Symphonie der Herzen
selbstgefälligem Grinsen sah er sie an. »Sagen wir mal so: Ich möchte einfach sichergehen, dass ich auch eine Chance bei Euch habe. Eine Frau aus einem so politischen Haushalt wie dem Euren könnte einem ehrgeizigen jungen Mann eine Menge Türen öffnen.«
»Ich danke Euch vielmals für dieses schmeichelhafte Kompliment, Ihr gerissener Teufel«, scherzte Louisa. »Aber wenn Ihr solchen Wert darauf legt, die Tochter eines Herzogs zu heiraten, dann solltet Ihr vielleicht besser Georgy einen Antrag machen.« Abermals endete die Musik, und George Grey wartete darauf, übernehmen zu dürfen.
»Ihr seid die hübscheste junge Dame in ganz London«, versuchte auch er, Louisa zu schmeicheln. »Gäbe es nicht bereits zwei andere und sehr viel attraktivere Verehrer, die um Euch buhlen -« Er seufzte einmal. »Ich würde Euch mein Herz zu Füßen legen! So viel jedenfalls ist gewiss.«
Louisa war gerührt über Georges Naivität und fragte betont leichthin: »Noch zwei andere? Aber wer sollen die beiden denn sein, Mr Grey?«
»Na, Teddy Fox und James Hamilton, natürlich.«
Louisas Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, ehe sie mit Nachdruck erklärte: »Ich jedenfalls habe nicht vor, vor meinem dreißigsten Geburtstag zu heiraten.«
»Tja, dann ...« Hoffnungsfroh drückte George ihre Hand. »Dann habe ich ja vielleicht doch noch eine Chance.«
Schier zahllose junge Männer wollten an diesem Abend mit Louisa tanzen, doch irgendwann schaffte Lu es, sich für einen Moment von ihren Verehrern loszureißen, und steuerte geradewegs auf ihre Schwester zu. »Georgy, hat Abercorn eigentlich irgendeine Gegenleistung dafür verlangt, als er dir deine Diamanthalskette zurückgegeben hat?«
»Wer weiß?«, entgegnete Georgy und befeuchtete einmal mit vielsagendem Glitzern in den Augen ihre Lippen.
»Georgianna, ich meine es ernst. Hat er nun oder hat er nicht?«
»Wenn du es unbedingt wissen willst...« Genervt verdrehte Georgy die Augen gen Himmel. »Ich persönlich glaube, er hat überhaupt kein Interesse an mir. Ein verdammt attraktiver Kerl ist er ja, das muss ich schon sagen. Aber ich bin ihm wohl ein bisschen zu ungezügelt und nicht tugendhaft genug.«
Dann hat er dich also splitterfasernackt am See angetroffen und hat trotzdem keinerlei Interesse an dir gezeigt? Louisa war schier außer sich vor Freude. Einen knappen Wimpernschlag später begann sie aber auch schon wieder, sorgenvoll zu grübeln. Himmel Herrgott! Ich muss mich unbedingt bei ihm entschuldigen. Dann hat er ja tatsächlich die Wahrheit gesagt.
»Louisa, Liebling«, drängte sich mit charmantem Lächeln Georgina dazwischen. »Erinnerst du dich eigentlich noch an Henry Petty, den Marquis von Lansdowne? Er war mein erster Tanzpartner -bei meinem eigenen Debütantinnenball. Und Premierminister Grey hat ihn gerade erst zum Ratspräsidenten ernannt.« Mit eleganter Geste deutete Louisas Mutter auf einen jungen Mann, der dem bereits etwas in die Jahre gekommenen Marquis verblüffend ähnlich sah. »Das hier jedenfalls ist Lord Tom Kerry, Pettys Sohn.«
»Hocherfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Mylord.«
»Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite, Mylady. Wenn ich Euch um den nächsten Tanz bitten dürfte?«
Louisa lächelte so anmutig sie konnte, obwohl sie gedanklich längst schon wieder bei Abercorn war. »Es ist mir eine Ehre.«
Kaum dass die ersten Takte angestimmt wurden, hob sich ihre Stimmung auch schon wieder, denn die Musiker spielten einen Kotillon, und so hoffte sie, während die Paare sich immer wieder neu zusammenfanden, dass sie auf diese Weise irgendwann auch an James Hamilton geraten würde. Dann, endlich, nach einigen weiteren Tanzpartnern, war es so weit, und er stand wieder vor ihr. Allerdings schaute James sie nur düster an und machte keinerlei Anstalten, sie in seine Arme zu schließen, bis Louisa schließlich sagte: »James, ich fürchte, ich muss Euch um Verzeihung bitten. Ich entschuldige mich ausdrücklich für meine Unterstellungen. Sagt, wollt Ihr meine Entschuldigung akzeptieren?«
»Wenn Ihr mich so nett darum bittet ...«, neckte James sie. Er war augenscheinlich bereits wieder besänftigt. »Wie könnte ich mich Eurer Bitte da noch widersetzen?«
»Ihr seid ein Teufel!«, schimpfte Louisa, musste mittlerweile aber ebenfalls lachen. »Und merkt Euch diesen Moment gut. Denn das ist das erste und das letzte Mal, dass ich Euch um etwas bitte. Darauf könnt Ihr Gift nehmen.«
»Wenn Ihr wütend seid, funkeln Eure
Weitere Kostenlose Bücher