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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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endlich.
    »Ja.«
    »Ein Unfall.«
    »Ohne Zweifel. Wir brauchen aber noch Ihre Bestätigung.«
    Donani hob den Kopf. Ein letzter Funken Hoffnung glomm in ihm auf. »Sie sind nicht sicher, daß es meine Frau ist …?«
    »Zu neunundneunzig Prozent doch, leider.« Fritz Weghart sah auf seine Hände. »Zimmer 211 ist leer. Ihre Gattin muß wieder aufgestanden und dann weggefahren sein. Dürfen wir Sie bitten, mitzukommen.«
    »Wo … wo ist es passiert?« Die Worte kamen aus seinem Mund, als müßten sie herausgehackt werden.
    »Auf einer Landstraße Richtung Wannsee …«
    »Wannsee?« Donani fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Um diese Zeit am Wannsee –«
    »Es ist nicht die einzige Unklarheit, Herr Generalmusikdirektor.«
    »Nicht –« Donani verlor seine Haltung. Es war sinnlos, dagegen anzukämpfen … einmal ist die Grenze dessen, was ein Mensch ertragen kann, erreicht. Mit hängenden Armen und gesenktem Kopf stand er da, ein armer, alter Mann, müde und kraftlos. »Gehen wir –«, sagte er kaum hörbar.
    Bombalo löste sich von der Wand, Donani schüttelte den Kopf. »Du bleibst –«
    »Maestro –«
    »Sage alles ab. Alles!« Und plötzlich schrie er, daß Kommissar Weghart zusammenzuckte und Bombalo den Kopf einzog wie vor einem Steinschlag. »Ich will keine Musik mehr hören! Nichts mehr! Nichts!«
    Dann folgte er Kommissar Weghart hinaus zu dem großen, schwarzen Dienstwagen. Bombalo drückte sein Taschentuch wieder gegen die Augen.
    Alle Konzerte absagen. Das Unglück ist vollkommen, dachte er.
    Er weinte wieder, als der Kultursenator und die anderen Herren entsetzt aus dem Saal in die Halle kamen.
    *
    Donani stand vor dem ausgebrannten Autowrack und starrte in die noch immer glühenden, stinkenden Trümmer. Trotz Schaumlöscher glomm es weiter, die Blechteile lagen weit verstreut herum. Eine furchtbare Explosion mußte den Sportwagen im Augenblick des Aufpralls gegen den Baum zerrissen haben.
    Neben den schwelenden Trümmern lag, zugedeckt mit einem weißen Tuch, eine Gestalt auf einer Trage. Sie war zwergenhaft klein, fast kindergroß nur.
    Kommissar Weghart legte die Hand auf den Arm Donanis. So schrecklich es war … man mußte das Tuch gleich wegziehen und Donani bitten, den verbrannten, zusammengeschrumpften Torso, der dort auf der Trage lag, als seine Frau zu erkennen.
    »Bitte –«, sagte er leise. Donani drehte sich langsam um und sah auf den zugedeckten Körper. »Bitte, behalten Sie alle Kraft, Herr Generalmusikdirektor.«
    Weghart kämpfte mit einem ekelhaft bitteren Geschmack in seinem Mund. Er kannte Carola Donani von vielen Bildern her. Eine strahlend schöne Frau, kostbar wie eine Fayence. Was hier auf der Trage lag, was von dieser Schönheit übriggeblieben war, schien unaussprechlich. »Der Anblick eines verbrannten Menschen –«
    »Ich kenne das.« Donani drückte das Kinn an den Kragen. »Ich habe in Köln nach dem großen Bombenangriff die verbrannten Körper gestapelt am Straßenrand liegen sehen. Ich weiß, wie ein verkohlter Mensch aussieht –«
    Fritz Weghart zögerte erneut. Es war seine Amtspflicht, die Leiche zu zeigen, aber in diesem Falle scheute er sich, es zu tun. Auch Bernd Donani konnte in diesem zusammengeschrumpften, verkohlten Torso nicht mehr seine Frau erkennen. Der Körper hatte sämtliche menschlichen Formen verloren.
    Er winkte einem Kriminalassistenten, das Tuch über der Trage zu lassen, und nahm Donani am Arm ein paar Schritte zur Seite. Zögernd folgte ihm Donani, immer wieder blickte er zu der Trage zurück. Carola, dachte er, und er wunderte sich, daß er überhaupt denken konnte. Carola –
    Fritz Weghart öffnete eine große Tüte und schüttelte einige Ringe in die hohle Hand. Eine goldene, rußgeschwärzte Halskette ringelte sich aus dem Kuvert. Donani nickte schwer.
    »Es ist der Schmuck meiner Frau.«
    »Sie erkennen ihn bestimmt wieder?«
    »Ich kann Ihnen sogar sagen, wann und wo ich ihn gekauft habe. Diesen Ring mit dem 1-karätigen Brillanten schenkte ich ihr in Boston zum 5. Hochzeitstag.«
    Seine Stimme versagte. Er wandte sich ab und bedeckte die Augen mit der Hand. Weghart wartete ein paar Minuten, ehe er seine notwendigen Fragen weiterstellte. Die Erschütterung hatte Donani innerlich völlig zerbrochen. Er gab seine Antworten wie eine Maschine, in die man ein Geldstück hineinsteckt und aus der die Antwort auf jede Frage hohl widertönt.
    »War Ihre Gattin eine wilde Fahrerin?«
    »Nein. Gar nicht.«
    »Wußten Sie, was sie

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