Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
der menschlichen Betriebsamkeit durchmacht. So werden Hanf und Flachs, nachdem sie dazu gedient haben, die Menschen sei es zu bedecken, sei es zu henken, nachdem sie über den Rücken einer Armee gewandert sind, Schreibpapier. Und Leute, die viel lesen oder schreiben, sind mit den Gewohnheiten eines Insekts namens Papierwurm, der ein wunderbares Verhalten zeigt, vertraut. Er vollzieht seine unbekannten Wandlungen in einem sorgsam aufbewahrten Ries weißen Papiers, und ihr seht ihn laufen und springen in seinem prachtvollen Gewände wie aus Talk oder Spat: er ist eine fliegende Blicke.
Der Engerling bildet die Verzweiflung des Grundbesitzers. Unterirdisch lebend, entgeht er dem behördlichen Rundschreiben, das erst dann sizilianische Vespern gegen ihn anordnen kann, wenn er Maikäfer geworden ist. Wenn das Landvolk wüßte, von welchem Unheil es bedroht wird, falls es die Maikäfer und Raupen nicht tötet, würde es den von den Präfekturen ausgegebenen Vorschriften besser Folge leisten.
Holland wäre beinahe zu Grunde gegangen; seine Deiche wurden durch die Pfahlmuscheln ausgehöhlt, und die Wissenschaft weiß noch nicht, zu welchem Insekt die Pfahlmuschel wird, wie man ja auch die vorhergehenden Verwandlungen der Cochenille nicht kennt. Das Mutterkorn ist wahrscheinlich eine Insektenkolonie, in der das Genie der Wissenschaft vorerst nur eine leichte Bewegung hat feststellen können.
So ahmten denn in Erwartung der Ernte und des Stoppellesens fünfzig alte Weiber die Arbeit des Engerlings am Fuße von fünf- oder sechshundert Bäumen nach, die im Frühjahr abgestorben sein und sich nicht mehr mit Blättern bedecken sollten; und sie waren inmitten der weniger zugänglichen Stellen ausgewählt worden, so daß das Zweigwerk ihnen gehören würde. Wer hatte ihnen dies geheime Mittel angegeben? Niemand. Courte-Cuisse hatte sich in Tonsards Schenke beklagt, in seinem Garten eine absterbende Ulme vorgefunden zu haben; diese Ulme begann zu kränkeln, und er hatte den Engerling in Verdacht. Denn Courte-Cuisse kannte die Engerlinge genau; und wenn ein Engerling am Fuße eines Baumes saß, war der Baum verloren ... Und er weihte sein Schenkenpublikum in die Arbeit des Engerlings ein, indem er sie genau beschrieb. Die alten Weiber begaben sich mit der Heimlichkeit und Geschicklichkeit von Zauberinnen an dieses Zerstörungswerk und wurden dazu veranlaßt durch die zur Verzweiflung treibenden Maßnahmen, die der Bürgermeister von Blangy traf und die zu treffen auch den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden anbefohlen wurde. Die Feldhüter trommelten eine Verfügung aus, die besagte, daß niemand ohne ein von den Bürgermeistern jeder Gemeinde ausgestelltes Bedürftigkeitszeugnis stoppeln und in den Weinbergen Nachlese halten dürfe.
Ein Muster dafür wurde vom Präfekten an den Unterpräfekten und durch diesen an jeden Bürgermeister gesandt. Die Großgrundbesitzer des Bezirks bewunderten des Generals von Montcornet Verhalten sehr, und der Präfekt sagte in seinen Salons, daß, wenn die Spitzen der Gesellschaft, statt in Paris zu wohnen, auf ihre Besitzungen kämen, würde man schließlich ein günstiges Ergebnis erzielen; denn solche Maßnahmen, fügte der Präfekt hinzu, müßten überall getroffen, sie müßten gemeinsam angewandt und durch Wohltaten, durch eine aufgeklärte Philanthropie, wie sie der General von Montcornet handhabe, gemildert werden.
Tatsächlich versuchten es der General und seine Frau unter des Abbé Brossettes Beistand mit der Wohltätigkeit. Sie hatten sich die Art und Weise wohl überlegt, sie wollten denen, die sie plünderten, durch untrügliche Resultate beweisen, daß sie mehr dabei gewännen, wenn sie sich mit erlaubten Arbeiten beschäftigten. Sie lieferten Hanf zum Spinnen und bezahlten den Arbeitslohn; die Gräfin ließ dann aus dem Faden Leinwand herstellen, um Bettücher, Tischtücher, derbe Küchenwäsche und Hemden für die Bedürftigen daraus zu machen.
Der Graf nahm Verbesserungen vor, die Arbeiter verlangten, und er verwendete nur die aus den umliegenden Gemeinden. Sibilet war mit den Einzelheiten beauftragt, während der Abbé Brossette der Gräfin die wirklich Bedürftigen nannte und sie ihr häufig zuführte. Madame de Montcornet hielt ihre Wohltätigkeitssitzungen in dem großen Vorzimmer, das nach der Auffahrt hinaus ging. Es war ein schöner, mit weißem und rotem Marmor belegter Wartesaal, der mit einem prächtigen Kachelofen geschmückt und mit langen, mit rotem Samt
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