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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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wohl wirklich nicht mehr alle!«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, antwortete eine gedämpfte Stimme. »Aber wenn Sie etwas vermissen, will ich Ihnen gern bei der Suche behilflich sein.«
    Er war es! Insgeheim jubelte Hester, wenn sie auch nicht genau ausloten konnte, warum. Dann aber wurde sie plötzlich sauer, weil er ihre Redewendung ins Lächerliche zog. Ob sie damit bei den Touristen in der Plimoth Plantation genauso blöd ankam?
    »Sehr witzig«, antwortete sie.
    »Dann frage ich mich allerdings, woher dieser Sarkasmus in Ihrer Stimme rührt«, entgegnete er.
    Ein Geräusch wurde hörbar, als ob er sich aus einer liegenden Position aufrichtete.
    »Hmmm. Mal überlegen. Vielleicht, weil Sie sich über meine doofe Art zu reden lustig machen?«
    »Ich habe mich keineswegs lustig gemacht. Ich bin nur ... nicht vertraut mit dieser Ausdrucksweise. Und mein Angebot habe ich wörtlich gemeint. Ich kenne diese Höhle nämlich recht gut.« Er sprach ruhig und bedächtig, obwohl er ein schneller und präziser Denker war.
    Aber offenbar redeten sie irgendwie aneinander vorbei.
    »Es tut mir leid. Ich habe Sie wohl auch falsch verstanden«, sagte Hester daher. Dann wechselte sie schnell das Thema. »Was ... was machen Sie hier eigentlich?«
    »Es würde mich bedeutend mehr interessieren, warum Sie hier sind.« Er hatte eine umwerfende Stimme. Kraftvoll, tief und ruhig, mit einem leicht spöttischen Unterton, der Hester allmählich etwas nervte. Oder fand sie ihn eher – anziehend?
    »Ich wollte ... nach Ihnen sehen«, sagte sie.
    »Woher wussten Sie, dass Sie mich hier finden würden?«
    »Ich habe es nicht gewusst. Ich bin ...« Sie entschloss sich zur Wahrheit: »Irgendetwas hat mich hierher gezogen.« Innerlich gab sie sich einen Tritt. Das klang alles, als spionierte sie ihm nach – dabei hatte sie sich nur Sorgen um ihn gemacht! Sie war doch wirklich die Letzte, die einem Mann nachstieg – aber woher sollte er das wissen?
    Er antwortete nicht. Schwieg.
    »Also – sind Sie okay?«, hakte Hester nach.
    »Es geht mir gut. Haben Sie herzlichen Dank. Um ehrlich zu sein, ich bin bewegt. Was mich ein wenig verwirrt.«
    »Kannst du verdammt noch mal endlich aufhören, in Rätseln zu sprechen?«, brach es aus Hester hervor.
    »Ich werde mich bemühen, klarer zu sprechen«, antwortete er und klang dabei eher amüsiert als empört. »Wenn du deine Zunge ein wenig hütest.«
    »Einverstanden«, sagte Hester schnell. »Du zuerst.«
    »Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es lange her ist, seit sich jemand nach meiner Gesundheit erkundigt hat.«
    »Stell dich ins Licht«, sagte Hester plötzlich. Sie wunderte sich selbst über ihren Mut.
    Zunächst rührte er sich nicht. Und in diesen Bruchteilen von Sekunden überlegte Hester mit einem Anflug von Panik, ob er vielleicht irgendwie entstellt war und sein Anblick sie erschrecken könnte. Sie schluckte und nahm sich vor, keinerlei Reaktion zu zeigen, wenn er aus dem Dunkeln heraustrat. Sie wollte ihn ganz normal behandeln, wie er es verdiente – wie jedes menschliche Wesen es verdiente –, egal, wie er aussah.
    »Gewiss«, sagte er schließlich.
    Er schirmte seine Augen mit dem Handrücken gegen die Helligkeit ab und trat in die Mitte der Höhle. Er war groß, schlank und drahtig und ein wenig zerzaust, als wäre er gerade aufgewacht. Seine Kleidung war ungewöhnlich: ein weites weißes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt waren, und eine schwarze Leinenhose, die ebenfalls ein- oder zweimal umgeschlagen war. Schuhe trug er keine. Sein strubbeliges schwarzes Haar war ungekämmt, aber gepflegt, seine Haut hell. Jetzt ließ er seine Hand sinken und blinzelte Hester mit einem Augean. Er hatte die klarsten blauen Augen, die Hester jemals gesehen hatte. Sein Gesicht war fein, beinahe hübsch, wirkte aber gleichzeitig abgekämpft und erschöpft. Er sah einfach umwerfend aus!
    Hester konnte sich nicht beherrschen und lachte laut auf.
    Er legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue, als wollte er sagen: »Was ist so komisch?«
    »Es tut mir wirklich leid«, brachte Hester mühsam hervor. »Aber ... aber ...« Sie musste immer weiterlachen. Sie hob ihren Finger. »Moment ...«
    Sie atmete tief ein und hielt die Luft an. Dann wandte sie ihren Blick von ihm ab, sah zur Wand und stieß die Luft in einem Zug aus.
    »Ich habe nur gedacht, weil du dich die ganze Zeit im Dunkeln versteckt hast ... du wärst so eine Art Phantom der Oper.«
    »Ich fürchte«,

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