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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Händen auf seinen Bauch. »Ich wußte, daß es dich begeistert, Engelchen«, sagte er fröhlich. »Wann haben wir in den letzten Jahren zwei Tage für uns allein gehabt …?«
    *
    Jean Leclerc nahm die Zweitagereise Carolas gelassen hin. Er erfuhr es am gleichen Morgen von anderen Orchestermitgliedern, denen man schon gesagt hatte, daß die Proben der Erste Konzertmeister übernehme, weil der Chef nach Schottland gefahren sei.
    Leclerc schwänzte die erste Probe mit Hinweis auf seinen chronischen Magen und fuhr nach Chelsea. Etwas außerhalb wohnte Hilman Snider in einem schönen, alten Häuschen mit dem riesigen Zentralschornstein, wie ihn die alten englischen Bauernhäuser seit Jahrhunderten haben. Ein schöner Garten lag um das Anwesen. Sonnenblumen leuchteten und die ersten Herbstastern.
    Jean Leclerc hatte keinen Blick für den Garten. Was ihn nach Chelsea zu Hilman Snider führte, war nicht das Interesse an Blumen. Er läutete und war nicht erstaunt, als Hilman Snider, ein Mann Ende der Fünfzig, ihm die Tür mit einem »Ach, Sie sind's!« öffnete. Ein Ausruf, mit dem man gewöhnlich keine Freunde begrüßt.
    »Was wollen Sie denn nun schon wieder?« fragte Snider, als Leclerc in der Diele stand.
    »Sie werden lachen … Geld.«
    »Ich lache gar nicht. Sie bekommen keins.«
    »Ich denke, Hilman Snider ist ein Geldverleiher?« fragte Leclerc.
    »Aber nur an die, die es mir zurückzahlen. Einmal bin ich auf Sie hereingefallen … ein zweites Mal müßte ich verrückt sein. Sie schulden mir noch 100 Pfund.«
    »Sie bekommen sie auf den letzten Penny wieder … sogar 250 Pfund, wenn Sie mir noch einmal 100 leihen.«
    »Einen Teufel werde ich!« sagte Snider grob. »Welche Sicherheiten haben Sie?«
    »Meine Begabung als Violinist.«
    »Ein angerosteter Kochtopf ist mir sicherer als das.« Snider griff zur Klinke, um Leclerc wieder aus dem Haus zu lassen. »Vor einem Jahr habe ich Ihnen noch geglaubt … an Ihre große Zukunft. Was ist in diesem Jahr geschehen? Nichts. Ich habe meine 100 Pfund nicht wieder, und Sie sitzen noch immer in der letzten Orchesterreihe und fiedeln sich einen weg.«
    »Nicht mehr lange, Snider …«
    »Wenn schon, dann Mr. Snider.« Der Alte sah Leclerc fragend an. In der Stimme des Jungen klang so etwas wie Sicherheit. »Was ist los? Was hat sich getan?«
    »Vieles. Wenn Sie schweigen können –«
    »Davon lebe ich ja«, sagte Snider entrüstet.
    »Die Frau des großen Donani ist meine Geliebte … oder ich bin der Geliebte der großen Frau Donani … wie man's nimmt. Der Effekt ist der gleiche. Merken Sie was, Mr. Snider?«
    Human Snider verzog den Mund. »Ein faules Ei, mein Junge. Launen einer Frau. Das ist kein verzinsliches Kapital.«
    »In diesem Falle doch. Carola – so heißt sie – wird sich bei ihrem Mann einsetzen, daß ich ein Solistenkonzert gebe. Verstehen Sie, was das bedeutet, Mr. Snider? Mein Name wird von einem Tag auf den anderen bekannt sein. Wer einmal als Solist mit Donani gespielt hat, ist ein gemachter Mann. Ihre lumpigen 250 Pfund sind dann ein Klacks für mich.«
    »Bis jetzt sind es nur 100 Pfund«, sagte Snider trocken.
    »Was wollen Sie mehr als Sicherheit?« fragte Leclerc erregt.
    »Das Plakat, auf dem Ihr Name als Solist steht. Dann weiß ich, daß es Wahrheit ist.«
    »Ich bringe Ihnen dieses Plakat. Aber vorher leihen Sie mir noch 100 Pfund. Verstehen Sie doch, Mr. Snider … auch als Geliebter einer reichen Frau muß man anfänglich etwas investieren … es zahlt sich nachher hundertfach aus.«
    Hilman Snider zögerte. Aber dieses Zögern war schon ein halbes Entgegenkommen.
    »Und wenn es nicht klappt mit dem Solist?« fragte er.
    »Es klappt.«
    »Wie wollen Sie beweisen, daß Frau Donani Ihre Geliebte ist?«
    »Wir spielen in zwei Tagen in Birmingham. Nach dem Konzert werde ich mit ihr zur ›Klause‹ fahren. Sie können es sich ansehen …«
    Hilman Snider winkte ab. »Kommen Sie rein, Sie Windhund«, sagte er. »Sie bekommen Ihre 100 Pfund … aber wehe, wenn ich sie im Dezember nicht als 250 Pfund wiederhabe! Dieses Mal lasse ich Sie auffliegen!«
    »Nicht nötig.« Leclerc lächelte und klopfte dem Alten auf die Schulter. »Und wenn alles schiefgeht … Carola Donani wird es bezahlen, machen Sie sich da gar keine Sorgen«, sagte er kühn.
    Er lachte sogar, und es war ein triumphierendes Lachen. Es war so einfach, zu leben … man mußte nur den Frauen gefallen.
    *
    Bis kurz vor dem Konzert in Birmingham hatte Jean Leclerc keine

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