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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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legte das geöffnete Buch auf den Tisch zurück. »Wir könnten es doch wenigstens für uns aufheben.«
    »Wenn es zufällig entdeckt wird, bringt dich das in Gefahr.«
    »Niemand wird mich mit den Geschöpfen in diesem Buch in Verbindung bringen. Überhaupt glauben doch nur ein paar betrunkene Seeleute an Sirenen. Die Menschen sehen bloß das, was sie kennen. Und ich bin jetzt Sarah.«
    Ezra hatte gerade einen größeren Bissen Toast im Mund, darum schüttelte er den Kopf und zog das Buch ohne zu sprechen zu sich heran. Er schlug die nächste Seite auf, wo sich ein Porträt ihres Gesichts befand, und schob ihr das Buch wieder zu. Auf dem Bild waren ihre Augen größer, ihre Zähne spitz und ihre Pupillen ein horizontaler Schlitz. Aber die Ähnlichkeit war unübersehbar.
    »Verstehe«, sagte sie. »Können wir diese Seite nicht einfach herausreißen?«
    »Wenn ich sage, es ist eine Frage der Sicherheit, dann sage ich es eigentlich nur aus Eigennutz – um dich zu schützen. Aber es gibt ebenso Grund, sich um die anderen deiner Art zu sorgen, zu denen auch deine Schwester gehört. Ich bin sicher, dass die Menschheit sie auf die schrecklichste Weise, die wir uns noch gar nicht vorstellen können, auszubeuten versuchen wird. Wenn du also nicht an dich selbst denken willst, dann denke an sie!«
    Sie schlug das Journal zu und drückte es an ihre Brust. »Du hast recht.«
    Er stand auf und küsste sie auf die Wange. »Du kannst dir ja mal dein verblüffend kluges Köpfchen darüber zerbrechen, wie wir es ohne Risiko behalten könnten. Ich habe bereits darüber nachgedacht und ich sehe keinen anderen Weg. Wenn du mir zustimmst, dass es vernichtet werden muss, dann verbrennen wir es heute Abend im Kamin. Jetzt muss ich los und mich in der Kirche blicken lassen.« Und mit einem ironischen Zwinkern fügte er hinzu: »Auch wenn ich gern bereit wäre, noch mal beinahe zu ertrinken, wenn ich dadurch bei dir bleiben könnte.«
    Sie rückte seinen Kragen zurecht und zog ihn zu sich heran. »Du sollst solche Sachen gar nicht erst sagen. Manchmal kannst du einen um den Verstand bringen, weißt du das?«
    »Ja, aber du liebst es«, flüsterte er ihr ins Ohr, dann ging er.
    Die eineinhalb Stunden des Sonntagsgottesdienstes waren die einzige Zeit, die Ezra und Sarah getrennt verbrachten. Ezra tat es vornehmlich deswegen, um jeglichem Argwohn gegenüber ihrem Privatleben zuvorzukommen. Sarah war die Neue – eine Ausländerin, dem örtlichen Geschwätz nach – und der Religion weniger verpflichtet. Ezras Familie aber lebte seit Generationen in der Stadt. Daher stellte man an ihn gewisse Erwartungen.
    Sarah nutzte die Zeit, die sie für sich allein hatte, jede Woche auf die gleiche Weise. Mit einer Tasche, in der sich ein Handtuch und ein Unterrock befanden, lief sie die Leyden Street zum Meer hinab.
    Die gesamte Stadt befand sich in der Kirche. Alle Straßen waren verlassen, und die Geschäfte, an denen sie vorüberkam, hatten geschlossen. Ein Hund streunte unbehelligt umher, warf Abfalleimer um und durchwühlte sie nach Essensresten. Die Booteauf dem Wasser waren festgemacht und in der sanften Brise schwappte die Dünung sanft an ihre Seiten.
    In einem kleinen Wäldchen legte Sarah ihr Kleid ab. Darunter trug sie einen Badeanzug: ein absurdes Oberteil aus schwerem blauem Stoff mit einem geflochtenen weißen Bund, Flügelärmeln und einem Seemannskragen, und dazu eine dreiviertellange Hose. Von niemandem hätte man erwarten können, in einem solchen Ding auch nur die kleinste Entfernung zu schwimmen. Aber der Anstand erforderte es nun einmal, denn es bestand immer die Gefahr, dass jemand sie im Wasser sah.
    Sarah sah sich um und vergewisserte sich, dass sie allein war. Dann lief sie in die Wellen und watete so weit hinaus, bis sie komplett untergetaucht und nicht mehr zu sehen war. Ihr Haar wogte um sie herum und das Salzwasser kühlte ihre brennende, trockene Haut. Vom Wasser bedeckt, schlüpfte sie aus dem vollgesogenen Badeanzug heraus und beschwerte die beiden Teile mit einem Stein. Dann schwamm sie los. Mit ihren menschlichen Beinen bewegte sie sich ungeschickter, als ihr lieb war, jedoch zügig genug, um sich daran zu erinnern, wie flink sie einstmals geschwommen war.
    Bevor eine Stunde vergangen war, gesellte sich ihre Schwester Needa zu ihr, zusammen mit einer weiteren Sirene namens Weeku. Gemeinsam schwammen sie zur Buhne, wo sie Krebse fingen und nach Muscheln gruben, stets darauf achtend, dass sie sich nur auf der dem Strand

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