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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glaube, wir sind quitt.« Sie stand auf und zerriß den Bankauszug. »So verfliegen Illusionen, mein Lieber. Sie explodieren wie Seifenblasen. Du liebst mich wegen des Geldes … Habe ich das richtig verstanden? … Ich liebe dich wegen deiner schäumenden Jugend … Ist das auch klar ausgedrückt? Sollen wir uns etwas vormachen, mein Liebling? Als ich in Berlin alles von mir wegwarf, glaubte ich an die große, ewige Liebe. Ich glaubte noch an sie, als ich in Marseille mein Gesicht verlor, ich träumte von ihr, als wir dieses Haus hier bezogen. Ich träumte bis vor fünf Minuten noch davon. Ein Satz von dir, ein einziger Satz hat alles verändert. Du hast dich mir neu vorgestellt … nicht wie damals auf der Place de l'Opéra in Paris, jungenhaftfrech und charmant, mit deiner Jugend blendend – nein, du hast dich als das vorgestellt, was du jetzt bist: Ein bezahlter Liebhaber!«
    »Chérie –«, stotterte Leclerc.
    »Laß das dumme Wort!« Carola trat an das Gitter und blickte hinunter auf die gischtumtosten Klippen. »Sparen wir uns diese Komödie. Für jede Nacht erhältst du deinen Preis, für jede Umarmung deinen Obolus. Du hast etwas anzubieten, und ich kaufe es dir ab …«
    »Carola –«, schrie Leclerc. Er ballte die Faust und bebte am ganzen Körper.
    »Und noch eins! Noch habe ich Geld. Noch kann ich dich bezahlen. Aber auch, wenn ich keines mehr habe, sind wir aneinandergekettet auf Gedeih und Verderben. Ich habe mein Gesicht für dich geopfert, um für immer bei dir zu sein … es ist kein großes Verlangen von mir, wenn ich dein billiges Leben als Gegenwert verlange. Du wirst wie jeder Mann für seine Frau auch für mich arbeiten … ganz gleich, wie und wo und womit. Es ist deine Pflicht, du kannst ihr nicht ausweichen. Ich kann dich zwingen –«
    »Womit?« Leclerc stampfte auf. »Womit, he?« schrie er. »Wie willst du mich zwingen?«
    »Indem ich dich umbringe, mein Liebling –«, sagte sie ganz ruhig. »Ich habe die alte Carola Donani getötet und wurde Vera Friedburg … was macht es mir aus, einen Jean Leclerc zu töten –«
    »Du … du bist unheimlich …«, stotterte Leclerc. Er drehte sich um und rannte von der Terrasse zurück ins Haus. Er wußte, daß die Worte Carolas kein dramatisches oder leeres Reden waren. Er hielt sie zu dieser Tat für fähig.
    Carola lehnte den Kopf an die Hauswand, als Leclerc weggelaufen war. Ihr Herz schmerzte, und sie hatte das Gefühl, im nächsten Augenblick kraftlos umfallen zu müssen. Was habe ich da alles gesagt, dachte sie und spürte, wie das unterdrückte Weinen in ein Zittern ihres Körpers überging. O Gott, was habe ich alles gesagt. Es ist ja nicht wahr, es ist ja alles gelogen, ich kann ja ohne ihn nicht sein, ich brauche ihn ja wie das Atmen, wie das tägliche Brot, wie der Verdurstende das Wasser. Ich wäre ja nichts ohne ihn, ich lebe ja nur durch ihn.
    Sie preßte die flachen Hände gegen das Gesicht und hatte einen Augenblick lang den sehnlichen Wunsch, über das Geländer zu fallen und auf den Klippen inmitten der schäumenden See zu zerschellen.
    In der Nacht kroch Jean Leclerc an ihre Seite und legte seinen Kopf auf ihre Brust. Wie ein Hund war er, der Wärme und Liebkosung sucht.
    »Ich spiele –«, sagte er leise, als sich Carola nicht rührte, obgleich sie wach war. »Ich tue alles, was du willst – nur sprich mit mir … sag, daß du mich liebst … bleibe meine Chérie –«
    Sie blieb stumm, aber sie legte den Kopf zur Seite und drückte ihr Gesicht in seine schwarzen Locken. Sie seufzte leise, als seine Hände über ihren Leib glitten.
    Ein oder zwei Jahre, dachte Jean Leclerc dabei. Wer weiß, wie die Welt dann aussieht. Es wäre dumm, sich diese zwei Jahre zu verderben –
    *
    Das zweite Konzert war ein voller Erfolg. Der Saal war gefüllt bis auf den letzten Platz, achthundert Hände klatschten frenetischen Beifall, denn für eine Freikarte muß man etwas leisten. Die Kritiker der Zeitungen, die ebenfalls mit Freikarten im Saal saßen, aber nicht wußten, daß auch die anderen Zuhörer gekauft waren, wunderten sich über den tosenden Erfolg des jungen Mannes, der seinen Solopart auf der Violine heruntergespielt hatte wie eine Schullektion und der nun mit einer Lässigkeit sich verbeugte, als wolle er sagen, daß dieser Beifall ihn wenig rühre.
    Im Künstlerzimmer rannte Franco Gombarelli auf Leclerc zu und wollte ihm gratulieren. »Welch ein Erfolg! Welch ein Tag!« rief er enthusiastisch. »Darf ich schon Maestro zu Ihnen

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