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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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verspräche.
    »Wir werden stoppeln, wir werden in der Uebermacht sein, ... oder Burgund ist nicht mehr Burgund!« sagte Vaudoyer. »Wenn die Gendarmen Säbel haben, besitzen wir Sicheln und wir wollen sehen!«
    Um viereinhalb Uhr drehte das große grüne Tor des alten Pfarrhauses sich in seinen Angeln und der von Jean am Zaume geführte Braune wandte sich dem Platze zu. Madame Rigou und Annette waren auf die Schwelle der Haustüre getreten und sahen den kleinen grüngestrichenen Korbwagen mit Lederverdeck an, in welchem der Herr auf guten Kissen saß.
    »Verspätet Euch nicht,« sagte Annette ein wenig schmollend.
    Alle Dorfbewohner, die bereits von den drohenden Beschlüssen, welche der Bürgermeister fassen wollte, unterrichtet worden waren, stellten sich in ihre Türen oder blieben auf der Hauptstraße stehen, als sie Rigou vorbeikommen sahen, da sie dachten, er führe nach Soulanges, um sie zu verteidigen.
    »Nun, Madame Courte-Cuisse, unser alter Bürgermeister will sich zweifelsohne für uns einsetzen,« sagte ein altes Spinnweib, welches die Forstfrevelfrage sehr interessierte; denn ihr Mann verkaufte Bündel gestohlenen Reisigs in Soulanges.
    »Mein Gott, das Herz blutet ihm angesichts der Vorgänge, er ist ebenso unglücklich wie wir,« antwortete die arme Frau, die schon allein beim Nennen ihres Gläubigers bebte und ihm aus Angst sein Lob sang.
    »Ach, das ist nicht der Rede wert; aber man hat ihn sehr schlecht behandelt!« »Guten Tag, Monsieur Rigou,« sagte die Spinnerin, welche Rigou ebenso wie seine Gläubigerin grüßte.
    Als der Wucherer die allerzeit durchfahrbare Thune durchquerte, sagte Tonsard, der aus seiner Schenke herausgekommen war, auf der Kantonalstraße zu Rigou:
    »Nun, Vater Rigou, der Tapezier will also, wir sollen seine Hunde sein?«
    »Das wollen wir sehen,« erwiderte der Wucherer, sein Pferd peitschend.
    »Er wird uns gut zu verteidigen wissen,« sagte Tonsard zu einer Gruppe von Weibern und Kindern, die sich um ihn geschart hatten.
    »Er denkt so viel an euch, wie ein Schankwirt an die Gründlinge denkt, wenn er seine Bratpfanne rein macht,« erwiderte Fourchon.
    »Nimm doch den Klöppel aus deiner Klappe, wenn du betrunken bist! ...« sagte Mouche, zog seinen Großvater an seiner Bluse und ließ ihn auf der Böschung am Fuße einer Pappel hinfallen. »Wenn der Schuft von Mönch das hörte, würdest du ihm deine Worte nicht mehr so teuer verkaufen! ...«
    Wenn Rigou nach Soulanges jagte, so war er tatsächlich aufgeregt über die so wichtige Nachricht, die der Verwalter von Les Aigues überbracht hatte und die ihm für das geheime Bündnis der avonneser Bourgeoisie bedrohlich erschien.

Zweiter Teil

I
Die Erste Gesellschaft von Soulanges
    Etwa sechs Kilometer von Blangy und in gleicher Entfernung von Ville-aux-Fayes erhebt sich amphitheatralisoh auf einem Hügel, einer Abzweigung des langen Rückens, der parallel mit jenem läuft, an dessen Fuße die Avonne fließt, die kleine Stadt Soulanges, die vielleicht mit mehr Recht als Mentes »die Hübsche« genannt wird.
    Am Fuße dieses Hügels breitet die Thune sich über einen Tonboden von einer Ausdehnung von etwa dreißig Hektar aus, an dessen Ende die auf zahlreichen Inselchen liegenden Mühlen von Soulanges eine so reizvolle Anlage bilden, wie sie ein Gartenarchitekt nur hätte erfinden können. Nachdem sie den Park von Soulanges bespült hat, wo sie schöne Wasserläufe und künstliche Seen speist, ergießt die Thune sich durch einen prächtigen Kanal in die Avonne.
    Das unter Ludwig XIV. nach Mansards Plänen wieder aufgebaute Schloß von Soulanges – eines der schönsten in Burgund – ist mit der Front gegen die Stadt hin gerichtet. So bieten sich Soulanges und das Schloß gegenseitig einen ebenso glänzenden wie anmutigen Anblick. Die Kantonalstraße zieht sich zwischen der Stadt und dem von der Landesbevölkerung von Soulanges ein wenig allzu prunkhaft »See« genannten Teich hin.
    Die kleine Stadt bildet eine jener natürlichen Kompositionen, die in Frankreich so überaus selten sind, wo Anmutiges dieser Art überhaupt fehlt. Dort werdet ihr in der Tat die Anmut der Schweiz, wie Blondet in seinem Briefe schrieb, die Anmut der Neufchâteler Gegend wiederfinden. Heitere Weinberge, die einen Gürtel um Soulanges bilden, vervollständigen diese Aehnlichkeit, nur der Jura und die Alpen fehlen; die Straßen, die übereinander am Hügel liegen, haben wenig Häuser, denn sie sind alle von Gärten umgeben, welche die in den

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