Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
war, hielt eines schönen Tages ein kleiner grüner Korbwagen im Schloßhofe von Les Aigues. Der Herr Bürgermeister mit seiner Bürgermeisterin neben sich stieg aus und kam die Gartentreppe herauf. Rigou bemerkte die Gräfin an einem Fenster. Dem Bischof, der Kirche und dem Abbé Brossette völlig ergeben, welch letzterer eiligst vor seinem Feinde gewarnt hatte, ließ die Gräfin durch François sagen, die gnädige Frau sei nicht zu Hause.
Diese einer in Rußland geborenen Frau würdige Ungehörigkeit färbte des Benediktiners Gesicht gelb. Wenn die Gräfin so neugierig gewesen wäre, den Mann zu sehen, von dem der Pfarrer sagte: »Er ist ein Verdammter, der sich zur Abkühlung in die Schlechtigkeit taucht, wie in ein Bad!« würde sie es vielleicht vermieden haben, zwischen dem Bürgermeister und dem Schlosse den eisigen und berechneten Haß zu stellen, den die Liberalen den Royalisten gegenüber empfinden, einen Haß, der vermehrt wurde durch nachbarliche Reibereien, wobei die Erinnerung an eine gekränkte Eigenliebe stets von neuem lebendig wird.
Einige Einzelheiten über diesen Mann und seine Sitten werden das Verdienst haben, indem sie seine Teilnahme an dem von seinen beiden Bundesgenossen eine Hauptaktion genannten Komplott aufhellen, einen außerordentlich interessanten Typus zu schildern, nämlich den ländlicher Existenzen, die Frankreich eigentümlich sind; einen Typus, den noch kein Pinsel festzuhalten versucht hat. Uebrigens ist an diesem Menschen nichts gleichgültig, weder sein Haus noch seine Weise, das Feuer anzublasen, noch seine Art zu essen; seine Sitten, seine Meinungen, alles wird der Geschichte dieses Tales mächtig zustatten kommen. Dieser Renegat gibt endlich den Nutzen der Demokratie zu erkennen, deren Theorie und Praxis, Alpha und Omega, deren höchster Grad er ist.
Ihr erinnert euch vielleicht gewisser, schon in einigen früheren Szenen geschilderter Meister des Geizes? Zuerst des Provinzgeizhalses, des Vaters Grandet in Saumur, der geizig war wie ein Tiger grausam ist, dann des Halsabschneiders Gobseck, des Jesuiten des Goldes, dessen Macht allein er kostete und sich an den Tränen des Unglücks labte, dann des Barons von Nucingen, der die Geldschiebereien bis zur Staatsaktion erhob. Endlich erinnert ihr euch zweifelsohne jenes Portraits der häuslichen Knickerei, des alten Hochon von Issoudun, und jenes anderen Geizhalses aus Familiensinn, des kleinen la Baudraye aus Sancerre? Nun wohl, die menschlichen Gefühle, und vor allem der Geiz, haben so verschiedene Abstufungen in den verschiedenen Lebenskreisen unserer Gesellschaft, daß noch ein Geizhals auf den Brettern des Theaters unserer Sittenstudien übrig blieb. Rigou blieb übrig! Der egoistische, das heißt, der seine Genüsse hätschelnde Geizhals, der anderen gegenüber nüchtern und kalt ist, endlich der geistliche Geizhals, der Mönch geblieben, Mönch, um den Wohlleben genannten Zitronensaft auszupressen, und Weltgeistlicher geworden ist, um Staatsgelder wegzuschnappen. Setzen wir zuerst das andauernde Glück auseinander, das er darin fand, unter eigenem Dach und Fach zu schlafen.
Blangy, das heißt die sechzig von Blondet in seinem Briefe an Nathan beschriebenen Häuser, ist auf einer Bodenerhöhung auf der linken Seite der Thune gelegen. Da alle Häuser dort von Gärten umgeben sind, bietet das Dorf einen reizenden Anblick. Einige Häuser liegen längs des Wasserlaufs. Auf dem höchsten Punkte dieses ausgedehnten Erdhügels befindet sich die Kirche, einstmals mit ihrem Pfarrhaus zur Seite, deren Friedhof, wie das bei vielen Dörfern der Fall ist, die Kirchenfront umgibt.
Der gottvergessene Rigou hatte es nicht unterlassen, dies Pfarrhaus zu kaufen, das vordem von der guten Katholikin Mademoiselle Choin auf einem eigens dazu von ihr erstandenen Stück Boden erbaut worden war. Ein sich abstufender Garten, von dem aus das Auge über die Ländereien von Blangy, Soulanges und Cerneux schweifte, trennte das alte Pfarrhaus von der Kirche. Auf der entgegengesetzten Seite zog sich eine Wiese hin, die von dem letzten Pfarrer kurz vor seinem Tode erworben und von dem mißtrauischen Rigou mit einer Mauer umgeben worden war.
Da der Bürgermeister sich geweigert hatte, dem Pfarrhaus seine ursprüngliche Bestimmung wieder zu geben, hatte die Gemeinde sich genötigt gesehen, ein bei der Kirche gelegenes Bauernhaus zu kaufen. Man mußte fünftausend Franken ausgeben, um es zu vergrößern, wieder herzurichten und einen kleinen Garten
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