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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagen? Sie werden die Welt auf den Kopf stellen!« Gombarelli spielte seine Rolle vollendet. Er setzte sich an den Tisch und packte einen Stapel Geldscheine auf den Tisch. »Sehen Sie her, mein Lieber! Die Tageskasse! Der Überschuß. 2.000 Francs … das ist überwältigend für das erste richtige Konzert! Wissen Sie, wie hoch das erste Honorar Paganinis war? Zwei Butterbrote mit Käse, haha! Sie sind ein Glückspilz, Jean!«
    Leclerc antwortete nicht. Er trat an den Tisch, ergriff das Bündel Banknoten, hob es hoch und schleuderte es dem verblüfften Gombarelli ins Gesicht.
    »Nehmen Sie auch das, Sie Kreatur Veras!« sagte er ganz ruhig. »Ich weiß nicht, was sie Ihnen gegeben hat, damit diese Komödie gespielt wird … aber es war nicht genug für diese meisterhafte Inszenierung, das da fehlt noch. Stecken Sie es ein … wenn ich Geld brauche, hole ich es mir einfacher und amüsanter – im Bett. Gute Nacht!«
    »Signore Leclerc!« Gombarelli sprang auf. »Noch etwas!«
    »Was denn noch? Stecken Sie Ihren Judaslohn ein.«
    Gombarelli stand dicht vor Leclerc. Seine dunklen Augen glühten.
    »Ich habe etwas vergessen. Ich möchte Ihnen meine Begeisterung über Ihr Können und Ihren Charakter zukommen lassen. Bitte –«
    Er hob beide Hände und ohrfeigte Leclerc auf beide Wangen. Leclerc hob die Fäuste, aber der große Gombarelli war wesentlich stärker als er. Mit einem Hieb lähmte er die Arme Leclercs und versetzte ihm anschließend noch zwei Schläge ins Gesicht.
    »So«, sagte Gombarelli tief befriedigt. »Das war es! Dafür gebe ich 10.000 Francs her, wenn's nötig ist. Meine gute Erziehung hindert mich daran, Ihnen ins Gesicht zu spucken. Aber nehmen Sie als Letztes mit: Ich betrachte Sie als das erbärmlichste Schwein von Mann, das je von einer Frau ausgehalten wurde. Und jetzt wirklich – gute Nacht!«
    Leclerc lehnte sich kraftlos gegen die Wand. Sein Gesicht brannte, als habe es in Feuer gelegen. Seine Arme waren durch den harten Schlag Gombarellis gefühllos. Erst langsam, wie lange es gedauert hatte, wußte er nicht, kam wieder Leben in ihn. Seine Beine bewegten sich und trugen den Körper zum Tisch.
    Das Geld lag noch auf dem Boden, die verlogene Abrechnung auf der Tischplatte. Daneben lag die Geige, dunkelbraun, zart gemasert, in ihrem Lack spiegelten sich die Deckenlampen.
    Mit beiden Händen griff Leclerc zu. Er hob die Geige auf, schwang sie hoch über seinen Kopf und schleuderte sie an die Wand. Mit einem hellen Laut, fast wie der Schrei eines Kindes, zerschellte das Holz, die Saiten flirrten durch die Luft, nur der Geigenhals blieb in seiner Hand. Mit einem Schrei warf er auch ihn in die Ecke des Raumes.
    Jean Leclerc wandte sich ab und verließ das Haus durch den Hintereingang. Ihn ekelte alles an … als er sein Gesicht im Spiegel sah, den eine Fensterscheibe gegen einen dunklen Hintergrund bildete, dieses Strichjungengesicht, von den Schlägen Gombarellis aufgetrieben, als habe er Hefe unter der Haut, da streckte er vor sich selbst die Zunge aus und bespuckte sein Bild auf der Scheibe.
    *
    Mit verbissenem Gesicht wanderte Jean ziellos über die Straße nach Cannes. Warum er dorthin ging, was er in Cannes wollte, wie es in den kommenden Tagen und Wochen mit Carola weitergehen sollte, wie überhaupt das Leben, dieses verpfuschte und auf Leidenschaften aufgebaute Leben fortgesetzt werden sollte, wußte er nicht. Er hatte das Bedürfnis zu laufen … wegzulaufen vor den Konsequenzen, die nun von ihm verlangt wurden.
    Als er damals, auf der Place de l'Opéra in Paris, die berauschend schöne Frau des Dirigenten Donani ansprach und mit einer ihm damals selbst verwunderlichen Kühnheit küßte, hatte er an einen lukrativen Flirt gedacht. An eine Tändelei ohne Tiefe, ohne Tragödien, ohne Folgerungen vor allem. Aber dann war alles wie eine riesige Woge über ihm zusammengeschlagen, hatte ihn mitgerissen hinaus auf ein Meer, obwohl er nicht schwimmen konnte und auch nicht schwimmen wollte. Nun lag er erschöpft an einem fremden Strand, ein Robinson der Liebe. So wenigstens kam er sich vor, und er war dabei, sich tief und schmerzlich zu bedauern.
    Nach einer halben Stunde Fußmarsch hielt ein Auto neben ihm und nahm ihn mit nach Cannes. Es war ein Engländer, der wortlos seine Pfeife rauchte, den Wagen mit einer Hand lässig lenkte und sich um seinen neuen Reisebegleiter nicht kümmerte.
    Jean starrte durch die Scheibe der Autotür. Was soll ich tun, dachte er immer wieder. Es gibt nur zwei

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