syrenka
in einem fort das Kind in ihren Armen.
Der Pastor nickte. »Seien Sie versichert, dass ich ...«
»Pastor, Ihr müsst einen Exorzismus vollziehen!«
Der Geistliche hob die Augenbrauen und lachte leise. »Einen Exorzismus, Mrs. Ontstaan?«
»Einen Exorzismus. Um Sarah Doyle von ihrem Dämon zu befreien.«
Dem Pastor fiel die Kinnlade herunter. Wie vom Donner gerührt saß er da.
»Mrs. Ezra Doyle«, präzisierte Eleanor, durch sein Schweigen leicht verärgert. »Sie kennen doch ihren Mann? Er ist ein Mitglied unserer Gemeinde.«
»Ja«, antwortete der Pastor zögernd. »Ja, ich bin gut bekannt mit Mr. und Mrs. Doyle. Ich habe sie getraut, vor nicht einmal zwei Monaten. Mrs. Doyle ist eine brave Frau, Mrs. Ontstaan, ich muss sie verteidigen. Eine lebhafte junge Dame, das ist wohl wahr.« Er zwinkerte. »Aber ich würde doch meinen, dass es nur deswegen keines Exorzismus bedarf.«
»Ihr habt sie getraut? Dann sagt mir, habt Ihr ihre Familie kennengelernt?«
Er überlegte einen Moment. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ihre Familie dabei gewesen wäre.«
»Weil sie keine Familie hat, Pastor! Jedenfalls keine menschliche Familie! Sie ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat Mr. Doyle nach kaum einem Tag des Brautstands geheiratet. Sie ist ein Ungeheuer!«
Der Pastor erhob sich von seinem Stuhl. »Mrs. Ontstaan, ich will nichts weiter hören.« Er ging die wenigen Schritte zur Haustür und öffnete sie.
Eleanor stand auf und Marijn begann sich auf ihrem Arm zu rühren. »Es ist aber Eure Aufgabe zuzuhören, Pastor. Und nachdem Ihr nun von den wöchentlichen Predigten entbunden seid, ist dies die einzige Funktion, die man noch von Euch erwartet, während die Gemeinde Euch unterhält. Sicher wollt Ihr doch nicht, dass dem Ältestenrat zu Ohren kommt, Ihr hättet einem Mitglied der Gemeinde den Ratschlag verweigert?«
Der alte Pastor seufzte. Er hielt aber seine Hand auf der Klinke und die Tür einen Spalt weit geöffnet.
Marijn begann zu weinen. Eleanor wiegte sie hin und her.
»Ich bin ein alter Mann, Mrs. Ontstaan, zu nichts mehr nutze. Warum bitten Sie nicht den neuen Pastor um seinen Rat?«
»Ich hatte es in Erwägung gezogen. Aber ich weiß, dass es für einen Exorzismus Beweise braucht. Und diesen Beweis kann ich Euch nur am Sonntagmorgen erbringen. Während dieser Zeit kommt Pastor Davis seiner Pflicht beim Gottesdienst nach, sodass sich alle Gemeindemitglieder, einschließlich Ezra Doyle, in der Kirche befinden – und wir die Möglichkeit haben, Augenzeugen von Sarahs Besessenheit zu werden.«
»Mrs. Ontstaan«, erwiderte der alte Pastor, »in all meinen Jahren – und ich möchte fast sagen, es waren mehr, als mir zustehen, manche würden sogar sagen, dass ich viel zu alt werden durfte – ist mir nie ein echter Fall von Besessenheit begegnet. Man sollte diese armen Seelen besser den Ärzten oder geeigneten Einrichtungen übergeben anstatt dem Klerus.«
Marijn schrie nun. Ihr Gesicht war rot und auf ihrer Stirnsammelten sich durch die Hitze im Zimmer sowie die dicken Wickeltücher Schweißtropfen.
Eleanor hob ihre Stimme, um sie zu übertönen. »Pastor, Sarah Doyle spricht in fremden Zungen und tollt mit teuflischen Geschöpfen herum. Außerdem kann sie unter Wasser atmen. Ich werde es Euch beweisen, wenn Ihr Euch nächsten Sonntag am Strand einfindet. Um Viertel nach acht.«
Inzwischen schrie Marijn aus vollem Hals – unterbrochen nur durch schmerzhaft lange Momente der Stille, wenn sie nach Atem rang. Dazu verlieh Eleanors fortwährendes Schaukeln und Ruckeln dem Weinen des Kindes ein schier unerträgliches Vibrato.
»Gut. Ich werde kommen, Mrs. Ontstaan. Aber nur, um Ihnen zu beweisen, dass Ihr Verdacht falsch und ungerecht ist – mehr als das: Er ist üble Nachrede.« Er öffnete die Tür nun ganz. »Am Sonntagmorgen erwarte ich von Ihnen eine Entschuldigung, die ich an Mrs. Doyles Stelle annehmen werde. Und danach wollen wir diese Sache gegenüber niemandem mehr erwähnen, so wahr uns Gott helfe!«
Eleanor ging, und der Pastor schloss die Tür, nicht ohne sich voller Anteilnahme zu fragen, ob die frische Luft das Unbehagen des Babys wirklich würde lindern können.
Am Abend des folgenden Tages machte der Kurator seinen üblichen Gang durch das Gelände der Plimoth Plantation, um die letzten Besucher zu sammeln und zum Parkplatz zu schicken.
»Feierabend, Siedler und Pilgerväter!«, rief er anschließend zu den Häusern am Fuß des Hügels hinab.
Hester kippte ihre Suppe in einen
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