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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Tarockrunde … und wir waren ein glückliches Ehepaar.«
    »Aber du warst kein Zigeuner, der jeden Tag unterwegs ist, dessen Heimat die Hotelbetten sind, der keine freie Zeit hat und der lächeln muß, obgleich er heulen könnte.«
    »Das ist das traurige Los der Berühmten, mein Kind.«
    »Ich will nicht berühmt sein … ich will eine Frau sein, weiter nichts.«
    »Du solltest so offen einmal mit Bernd sprechen.«
    »Das habe ich.« Carola preßte die Lippen zusammen. »Seine Antwort ist: Wo hast du die Milch hingestellt, Engelchen …«
    »Ein lieber, guter, gemütlicher Papa also.« Bertha Portz rührte in ihrer Kaffeetasse. Sie verstand ihre Tochter als Frau … als Mutter war sie glücklich, daß Carola einen so braven Mann hatte. »Sei froh, daß er nicht hundert Geliebte hat.«
    »Das wäre mir lieber als dieses Leben! Dann sähe ich, daß er Blut in den Adern hat und keine Noten!« Sie stampfte mit dem Fuß auf und weinte wieder. »Ich halte dieses Leben nicht mehr aus, Mama. Ich bin noch jung, ich bin mit siebenundzwanzig Jahren keine Greisin –«
    »Aber du hast zwei Kinder, Carola.«
    Carola nickte. »Das ist das einzige, was mich zurückhält, Bernd nicht schon längst verlassen zu haben.« Sie sah ihre Mutter an. Erschrocken stellte Bertha Portz fest, daß der Blick Carolas wie der einer Irren war. »Aber was habe ich von den Kindern? Was haben sie von mir? Sie kennen ihre Pflegerin Erna Graudenz besser als mich oder gar ihren Vater.«
    »Bleib doch zu Hause. Laß ihn allein reisen.«
    »Das will er nicht.« Carola ballte wieder die Fäuste. »Und Bombalo würde schreien. Sie brauchen mich ja … als Reklame, als Interviewgeber, als Brillantenträger, als Krawattenbinder, als Reisemarschall. Zu allem bin ich ihm gut genug … nur als Frau sieht er mich nicht an! Oh, er ist der gemeinste Egoist, den es gibt! Ich kann einfach nicht mehr –«
    Zwei Stunden später fuhr Carola Donani in die Stadt zurück. Auch ihre Mutter hatte ihr keinen Rat geben können als den, den sie ihr alle geben würden: Aushalten! Denk an die Kinder. Und schließlich: Auch du wirst einmal alt. Eine Tatsache, die Carola fast zur Panik trieb. Nichts vergeht so schnell wie Jugend.
    Sie fuhr nach Berlin hinein, zur neuen Philharmonie, mit dem festen Willen, morgen oder übermorgen, wenn sich die Gelegenheit dazu bot, Donani um die Scheidung zu bitten.
    *
    Nach dem Konzert erhielt Bernd Donani eine Einladung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zu einem Essen. Carola ließ sich entschuldigen, sie hatte Kopfschmerzen und legte sich gleich zu Bett. Aber eine halbe Stunde nach der Abfahrt Donanis stand sie wieder auf, zog ein Sportkostüm an, ließ sich ihren offenen Sportwagen aus der Garage holen und fuhr zu dem vereinbarten Treffpunkt mit Leclerc. Wenn Donani in Deutschland dirigierte, erwartete ihn Carolas Wagen am ersten Gastspielort. Von dort aus unternahmen sie alle anderen Reisen im Auto, Carola lenkte, und Donani war glücklich, durch die Gegend zu fahren, und hielt dabei kulturhistorische Vorträge.
    Bis nach Mitternacht blieben Leclerc und Carola in einem Gasthaus am Wannsee. Sie besprachen die Scheidung und ihre Zukunft. Leclerc wollte ein neues Engagement versuchen, im Orchester der Pariser Oper oder in Marseille, oder sogar drüben in den USA, wo es wunderbare Orchester gab unter berühmten Dirigenten.
    »Wir schlagen uns schon durch, Chérie«, sagte er und küßte ihre Hände. »Und für die Übergangszeit, leider, mußt du sorgen –«
    Die Nacht war diesig und feucht, als sie nach Berlin hineinfuhren. Carola fuhr vorsichtiger als sonst – auf der seifigen Straße schleuderte der Wagen in den Kurven. Leclerc hatte den Arm um ihre Schulter gelegt und genoß ihr flatterndes Haar und die Freude, der Geliebte einer solchen Frau zu sein.
    Plötzlich faßte er Carola ins Steuerrad und richtete sich auf. Carola bremste geistesgegenwärtig und lenkte den rutschenden Wagen an die Straßenseite. »Bist du verrückt?« sagte sie. »Sollen wir den Hals brechen? Was ist denn?«
    »Hast du nichts gesehen?« Leclercs Stimme war belegt.
    »Nein. Was denn?«
    »Dort drüben im Straßengraben liegt jemand.«
    Carola sah zurück. Sie sah nichts. Nur Büsche, Dunkelheit, Nässe. »Wo denn?«
    »Wir steigen aus und sehen nach. Es sah aus wie ein Mensch.«
    »Dummheit.«
    Aber sie stiegen doch aus und gingen ein paar Meter die Straße zurück.
    Dann sahen sie es … im Straßengraben, vor einem Busch … ein dunkler, länglicher

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