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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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tun!«
    Er fasste sie liebevoll am Arm, von ihren Beschimpfungen offensichtlich unberührt. »Alles ist miteinander verbunden, mein Kind.«
    Sie machte sich los, lief die Treppe hinauf und ließ die Krypta hinter sich. Schwere Regentropfen schlugen bereits gegen die Fenster des Kirchenschiffs.

Nachdem Pastor McKee sich verwirrend eilig verabschiedet hatte, kehrte Ezra nach Hause zurück. Der arme Alte! Mit seinen fortgeschrittenen Jahren litt er wohl unter beginnender Demenz.
    Im Haus war alles still. Es roch nach Brathühnchen und Kartoffelkuchen. Ezra atmete tief durch und hing seinen Mantel und seinen Hut an die Garderobe neben der Tür.
    »Sarah?«, rief er und ging in die Bibliothek, weil er dort seine Frau zu finden glaubte. Das Feuer war zu orangefarbener Glut zusammengesunken. Sein Journal lag auf dem Tisch neben dem Polstersessel, noch über Sarahs neuester Erwerbung: dem Roman Jane Eyre . Ezra nahm sein Journal und blätterte darin. Viele Seiten waren leer. Er lächelte. Vor einigen Wochen hatte seine Frau eine Lösung gefunden, wie man das Buch vor der Öffentlichkeit schützen konnte. Und ihre Gefährtinnen aus dem Meer hatten ihr mit ihren geheimnisvollen Kräften geholfen, den Planin die Tat umzusetzen: Sarah hatte die Möglichkeit, sich an den vollständigen Aufzeichnungen zu erfreuen, was sie auch oft tat – aber Fremden war dies nicht vergönnt.
    Ezra ging zum Fuß der Treppe. »Sarah?«, rief er hinauf.
    Mrs. Banks erschien am oberen Ende. Sie trug gefaltete Leinentücher über dem Arm. »Mr. Doyle! Sir! Meine Güte, Sie sind gesund! Dem Himmel sei Dank!«
    »Natürlich bin ich gesund, Annie. Wo ist Sarah?«
    »Na, sie ist zur Kirche gelaufen! Eine halbe Stunde mag es her sein, vielleicht auch mehr. Sie hat sich um Sie gesorgt!«
    Ezra runzelte die Stirn. »McKee und ich sind von der Kirche aus weiter zum Pub gegangen.«
    Er war schon nicht mehr zu sehen, als Mrs. Banks noch rief: »Man hat ein kleines Mädchen hierher geschickt. Sie hat gesagt, Sie seien krank geworden, in der Kirche ...« Bei dem Wort »Kirche« fiel die Haustür bereits donnernd ins Schloss.
    Mit seinen langen Beinen konnte Ezra weit ausschreiten, sodass er den Town Square nach sechzehn Minuten erreichte. Kurz bevor er bei der Kirche ankam, entrang sich seinem Inneren ein Laut. Er hörte das Gebrüll eines Mannes. Es waren verzweifelte, unkontrollierte Schreie, wie von einem verwirrten, gefangenen Tier.
    Ezra zog am linken Flügel des Hauptportals, aber die Tür war verschlossen. Auch das Rütteln an der rechten Seite war umsonst. In diesem Moment hörte er den Schrei einer Frau.
    Er lief zum Hintereingang. Das Herz raste ihm in der Brust, sein Atem ging schnell und vor Schweiß klebten ihm die Haare am Schädel. Aus dem Augenwinkel sah er in der Dunkelheit ein kleines Mädchen zwischen den Grabsteinen kauern. Sie umklammerte ein in Decken gewickeltes Bündel und schluchzte unter dem Lärm, der aus dem Inneren der Kirche drang.
    »Oh, Sir«, stammelte sie.
    Ezra erinnerte sich an Mrs. Banks´ Worte: »Ein kleines Mädchen hat gesagt, Sie seien krank geworden.«
    Er kümmerte sich nicht um das Kind und riss die Hintertür auf. Licht floss heraus, und wieder hörte Ezra die Schreie des Mannes, gedämpft zwar, nun aber doch mit deutlich zu unterscheidenden Worten. »Sie bringen Sie um!«
    Die Worte kamen aus der Krypta.
    Ezra sprang die Treppe hinab, immer drei Stufen auf einmal nehmend, und einen Augenblick später entfaltete sich das Geschehen vor seinen Augen.
    In einem der Sarkophage kniete Sarah, von Wasser und Blut triefend. Und Michael McKee – genau der Mann, auf dessen Gesundheit Ezra noch vor einer Stunde angestoßen hatte – hielt ein blutiges Messer in der Hand.
    Wie der Blitz stürzte Ezra auf ihn zu. Er packte den Alten am Kragen und riss ihn von seiner Frau weg. Rücklings fiel McKee zu Boden. Sarah hatte ihren Blick auf Ezra gerichtet, und für den Bruchteil einer Sekunde war Furcht in ihren Augen zu erkennen, Furcht um sich selbst und um Ezra, gefolgt von tiefster Resignation, bevor sie mit dem Gesicht voran ins Wasser fiel. Ezra griff nach ihr. Der Sarkophag schien nur mit Blut gefüllt zu sein, so dickflüssig und undurchsichtig, dass Ezra den Körper, der unter seiner Frau lag, nicht erkennen konnte. Im selben Moment sah er den Grund dafür: Einer der Hiebe des Alten hatte Sarah in den Hals getroffen. Das Blut sprudelte aus ihrer Halsschlagader heraus. Es war eine tödliche Verletzung.
    »Nein!«, rief er und

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