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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Rigous Anteil an diesem Hause noch hunderttausend Franken, obwohl er 1816 eine Summe von etwa hundertachtzigtausend Franken wieder abgehoben hatte, um sie im Stammregister der Staatsschuld eintragen zu lassen, wodurch er siebzehntausend Franken Rente erhielt. Lupin schätzte Rigou auf hundertfünfzigtausend Franken an Hypotheken in kleinen Summen auf großen Gütern. Sichtbarlich zog Rigou aus Ländereien gegen vierzigtausend Franken an reinen Einkünften. Man sah also bei Rigou etwa vierzigtausend Franken Rente. Was aber seinen Schatz anlangte, so war der ein x, das keine Verhältnisregel in Gleichung bringen konnte, ebenso wie der Teufel allein die Geschäfte kannte, die er mit Langlumé abkartete.
    Dieser schreckliche Wucherer, der noch zwanzig Jahre zu leben vermeinte, hatte feste Regeln erfunden, nach denen er operierte. Er lieh keinem Bauer etwas, der nicht wenigstens drei Hektar kaufte und die Hälfte des Barpreises bezahlte. Man sieht, daß Rigou die Mangelhaftigkeit des Gesetzes über die bei Parzellen angewandten Expropriationen und die Gefahr genau kannte, welche die übermäßige Aufteilung von Gütern durch den Fiskus und den Besitz laufen läßt. Verfolgt doch einen Bauern, der euch eine Furche nimmt, wenn er ihrer nur fünf besitzt! Der Scharfblick des Privatinteresses wird dem einer Versammlung von Gesetzgebern stets um fünfundzwanzig Jahre den Rang ablaufen. Welche Lehre für ein Land! Immer wird das Gesetz von einem umfassenden Geist, von einem genialen Manne und nicht von neunhundert Intelligenzen herrühren, die, so groß sie auch sein mögen, kleiner werden, indem sie eine Menge bilden. Enthält Rigous Gesetz nicht tatsächlich das Prinzip eines zu schaffenden Gesetzes zur Beseitigung des Unsinns, den die Teilung des Besitzes in halbe, in drittel, in viertel, in zehntel Zentiare darstellt, wie in der Gemeinde Argenteuil, wo man 30 000 Parzellen zählt?
    Dergleichen Operationen verlangten eine so ausgedehnte Gevatterschaft wie die, welche auf diesem Bezirke lastete. Da Rigou übrigens den dritten Teil der Verträge, die jährlich in Lupins Bureau abgeschlossen wurden, durch ihn ausfertigen ließ, fand er in dem Notar von Soulanges einen ergebenen Gevatter.
    Dieser Pirat konnte also in den Darlehensvertrag, den die Frau des Leihenden, wenn er verheiratet war, immer mit unterschrieb, die Summe mit einschließen, auf die sich die illegalen Zinsen beliefen. Der Bauer, der stets entzückt war, nur fünf von hundert während der Dauer des Darlehens zahlen zu müssen, hoffte immer, es durch eine angestrengte Arbeit, durch Düngemittel, die Rigous Pfand verbesserten, abzahlen zu können.
    Daher sind die trügerischen Wunder, die durch das, was törichte Nationalökonomen die Kleinkultur nennen, erzeugt wurden, das Resultat eines politischen Fehlers, dem wir es zu verdanken haben, daß wir französisches Geld nach Deutschland tragen müssen, um dort Pferde zu kaufen, die unser Land nicht liefert, ein Fehler, der die Produktion von Hornvieh derartig vermindern wird, daß das Fleisch nicht nur für das Volk, sondern auch für das Kleinbürgertum bald nicht mehr zu erschwingen sein wird. (Siehe »Der Dorfpfarrer«.)
    Darum rann zwischen Conches und Ville-aux-Fayes viel Schweiß für Rigou. Ihn respektierte jeder, während die vom General, dem einzigen, der Geld ins Land brachte, teuer bezahlte Arbeit ihm nur Verwünschungen und den reichen Leuten bezeugten Haß eintrug. Würden solche Tatsachen ohne den Blick, den wir auf die Mediokratie geworfen haben, nicht unerklärlich sein? Fourchon hatte Recht, die Bourgeois waren an die Stelle der Edelleute getreten. Diese Kleinbesitzer, deren Typ durch Courte-Cuisse repräsentiert wird, waren die dem Rechte der toten Hand unterworfenen Hörigen des Tiberius des Avonnetals, wie in Paris die Industriellen ohne Geld die Bauern der Hochfinanz sind.
    Soudry folgte Rigous Beispiel von Soulanges bis fünf Meilen oberhalb von Ville-aux-Fayes. Die beiden Wucherer hatten sich in den Bezirk geteilt. Gaubertin, dessen Raubgier sich in einer höheren Sphäre betätigte, machte seinen Gesellschaftern nicht nur keine Konkurrenz, sondern hinderte auch die Kapitalisten von Ville-aux-Fayes, diesen ertragreichen Weg einzuschlagen. Man kann sich nun denken, welchen Einfluß das Triumvirat Rigou, Soudry und Gaubertin bei den Wahlen durch die Wähler erlangte, deren Glücksumstände von ihrer Milde abhingen.
    Haß, Klugheit und Vermögen, das war das schreckliche Dreieck, durch welches

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