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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mistigster Dreck, weiter nichts! Das sage dem König, wenn du heute abend vor die Musiker trittst: Bernd Donani dirigiert nicht mehr, weil seine Kunst durch das Bett einer Hure gehen muß! Verstanden?«
    Bombalo schwieg. Es war sinnlos, in diesem Augenblick etwas zu erwidern. Er ließ sich gegen einen Sessel schleudern, setzte sich und beobachtete Donani, wie er wütend hin und her rannte.
    »Was sitzt du noch hier herum?« schrie Donani und blieb vor Bombalo stehen. »Los … zahl die Eintrittsgelder zurück –«
    »Das letzte Konzert, Maestro … ich schwöre, es soll das letzte sein. Aber nur noch diesen einen Abend vor dem König.«
    »Nein! Das Panoptikum ist geschlossen. Der Wachskopf des Trottels Donani ist geschmolzen …«
    »Soll ich ein Glas Milch –«
    »Raus!« brüllte Donani. Pietro Bombalo schnellte aus dem Sessel und verließ schnell das Zimmer. Auf dem Gang sah er auf seine Uhr. Noch vier Stunden bis zum Konzert. Vier Stunden bis zur Katastrophe. Ein König, eine Königin und vier Prinzessinnen würde man nach Hause schicken wie unliebsame Bettler. Die Zeitungen in aller Welt würden diesen Skandal melden: Donani brüskiert den schwedischen König! Es war der Untergang eines Genies –
    Bombalo tat das einzige, was er tun konnte: Er tat gar nichts. Eine Stunde vor Beginn des Konzertes ließ er durch den Zimmerkellner eine halbe Flasche Sekt auf das Zimmer Donanis bringen und war glücklich, als man ihm sagte, der Herr Generalmusikdirektor habe die Flasche angenommen und sich ein Glas einschütten lassen.
    Vorsichtig, unter dem Vorwand abzuräumen, schickte er noch zweimal den Zimmerkellner in Donanis Appartement und erfuhr, daß er sich den Frack angezogen und hilflos vor dem Spiegel gestanden hatte und mit der Frackschleife kämpfte. Der Kellner hatte sie ihm schließlich korrekt gebunden.
    Er dirigiert, jubelte Bombalo. Er dirigiert. Der Madonna sei Dank … sie hat drei dicke Kerzen verdient …
    Kurz vor der Abfahrt zum Konzerthaus schickte Bombalo noch einmal den Kellner ins Zimmer. Donani saß am Tisch, fertig zum Weggehen, und studierte noch einmal die Partitur der ›Eroika‹. Bombalo atmete auf. Die große Nummer stand bevor … Donani würde das Podium betreten, sich verbeugen, den Ersten Konzertmeister begrüßen und dann mit einer eleganten Handbewegung die aufgeschlagene Partitur auf dem Pult zuklappen. So etwas kann man auswendig, sollte es heißen. Ich lebe mit Beethoven –
    Bombalo war klug genug, nicht zusammen mit Donani zum Konzerthaus zu fahren. Er war schon da, als Donani eintrat und seinen Mantel einem Saaldiener zuwarf. Er ging an Bombalo vorbei, als sei dieser gar nicht anwesend, begrüßte einige Herren der Schwedischen Akademie der Künste und spielte mit seinen goldenen Manschettenknöpfen. Die ersten Blumenkörbe wurden bereits hereingetragen, die ersten Orchideenkästen … Bombalo hatte schon eine Liste in der Tasche, an welche Krankenhäuser und Altersheime er nach dem Konzert den Blumensegen weiterleiten sollte.
    »Noch fünf Minuten, Maestro …«, sagte Bombalo leise. Es war der erste Satz seit vier Stunden. Donani sah über ihn hinweg, dann wandte er sich um und ging – drei Minuten zu früh – hinaus zu seinem Orchester.
    Beifall umrauschte ihn. Er verbeugte sich tief vor der königlichen Loge, wandte sich um, klappte die Partitur zu, nahm den Taktstock und brach ihn mitten durch.
    Pietro Bombalo war es, als ginge die Welt mit einem Knall unter. Er wollte hinausstürzen, er wollte vor Donani auf die Knie fallen, vor zweitausend Menschen und einem König wollte er flehen: Nur noch dieses eine Konzert … bitte … bitte … aber seine Beine waren wie mit Blei gefüllt und hielten ihn fest, als er einen Schritt nach vorn zur Tür versuchte.
    Bernd Donani senkte den Kopf. Hinter ihm war eine fast völlige, wie gelähmte Stille. Unter den Wimpern hervor sah er die entsetzten, entgeisterten, bleichen Gesichter seiner Musiker, sah, wie die Mundwinkel des Ersten Konzertmeisters zuckten, als wolle er gleich losheulen, sah, wie die Bassisten ihre Instrumente umklammerten, als suchten sie Halt an ihnen.
    Sie können nichts dafür, dachte Donani. Sie haben immer zu mir gehalten, in all den Jahren. Sie alle sind meine Freunde … sie lieben mich wirklich … ich kann sie jetzt nicht verraten und im Stich lassen.
    Mit einem Ruck hob er den Kopf. Seine Arme schnellten vor, die Hände öffneten sich beschwörend, die Instrumente flogen empor, die Geigen, die Bläser, die

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