Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sich später unter einem Vorwand auf den Weg gemacht und war durch Starnberg gegangen, in der Hoffnung, die schöne Unbekannte wiederzusehen. Aber das war eine vage Hoffnung. Sie konnte ebensogut aus Tutzing gekommen sein oder aus München oder von sonstwo her. Den ganzen Tag, auch während des Konzertes, ließ ihn der Gedanke nicht los, daß diese so schnell abgebrochene Begegnung eine schicksalhafte Bedeutung hatte. Einmal wollte er Bombalo darüber befragen, aber Bombalo schlief. Er versteht es doch nicht, dachte Donani. Er würde nur wieder sagen: Maestro, was sollen diese dummen Gedanken?
    Das Kölner Konzert war das letzte für drei Wochen. Donani hatte einen Urlaub eingelegt. Auch das Orchester wurde in die Heimat, nach Paris, entlassen. Pietro Bombalo, dessen Leben und Heimat Bernd Donani war, hatte keine Sehnsucht nach Italien. Er wollte in Starnberg bleiben.
    Auf dem Flugplatz München-Riem standen Alwine und Babette und liefen johlend auf Donani zu, als er aus dem Flugzeug stieg.
    »Papi! Papi!« schrien sie und schwenkten große Nelkensträuße. »Stimmt es, was Erna sagt? Du bleibst drei Wochen bei uns?«
    »Es stimmt, ihr Süßen.« Donani umarmte seine Kinder, küßte sie, und Arm in Arm gingen sie dann zur großen Abfertigungshalle.
    Auf der Fahrt von München nach Starnberg saßen Donani und die Kinder eng aneinandergeschmiegt und aßen Schokolade. Erst als die Villa in Sicht kam, rückten sie auseinander, um schnell aus dem Wagen zu springen.
    Donani reckte sich, als er auf der Wiese stand und hinabblickte auf den See. »Es ist immer wieder herrlich hier«, sagte er. »Jeder Tag außerhalb von hier ist ein verlorener Tag. Nicht wahr, Bombalo?«
    »Ja«, antwortete Bombalo kurz. Er ahnte neue Komplikationen.
    »Man sollte immer hierbleiben«, sagte Donani.
    »Und wovon leben wir?«
    »Ich habe Geld genug zusammendirigiert.«
    »Und ich, Maestro?«
    »Du auch. Du wärst kein Gauner, wenn du nicht schon längst für alle Zeiten ausgesorgt hättest.«
    Bombalo strich sich über seinen Kopf und setzte sich brummend in eine Gartenschaukel. Er goß sich einen Wermut ein und seufzte laut. »Wie danke ich Gott, daß ich solche Nerven habe!« sagte er laut. »Wie könnte ich sonst einen Donani ertragen?«
    Donani ging lachend ins Haus und sah in seinem Arbeitszimmer die Post durch. Zeitungen, Kritiken, Reklamesendungen, Drucksachen, Autogrammbitten, Warenproben, Postwurfsendungen – er sortierte die Post in zwei Haufen. Den einen Haufen, den größten, warf er in den Papierkorb, die Briefe des kleineren Haufens schlitzte er mit einem spanischen Briefmesser auf. Ein Klopfen an der großen Scheibe schreckte ihn auf. Draußen auf der Terrasse standen Alwine und Babette, drückten die Nasen am Fenster platt und klopften und winkten.
    »Komm, Papi!« riefen sie zusammen. »Komm spielen!« Sie zeigten ihm einen neuen, großen, bunten Ball und ließen ihn auf den Steinplatten der Terrasse hüpfen.
    Donani winkte ab. Ein Brief der Metropolitan Opera in New York war gekommen. Man fragte an, ob Bernd Donani in der kommenden Saison zur Verfügung stände. Sechs Opernabende: Dreimal Lohengrin, einmal Aida, zweimal Othello. Bombalo, der die Geschäftspost schon gesichtet hatte, vermerkte mit Rotstift an den Rand: o.k.
    »Papi! Spielen!« riefen Alwine und Babette wieder vor dem Fenster im Chor.
    »In einer Stunde!« rief Donani zurück.
    »Och!« Babette drückte die Nase an die Scheibe und zog einen Flunsch. »Nie hast du Zeit!« rief sie laut. »Der Onkel hatte immer Zeit, der war viel lieber und lustiger –«
    Donani ließ den Brief aus New York auf den Tisch fallen. Als habe man einen Block über ihn gewälzt, so schwer wurde ihm plötzlich das Atmen. Er stand auf, drückte die Fenstertür hoch und trat auf die Terrasse. Alwine und Babette klatschten in die Hände und warfen ihm den bunten Ball zu. Donani fing ihn ungeschickt auf und legte ihn auf die Steinplatten.
    »Welcher Onkel?« fragte er.
    »Der Onkel, der mit Mami hier war …«, sagte Alwine ahnungslos. »Komm, wirf den Ball, Papi!«
    »Wann war der Onkel hier?«
    »Och, damals … als wir die Masern hatten.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Nein, ganz kurz. Das war schade. Er konnte so schön mit dem Ball in die Luft schießen. Ganz hoch, Papi, bis an die Sonne –«
    Donani nickte schwer. Er nahm den Ball, hob ihn hoch, schlenkerte das Bein und schoß ihn weit weg über die Wiese. Die Kinder jauchzten und liefen hinter ihm her. Mit einem Ruck wandte sich Donani

Weitere Kostenlose Bücher