuvor in meinem ganzen Leben.
Noch immer lächelnd kehrte sie schließlich mit einem ganzen
Korb voller Rosen ins Destillierzimmer zurück und summte ein fröhliches Liedchen, während sie die Blütenblätter von ihren Stempeln zupfte. Mit einem Mal stach sie sich an einem der Dornen und hielt mit ihrem Lied inne. »Verdammt aber auch!« Hastig steckte sie den Finger in den Mund und leckte das Blut ab.
Durch die Stille, die nun im Raum herrschte, hörte sie ganz vage zwei weibliche Stimmen. Die beiden Frauen schienen recht aufgebracht zu sein; Louisa konnte bereits an ihrem Ton erkennen, dass sie sich stritten. Natürlich war sie neugierig, um wen es sich bei diesen beiden Streithennen wohl handelte, denn in Barons Court herrschte normalerweise nichts als Ruhe und Frieden, und auch die Hausangestellten wirkten im Allgemeinen sehr ausgeglichen. Leise verließ Lu die Destillierkammer und folgte den Stimmen, bis ihr Weg sie auf die Terrasse führte. Dort - zwei der Flügeltüren standen offen - blieb sie schließlich stehen und erblickte im Inneren des Hauses ihre Haushälterin, Mrs Connelly, und eine junge Dame, deren Gesicht Louisa allerdings nicht erkennen konnte, da sie ihr den Rücken zuwandte.
»Wie konntest du es bloß wagen, hierher nach Barons Court zu kommen? Hast du denn überhaupt kein Schamgefühl?«
»James hatte mir versprochen, dass ich jederzeit zurückkehren könnte, dass Barons Court sozusagen mein sicherer Hafen sei.«
»Unterstehe dich, ihn >James< zu nennen. Für dich ist er immer noch Lord Abercorn.«
»Mach dich nicht lächerlich! Er hat mich doch selbst gebeten, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen. Wir beide sind nämlich sehr intim miteinander, musst du wissen. Er bezahlt mir meine
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