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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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Geist?«
    »Allerdings. Als sie starb, war sie so klein und unschuldig. Ich mache mir große Sorgen um das Kind, als das sie erscheint. Die tiefe Einsamkeit und die Verwirrung darüber, ein Geist zu sein, ist für ein so junges Wesen kaum zu ertragen. Es ist ein Trauerspiel!« Er sah Hester tief in die Augen. »Ich habe lange dafür gebetet, dass jemand kommt, der sie erlöst.«
    Hester schwieg. Sie war verwirrt. Konnte es wirklich sein, dass sie sich hier mit solcher Selbstverständlichkeit über Geister unterhielten? Sie rieb ihre Hände, um sie zu wärmen. Dann faltete sie sie in ihrem Schoß.
    »Und warum hat sonst noch niemand etwas von ihr mitbekommen? Ich meine nicht die Sache mit den Silberfischchen und den Hostien oder die verschandelten Fenster. Warum weiß niemand von ihr? Warum ist sie nicht ... bekannt?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Natürlich.«
    »Es könnte dich aber schockieren.«
    »Bitte sagen Sie es mir!«
    »Weil niemand außer dir sie sehen kann, Hester. Oder sie hören. Oder berühren. Das ist das, was ich mit der Einsamkeit und der Verwirrung meinte, die sie zu ertragen hat.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Dass Sie und ich eine Gabe oder so etwas besitzen – die Gabe, Gespenster zu sehen?«
    Er streckte die Hand aus. Seine kühlen Finger streichelten kurz, aber liebevoll ihre Wange.
    »Ich würde eher sagen, dass uns ein Fluch miteinander verbindet, Mädchen.«
    Ein Fluch. Hester kniff die Augen ein wenig zusammen.
    »Wie kommen Sie darauf?« Es war ein bisschen unheimlich, diesen Begriff innerhalb von zwei Tagen zweimal zu hören.
    McKee lächelte und senkte leicht den Kopf. Durch seine buschigen Augenbrauen sah er gespannt zu ihr hoch. »Geister sehen zu können, ist etwas Ungewöhnliches, nicht wahr? Meinst du nicht, es könnte einen Grund dafür geben?« Er hob seinen krummen Zeigefinger. »Ein Fluch kann gebrochen werden. Nichts ist unmöglich. Ich kann dir helfen. Die Tatsache, dass du Adeline sehen kannst, bedeutet, dass du ihr helfen kannst. Und dir selbst.« Er richtete sich auf seinem Stuhl wieder auf.
    Hester biss sich auf die Lippe. Sich selbst helfen? Was sollte das heißen?
    Er beobachtete sie, ließ sie verarbeiten, was er gesagt hatte. Und ihr schwante, dass seine Geduld ein Hinweis darauf sein mochte, dass er mehr wusste, als er zugab. Sie runzelte die Stirn.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, bohrte sie.
    »Ich kann dir helfen, Hester. Nur ...« Er schwieg, sah zu Boden, hob seine Faust an die Lippen und dachte nach. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ohne alles aufs Spiel zu setzen«, sagte er leise zu sich selbst.
    Dann setzte er sich so aufrecht hin, wie sein krummer Rücken erlaubte, und holte tief Luft. »Und darum sage ich es frank und frei und kann nur beten, dass ich es nicht verderbe. Hester: Traue niemand außer mir – und halte dich vom Strand fern!«
    Hesters Augen wurden groß.
    »Es wird dir nicht guttun, dorthin zu gehen. Auch wenn ich weiß, dass es schwer ist, dieser Macht, die dich anzieht, zu widerstehen. Wirklich, ich weiß es. Aber glaube mir – er wird deine Versuche, den Fluch zu brechen, nicht unterstützen. Er wird sie auf verheerende Art gefährden.«
    Hester stand auf. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Oh doch, Mädchen, das weißt du!«
    Ein tiefes Donnergrollen erklang. Hester nahm ihre Tasche. »Ich muss jetzt gehen.«
    Unter Mühen stand McKee auf. Hester brachte es nicht über sich, ihm zu helfen. Obwohl sie wusste, dass es der Anstand verlangt hätte.
    »Hast du das gehört?«, sagte er, sobald er stand. »Das Meer ist zornig. Es stürmt. Sie wird unruhig. Sie spürt, dass sich etwas verändern wird. Aber ich gebe nicht auf. Ich kann nicht! Du bist unsere Hoffnung. Nach so langer Zeit bist du endlich da!«
    »Hören Sie, Sie reden Unsinn.«
    »Halte dich von ihm fern, Hester. Versprich es mir!«
    »Dieses Versprechen werde ich nicht geben!«
    »Bitte.« McKee klang jetzt flehend. »Geh nicht zum Strand! Du musst mir vertrauen! Nicht nur du wirst Schaden davontragen. Auch Adeline wird Schmerz zugefügt werden – auf ewig. Denk an Linnie!«
    Wieder ein Donner.
    »Das ist doch lächerlich!« Hester wurde plötzlich laut und wunderte sich selbst über ihre Wut. »Sie ... Sie sind ein verrückter alter Mann, der an Gespenster glaubt. Sie haben mir nicht zu sagen, was ich tun und lassen soll. Ich kann gehen, wohin ich will. Der Strand hat mit Linnie überhaupt nichts zu tun. Er hat mit nichts irgendetwas zu

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