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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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Ton.
    Aber McKee blieb geduldig und sachlich. »Soviel ich weiß, braucht man zur Erlösung von Geistern einen Gegenstand aus ihrem irdischen Leben, der für sie eine wichtige Bedeutung hatte. In der Gegenwart dieses Objekts werden die Geister schwach, weil nun die Diskrepanz zwischen ihrer jetzigen Existenz und ihrem früheren irdischen Dasein deutlich wird. Und in diesem geschwächten Zustand kann man sie bannen oder sie überreden zu verschwinden – wenn man hartnäckig ist. Es klingt unbarmherzig – aber es ist der größte Gefallen, den man ihnen tun kann.«
    Hester strich sich mit beiden Händen das Haar aus der Stirn und dachte einen Moment nach. »Linnie hatte eine Puppe. Mir hat sie mal gesagt, sie hätte sie verloren. Aber in Peters Familie existiert noch eine Puppe, von der ich sicher bin, dass es die von Linnie ist.«
    »Wie heißt dieser Peter mit Nachnamen?«
    »Peter Angeln«, antwortete Hester.
    »Gepriesen sei der Herr!«, flüsterte Pastor McKee. Seine Augen begannen unter Tränen zu glänzen. »Hast du die Kraft, das zu tun? Willst du dir die Puppe besorgen und ihr helfen?«
    »Indem ich ihr bloß die Puppe zeige? Und sie ermutige zu gehen?«
    McKee biss sich auf die Lippe und nickte. »Ihre gefesselten Gefühle werden in ihre Seele zurückkehren.«
    Hester verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Sie sah irgendwo in die Ferne und dachte nach.
    »Alles ist miteinander verbunden«, wiederholte sie McKees Bemerkung schließlich leise murmelnd. »Ontstaan. Crotty. Angeln. Doyle.«
    »Worüber denkst du nach, Mädchen?«
    Hester sah ihn fest an. »Es gibt da Verkettungen untereinander, so viel ist sicher. Aber ich kriege sie nicht alle zusammen. Die Polizei weiß es nicht, aber zwischen drei der geschändeten Gräber gibt es auf jeden Fall eine Verbindung. Eleanor Ontstaan war die Tante von Adeline Angeln. Und beide sind in ein und derselben Nacht in dieser Kirche gestorben.«
    McKee schüttelte den Kopf wie über eine Schande.
    »Ich habe so viel darüber gelesen, wie ich nur finden konnte. Aber in der Old Colony stehen keine Einzelheiten. Ich weiß nicht, warum sie getötet wurden und wer es getan hat.«
    »Was hast du über das Grab der Crottys herausgefunden?«
    »Marijn war meine Urururgroßmutter und Eleanors Pflegekind. Wer Marijns biologische Mutter war, weiß ich nicht.« Mit einem Mal ging Hester auf, dass dies eine wichtige Information im Hinblick auf ihren Familienfluch war. Aber an dieser Stelle hatte sie bislang noch nicht weitergeforscht. Je tiefer sie in die Vergangenheit vordringen konnte, umso höher war die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Rätsel löste.
    »Und Doyle?«, bohrte McKee ermunternd weiter.
    Hester zuckte ratlos die Schultern. »Doyle ist der Autor eines Buches, das ich letzte Woche in der Bibliothek gestohlen habe. Linnie hat es gesehen, als sie mir über die Schulter gespäht hat. Was erklären könnte, warum sie sein Grab gewählt hat.«
    »Du hast ein Buch gestohlen?«
    Hester zog die Augenbrauen zusammen. »Eigentlich ist es nichtmeine Art, zu stehlen. Und im Grunde ist es Ihre Schuld. Es ist ein handgeschriebenes Buch über die Sirenen in unserer Bucht, und Sie haben mich überhaupt erst auf dieses Thema gebracht. Es ist die fantastischste Arbeit, die ich je gesehen habe.«
    Sie unterdrückte den Impuls, zu ihrer Tasche zu sehen. Sie brachte es nicht mal über sich, McKee dieses Buch zu zeigen. Sie würde es ihr Leben lang überhaupt niemandem zeigen!
    »Erzähl mir etwas, was du daraus behalten hast!« Er lehnte sich zurück, wie ein Kind, das auf eine Geschichte wartet.
    »Tja, da gibt es etwas sehr Interessantes: Ihre Herrscherin heißt Noo´kas – die Ureinwohner nennen sie Squauanit oder Squant – und ihr Reich scheint ziemlich gruselig zu sein. Sie lebt seit Zehntausenden von Jahren und ist wohl eine unverbesserliche Sammlerin. Ihr Thronsaal ist zu einer Ansammlung schrecklichsten Unrats verkommen.«
    »Hat je ein menschliches Wesen diesen Ort gesehen?«
    »Das weiß ich nicht – aber wenn ja, dann meiner Meinung nach bestimmt nicht freiwillig. Dieser Doyle hat ihn mit Sicherheit nicht selbst gesehen – jedenfalls hat er keine Zeichnungen davon gemacht. Und im Text steht nur, dass ein Mensch, den sie entführt hat, in der Regel ertrinkt. Es gibt nur eine Handvoll Menschen, die Squauanit erfolgreich in eine Sirene umwandeln konnte, mit Fischschwanz und was sonst noch dazu gehört. Diese Exemplare bleiben aber sterblich und verenden schnell in

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