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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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Abend stopfen. In letzter Zeit bin ich wirklich furchtbar schusselig und unkonzentriert. Ich hätte lichterloh brennen können! »Außerdem bin ich viel zu kaputt, um mich umzuziehen. Ich werde ganz einfach noch eine Viertelstunde länger dämlich aussehen.«
    Peter gab ihr einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. »Du siehst überhaupt nicht dämlich aus.«
    Auf dem Weg zum Hafen sah Hester, dass Niedrigwasser herrschte. Peter verschwand im Captain-Dave-Kiosk und Hesters Blick wanderte unvermittelt nach Süden, zum Picknick-Gelände über dem Strand. Mit einem Mal stand ihr die Höhle vor Augen und ließ keinen anderen Gedanken mehr zu. Sie musste jetzt frei zugänglich sein, und genügend Tageslicht, um sie zu erkunden, gab es auch noch.
    Peter stieg wieder ein. Er schloss seinen Sicherheitsgurt und wollte gerade den Gang einlegen.
    »Warte«, sagte Hester unvermittelt. »Ich steige aus.«
    »Warum das denn?«
    Hester nahm ihre Tasche. »Der Abend ist so schön. Ich will lieber zu Fuß nach Hause gehen.«
    »Ich dachte, du bist total fertig«, protestierte Peter, aber Hester schloss schon die Tür.
    Sie lehnte sich durch das offene Beifahrerfenster. »Bin ich ja auch. Ich meine, war ich. Mach dir keine Gedanken!« Sie merkte selbst, dass sie sich wieder drückte. Und Peter bemerkte es auch. Er wollte gerade etwas sagen, darum entwaffnete sie ihn mit einem schuldbewussten Grinsen.
    »Verhalte ich mich vielleicht ein bisschen merkwürdig?«
    »Jetzt, wo du es sagst ...«
    »Es tut mir leid. Wir hatten heute so irrsinnig viele Besucher. Ich war den ganzen Tag auf Trab. Ich glaube, ich brauche einfach einen kleinen Spaziergang, allein, um wieder zu mir zu kommen. Und es ist ja auch nicht weit.«
    »Bist du sicher, dass du dich vorher nicht umziehen willst?«
    Hester sah an ihrer altertümlichen Kleidung hinab. »Ach was! Ich muss es nur selbstbewusst tragen.« Sie lächelte wieder. »Danke fürs Mitnehmen.«
    Sie sah ihm nach, wie er davonfuhr, dann begann sie eilig die Water Street entlangzulaufen. Ohne zu wissen, warum, war sie vor Aufregung ganz kribbelig. Ein Schwarm Kormorane flog über den Strand und bevölkerte ihn rasch. Hesters undefinierbare Zerstreutheit während der vergangenen Woche, in der sie über etwas nachgedacht hatte, das nicht greifbar war, verflüchtigte sich mit jedem Schritt. Noch nie hatte sie sich auf so merkwürdige Weise so entschlossen gefühlt.
    Von der Steintreppe aus blickte sie Richtung Höhle den Strand hinab. Der Eingang in der Aufschüttung war vage als dunkler Fleck zu erkennen. Es sah ziemlich düster aus. Aber die Neugier nagte an Hester und ließ sie nicht los. Sie wollte unbedingt noch mal hinein! Hester hob ihren Rock, stieg die Treppe hinab, öffnete das Tor und machte sich zwischen den Steinen am Strand hindurch auf den Weg.
    Sie kam an einem Elternpaar mit einem kleinen Kind vorbei. Einen Einsiedlerkrebs in den gewölbten Händen, kniete der Vater vor seinem Sohn. Als er Hesters Kleider sah, musste er fast zweimal hinsehen. Dann lächelten beide Eltern Hester an, als wäre sie ein Star. Daraufhin winkte Hester dem kleinen Sohn besonders nett zu.
    Als sie kurz darauf vor dem Höhleneingang stand, sah sie noch einmal rasch zu der Familie zurück. Aber die Eltern interessierten sich nicht mehr für sie. Der Kleine hatte nasse Schuhe bekommen und weinte. Hester verschwand in der Grotte.
    Der hintere Teil war schwarz wie die Nacht. Vorne aber, wo Hester stand, war es hell. Sie ging ein paar Schritte tiefer hinein und wartete ab, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten und sie die Rückwand erkennen konnte. Währenddessen rührte sie sich nicht vom Fleck und lauschte, ob es ein Rascheln gab, eine Bewegung, ein Atmen ... irgendein Geräusch. Sie selbst hielt die Luft an und wartete. Nichts. Sie atmete aus.
    Dann räusperte sie sich. Und lauschte wieder.
    Stille.
    »Hallo?«, fragte sie schüchtern.
    Nichts.
    »Haaallooo!«, rief sie etwas lauter. »Sind Sie ... sind Sie da?«
    Sie wartete einen Moment, dann stieß sie ungeduldig die Luft aus. Warum war sie eigentlich hierher gekommen? Wen rief sie? Wenn es ihr wirklich um den Fremden von vor zwei Wochen ging, dann war das einfach lächerlich! Den konnte sie wohl eher im »Squant´s Treasure« treffen als in einer Höhle am Strand!
    Aber dann überkam sie ein schrecklicher Gedanke: Wenn er neulich Nacht eingeschlafen und ertrunken war, als die Flut kam?
    Hester setzte ihre Tasche ab. »Jetzt ist es also so weit! Ich hab sie

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