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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hauptbahnhof«, sagte Carola zu dem Taxifahrer.
    Wie sie es auf dem Flug nach München besprochen hatten, so lief in diesen Stunden alles ungehindert ab. Carola Donani fuhr mit dem nächsten Zug nach Zürich, Jean Leclerc kehrte auf dem Luftwege nach Berlin zurück. Von Zürich flog Carola weiter nach Paris. Sie suchte sich ein Zimmer nicht in einem der großen Hotels, sondern in einer kleinen Privatpension nahe der Montmartre-Kirche Sacré Cœur. Ein kleines Zimmer mit einem eisernen Doppelbett, einem Schrank und einem Waschständer. Der Blick aus dem Fenster ging über eine enge, schmutzige Treppenstraße, auf der sich Katzen balgten und ein Hund jaulte. Die Pensionswirtin fragte nicht nach Ausweis oder Herkommen … als sie ihre Miete für drei Monate im voraus bekam, sagte sie beglückt: »Madame werden sich hier wohlfühlen. Monsieur kommt wohl nach?«
    »Ja, in einigen Tagen –«
    Dann war Carola Donani allein, saß am Fenster, blickte über die Treppenstraße, Kinder lärmten im Hauseingang, eine Männerstimme schrie dazwischen, irgendwo kreischte ein Radio.
    So fängt das neue Leben an, dachte sie und spürte, wie die Angst in ihr hochkroch. Alles, was ich war, ist auf der Straße nach Wannsee verbrannt. Es gibt kein Zurück mehr … ich bin jetzt ein Nichts, das nur eines besitzt: die Liebe Jeans.
    Über die Straße lief ein schmutziges Mädchen mit aufgelösten Haaren. Es mochte elf Jahre alt sein; die kleinen, schmächtigen Beinchen trommelten über das Kopfsteinpflaster der Straße.
    Carola Donani biß sich auf die Unterlippe. Meine Kinder, dachte sie. Auch sie habe ich verloren. Ich werde Alwine und Babette nie wiedersehen. Ich werde nie mehr ihr ›Mami! Mami!‹ hören und mit ihnen über die Wiese hinunter zum See laufen. Ich bin tot. In drei Tagen wird man mich begraben. Ich habe alles hergegeben für dieses neue Leben.
    Der Schmerz, der sie bei diesen Gedanken überflutete, war so ungeheuerlich, daß sie aufsprang und aus dem Haus lief. Sie lief ziellos durch Montmartre, die Treppen hinauf und wieder hinunter … schließlich saß sie unter den Säulen von Sacré Cœur und starrte auf die Maler, die ihre Staffeleien links und rechts der Treppe aufgestellt hatten und das beliebteste Motiv von Paris zum tausendsten Male malten.
    Ich muß vergessen können, dachte sie. Ich muß einfach vergessen können. Ich bin nicht mehr Carola Donani … ich bin eine ganz andere junge Frau, die einen Mann liebt, der Jean Leclerc heißt. Eine einfache, junge Frau, die nichts vom Leben erwartet und wünscht als Glück –
    Aber kann eine Mutter ihre Kinder vergessen …?
    Um die gleiche Zeit kündigte Leclerc seine Stellung als Geiger im Pariser Philharmonischen Orchester. Er sprach ganz kurz mit dem Ersten Konzertmeister und bat ihn, seine Kündigung an die Direktion nach Paris weiterzuleiten.
    »Und was wollen Sie machen, Leclerc?« fragte der Konzertmeister, nachdem er vergeblich versucht hatte, Leclerc zu halten. »Sie wissen, daß Ihr unmögliches Benehmen, mitten in einer Tournee Ihr Orchester zu verlassen, Ihnen den Weg zu anderen bekannten Orchestern verschließt.«
    »Ich habe andere Pläne.« Jean Leclerc hob etwas arrogant die Augenbrauen. »Ich halte mich an die Worte unseres Musikgottes: Der wirkliche Könner setzt sich allein durch. Das werde ich tun. Wenn ich zu euch zurückkomme, dann nur als Solist. Bonjour, Monsieur!«
    Zufrieden verließ Leclerc die Philharmonie. Von den anderen Musikern erfuhr er, daß Bernd Donani sich in seinem Hotelzimmer eingeschlossen hatte und keinen zu sich ließ. Bombalo hatte vergeblich versucht, mit beschwörenden Worten und schließlich mit anhaltendem Klopfen Einlaß zu bekommen. Nun saß er wie ein ausgesperrter Hund auf einem Stuhl vor der Zimmertür auf dem Flur und wartete, daß Donani aus dem Zimmer kam. Der einzige, der hereingelassen wurde, war der Etagenkellner. Er brachte nichts zu essen … auf einem silbernen Tablett trug er nur ein Glas. Ein Glas mit Milch. Es war Bombalo, als zerrisse es ihm das Herz.
    Um die gleiche Zeit aber erfuhr auch der Bankdirektor von dem tragischen Tod Carola Donanis. Die Mittagszeitungen brachten die Meldung aus Berlin, in den Radionachrichten wurde darüber berichtet.
    »Das ist ja toll!« schrie der Direktor und schellte seinen Stellvertreter herein. »Lesen Sie sich das mal durch. Als Frau Donani ihr Bankkonto auflöste, war sie schon längst tot! Da stimmt doch etwas nicht! Das kann eine schöne Schweinerei geben …«
    Er

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