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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Teufel ist das!«
    »Der Aufzug.« Hollis öffnete das bewegliche Gitter und machte eine einladende Geste.
    »Bitte, gehen Sie vor«, sagte Robert. »Ich bringe dann Ihre Taschen.«
    »Machen Sie, dass Sie da reinkommen!«, befahl Heidi. »Und. Zwar. Schnell.« Hollis schlüpfte hinter ihm hinein und klappte die Mahagonibank mit den Messingscharnieren an der Rückwand hoch, damit sie mehr Platz hatten.
    Aus der Nähe roch Heidi nach Schweiß, im Flughafen aufgestautem Zorn und muffigem Leder. Sie trug eine Jacke, an die sich Hollis noch aus der Zeit erinnern konnte, als sie gemeinsam auf Tour gegangen waren. Früher war sie schwarz gewesen, doch inzwischen waren die Säume abgewetzt.
    Robert gelang es, auf einen Knopf zu drücken. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, wobei er sich hörbar über das Gewicht beschwerte.
    »Das verdammte Ding bringt uns noch um«, sagte Heidi, als fände sie die Vorstellung nicht völlig reizlos.
    »Welches Zimmer hat Heidi?«, fragte Hollis.
    »Das direkt neben Ihnen.«
    »Gut«, sagte Hollis mit mehr Begeisterung, als sie empfand. Also das mit der gelben Seidenchaiselongue. Die Idee, die der Einrichtung ihres Zimmers zugrunde lag, war ihr zwar ebenso ein Rätsel, aber wenigstens ahnte sie, dass es eine gab. In dem Zimmer mit der gelben Seidenchaiselongue schien es um Spione zu gehen, traurige Spione, auf eine sehr britische Art und Weise, und um zwielichtige politische Skandale. Und Reflexologie.
    Als der Lift endlich in ihrem Stockwerk ankam, öffnete Hollis das Gitter und hielt dann Heidi und dem schwer beladenen Robert die Brandschutztüren auf. Heidi hastete durch die fensterlosen grünen Minikorridore, wobei ihre Körpersprache Unzufriedenheit mit allem und jedem ausdrückte. Hollis bemerkte, dass sich Robert Heidis Zimmerschlüssel zwischen zwei Finger geklemmt hatte. Sie nahm ihn an sich. Die Quasten waren moosgrün.
    »Dein Zimmer ist direkt neben meinem«, sagte sie zu Heidi, schloss die Tür auf und öffnete sie. Dann scheuchte sie Heidi hinein, wobei sie unwillkürlich an Elefanten und Porzellanläden denken musste. »Stellen Sie die Sachen einfach irgendwohin«, sagte sie leise zu Robert. »Um den Rest kümmere ich mich.« Sie nahm ihm zwei überraschend schwere Pappkartons ab, beide in etwa so groß, dass ein menschlicher Kopf hineingepasst hätte. Sofort entledigte er sich der verschiedenen Gepäckstücke. Sie steckte ihm einen Fünf-Pfund-Schein zu.
    »Vielen Dank, Miss Henry«, sagte er sichtlich erleichtert und ging hinaus.
    »Ich danke Ihnen, Robert«, erwiderte sie und schloss die Tür.
    »Was zum Teufel«, wollte Heidi lautstark wissen, »ist das?«
    »Dein Zimmer«, sagte Hollis, während sie das Gepäck an eine Wand stellte. »Wir sind hier in einem Privatclub, dem Inchmale beigetreten ist.«
    »Was für ein Club denn? Und was ist das?« Sie deutete auf einen großen, gerahmten Siebdruck, den Hollis im Vergleich zum übrigen Dekor noch am wenigsten merkwürdig fand.
    »Ein Warhol. Glaube ich.« Hatte Warhol sich mit dem Profumo-Skandal auseinandergesetzt?
    »Scheiße, ich hätte wissen sollen, dass Inchmale sich so was einfallen lässt. Wo steckt er denn?«
    »Nicht hier«, sagte Hollis. »Er hat ein Haus in Hampstead gemietet, nachdem Angelina und das Baby aus Argentinien gekommen sind.«
    Heidi wuchtete eine Kristallkaraffe mit breitem Fuß in die Höhe, zog den Pfropfen heraus und schnüffelte daran. »Whisky«, sagte sie.
    »Die farblose Flüssigkeit ist Gin«, erklärte Hollis vorsorglich, »kein Wasser.«
    Heidi kippte drei Finger Cabinet-Scotch in ein Highball-Glas, trank es mit einem Schluck leer, schüttelte sich, stellte die Karaffe wieder hin und beförderte den Pfropfen mit einem gefährlich lauten Klicken zurück in den Hals. Sie verfügte über die unheimliche Fähigkeit, jedes Ziel zu treffen, und hatte beim Dart noch nie verloren, obwohl sie sich keine Mühe gab, sondern die Pfeile eher beiläufig warf.
    »Möchtest du darüber reden?«, fragte Hollis.
    Heidi schlüpfte aus ihrer Lederjacke, warf sie beiseite und zog ihr schwarzes T-Shirt aus. Zum Vorschein kam ein olivgrüner kampfbereiter BH.
    »Netter BH.«
    »Aus Israel«, sagte Heidi. Sie schaute sich um und betrachtete die Ausstattung des Zimmers. »Herr im Himmel«, sagte sie. »Die Tapete sieht aus wie die Hosen von Hendrix.«
    »Das ist Satin, glaube ich.« Vertikal gestreift, in Grün, Burgunderrot, Ekrü und Schwarz.
    »Scheiße, sag ich doch«, erwiderte Heidi, zupfte an ihrem

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