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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Tumult beherrschte.
    »Pst! Groison kommt!« schrie die Alte.
    Ein tiefes Schweigen herrschte in der Schenke. Als Groison in einer angemessenen Entfernung war, machte die alte Tonsard ein Zeichen und die Diskussion über die Frage, ob man wie im vergangenen Jahre ohne Dürftigkeitszeugnis stoppeln würde oder nicht, ging wieder von neuem los.
    »Ihr müßt schon gehorchen,« sagte Vater Fourchon, »denn der Tapezier hat den Präfekten aufgesucht, um ihn um Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu bitten. Wie Hunde, die wir ja sind, wird man euch totschlagen!« schrie der Alte, der die durch den Spanierwein hervorgerufene Schwere seiner Zunge zu besiegen suchte.
    So toll diese andere Meldung Fourchons auch war, sie stimmte doch alle Trinker nachdenklich: sie hielten die Regierung für fähig, sie mitleidlos niederzumetzeln.
    »Es hat derartige Unruhen in der Umgebung von Toulouse gegeben, wo ich in Garnison stand,« sagte Bonnebault; »wir sind losmarschiert, die Bauern sind niedergesäbelt und verhaftet worden ... Da gab's was zu lachen, als man sah, wie sie der Truppe Widerstand leisten wollten. Zehn wurden vom Gericht in Ketten gelegt, elf ins Gefängnis gesteckt; alles ist zuschanden gemacht worden, was! ... Soldat ist Soldat, ihr seid Zivilisten, man hat das Recht, euch niederzusäbeln und hott! ...«
    »Nun,« sagte Tonsard, »was habt ihr anderen denn, daß ihr wie Zicklein erschreckt? ... Kann man meiner Mutter, meinen Töchtern was nehmen? ... Man wird Gefängnis aufgebrummt kriegen? ... Schön, dort kriegt man zu fressen; das ganze Land wird der Tapezier nicht hineinbringen. Uebrigens werden sie beim Könige besser gefüttert werden als zu Hause, und im Winter heizt man bei ihnen ein! ...«
    »Ihr seid Einfaltspinsel,« brüllte Vater Fourchon, »besser ist's, den Bourgeois auszusaugen als ihn von vorne anzugreifen, geht doch! Anders werdet ihr lendenlahm gemacht werden. Wenn ihr das Bagno liebt, ist's eine andere Sache! Man arbeitet dort nicht so viel wie auf den Feldern, das stimmt, hat dort aber seine Freiheit nicht.«
    »Vielleicht,« sagte Vaudoyer, der sich als einer der kecksten in seinen Ratschlägen zeigte, »wär's besser, wenn einige von uns ihr Fell riskierten, um das Land von jenem Tier aus dem Gévaudan zu befreien, das sich am Avonnetor verschanzt hat ...«
    »Michaud eins auswischen? ...« fragte Nicolas. »Ich bin dabei.«
    »Die Sache ist noch nicht reif,« sagte Fourchon, »wir würden zu viel dabei verlieren, liebe Kinder. Wir müssen in Not geraten, Hunger schreien: der Bourgeois von Les Aigues und sein Weib werden uns dann Gutes tun wollen, und wir würden uns besser dabei stehen, als beim Stoppeln.«
    »Ihr seid Maulwurfsfänger!« schrie Tonsard. »Vorausgesetzt, es gibt Händel mit dem Gericht und mit den Truppen, – ein ganzes Land steckt man nicht ins Gefängnis, und in Ville-aux-Fayes und in den alten Edelleuten werden wir Leute haben, die durchaus gewillt sind, uns beizustehen.«
    »Das stimmt,« erklärte Courte-Cuisse, »nur der Tapezier beklagt sich, die Herren von Soulanges, von Ronquerolles und andere sind zufrieden! Wenn man bedenkt, daß ich, wenn dieser Kürassier den Mut gehabt hätte, sich wie die anderen töten zu lassen, noch glücklich sein würde in meinem Avonnetor, wo er das Unterste zu oberst gekehrt hat, daß man es nicht wiedererkennt! ...«
    »Man wird die Truppen nicht marschieren lassen eines Lumpen von Bourgeois wegen, der sich mit einem ganzen Lande schlecht steht!« sagte Godain. »Das ist sein Fehler! er will hier alles auf den Kopf stellen, alle Welt unterdrücken; die Regierung wird: ›Hände weg!‹ sagen.«
    »Die Regierung spricht nicht anders; sie ist dazu verpflichtet, die arme Regierung,« sagte Fourchon von einer plötzlichen Liebe zur Regierung gepackt; »ich beklage die gute Regierung! ... Sie ist unglücklich, ist ohne einen roten Heller, wie wir; ... das ist dumm für eine Regierung, die ihr Geld selber prägt ... Ach, wenn ich die Regierung wäre!...«
    »Aber in Ville-aux-Fayes hat man mir erzählt,« rief Courte-Cuisse, »daß Monsieur de Ronquerolles im Parlament von unseren Rechten gesprochen hat.«
    »Das steht in Monsieur Rigous Journal,« sagte Vaudoyer, der in seiner Eigenschaft als Exflurhüter zu lesen und zu schreiben verstand; »ich hab' es gelesen.«
    Trotz seiner falschen Zärtlichkeiten folgte der alte Fourchon, wie viele Leute aus dem Volke, deren Fähigkeiten durch die Trunkenheit belebt worden sind, mit klugem Auge

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