Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
und aufmerksamen Ohres der Unterhaltung, welche viele Selbstgespräche seltsam machten. Plötzlich nahm er, sich erhebend, mitten in der Schenke Aufstellung.
    »Hört den Alten an, er ist voll!« sagte Tonsard; »dann besitzt er die doppelte Bosheit: seine eigene und die des Weines! ...«
    »Spaniens! ... das macht drei!« unterbrach ihn Fourchon, wie ein Faun grinsend. »Liebe Kinder, man darf die Sache nicht von vorn anpacken; ihr seid zu schwach; greift sie mir von der Seite an! ... Macht tot, wie die Hunde! Die kleine Frau hat schon große Bange; ihr werdet sehen, man wird mit ihr bald zum Ziele kommen; sie wird das Land verlassen, und wenn sie's verläßt, wird ihr der Tapezier folgen, er kann ohne sie nicht sein. Das ist der Plan. Doch um ihre Abreise zu beschleunigen, meine ich, muß man ihnen ihren Ratgeber, ihre Kraft, unsern Spion, unsern Affen nehmen.«
    »Wer ist das?«
    »Ei, der verfluchte Pfarrer!« sagte Tonsard; »ein Sündenaufspürer, der uns mit Hostien satt machen will ...«
    »Ja, das ist wahr!« rief Vaudoyer, »wir waren glücklich ohne den Pfaffen. Man muß sich dieses Liebengottfressers entledigen; in die Hölle mit ihm!«
    »Der Schwachmatikus,« fuhr Fourchon fort, indem er den Abbé Brossette bei seinem Spitznamen nannte, den letzterer seinem schwächlichen Aussehen verdankte, »wird vielleicht irgendeinem schlauen Weibe erliegen, da er alle Fasten hält. Und, indem man's durch eine Katzenmusik ausposaunt, wenn man ihn beim Schäferstündchen ertappt hat, wird sein Bischof gezwungen sein, ihn anderswohin zu schicken. Das würde dem braven Vater Rigou verteufelte Freude machen. Wenn Courte-Cuisses Tochter ihre Bürgersfrau in Auxerre verlassen wollte – sie ist so hübsch, daß sie, wenn sie die Fromme spielte, das Vaterland retten würde. Und bum berum bum!«
    »Und warum solltest du das nicht sein?« sagte Godain ganz leise zu Cathérine; »da wird's einen Sack voll Geld einzuheimsen geben, um den Lärm zu vermeiden; und überdies würdest du Herrin hier sein ...«
    »Stoppeln wir? Stoppeln wir nicht?« fragte Bonnebault. »Was kümmert mich euer Abbé, ich, ich bin aus Conches, und wir haben dort keinen Pfarrer, der unser Gewissen mit seiner Klapper bearbeitet ...«
    »Halt,« meinte Vaudoyer, »man muß durch den Biedermann Rigou, der die Gesetze kennt, zu erfahren suchen, ob der Tapezier uns das Stoppeln verbieten kann, und er wird uns sagen, ob wir recht haben. Wenn der Tapezier im Rechte ist, dann wollen wir, wie der Alte sagt, die Sache von der Seite anpacken...«
    »Es wird Blut fließen! ...« sagte Nicolas, sich mit finsterer Miene erhebend, nachdem er eine ganze Flasche Wein ausgetrunken, die Cathérine ihm eingefüllt hatte, um ihn am Sprechen zu hindern. »Wenn ihr auf mich hören wollt, so schießt man Michaud ab! Aber ihr seid Lappärsche und Drückeberger!«
    »Ich nicht!« sagte Bonnebault. »Wenn ihr Freunde seid, die ihren Schnabel zu halten wissen, so nehme ich's auf mich, den Tapezier abzutun! Welche Freude, eine blaue Bohne in seinen dicken Wanst zu placieren! Das würde mich an allen meinen Stänkern von Offizieren rächen! ...«
    »So, so!« rief Jean Louis Tonsard, der ein bißchen für Gaubertins Sohn galt und hinter Fourchon eingetreten war.
    Dieser Bursche, der seit einigen Monaten Rigous hübscher Magd den Hof machte, folgte seinem Vater im Berufe eines Heckenstutzers und anderer tonsardischen [Fußnote: Wortspiel: tonsard heisst Scherer.] Fähigkeiten nach. Er ging in die Bürgerhäuser, schwatzte dort mit dem Herrn und dem Gesinde und sammelte dort Ideen, die ihn zum Orakel der Familie, zum Schlaukopf machten. In der Tat wird man sofort sehen, daß Jean Louis, indem er sich an Rigous Magd hielt, die gute Meinung rechtfertigte, die man von seiner Schlauheit hatte.
    »Nun, was hast du auf der Pfanne, Prophet?« fragte der Schenkwirt seinen Sohn.
    »Ich sage, daß ihr das Spiel der Bourgeois spielt,« erwiderte Jean Louis. »Die Leute von Les Aigues erschrecken, um eure Rechte zu wahren, schön; doch sie aus dem Lande treiben und Les Aigues verkaufen lassen, wie es die Bourgeois des Tales wollen, das geht gegen unsere Interessen. Wenn ihr die großen Güter aufteilen helft, woher soll man denn Ländereien nehmen, die bei der nächsten Revolution zu verteilen wären? ... Dann werdet ihr Land für ein Butterbrot kriegen, wie Rigou es bekommen hat. Wenn ihr es jedoch den Bourgeois in den Rachen werft, so werden diese es euch gründlich ausgebeutet und verteuert

Weitere Kostenlose Bücher