Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Grimasse einen scheinheiligen Ausdruck verlieh; zu gleicher Zeit beeilte sie sich, eine tiefe Verbeugung zu machen.
»Ihr stoppelt also auch, obwohl Euch meine Frau doch ein schönes Stück Geld verdienen läßt?«
»Ach, mein lieber Herr, Gott möge Sie bei guter Gesundheit erhalten! Sehen Sie, mein Junge frißt mir allens weg, und ich bin gezwungen, dat bißchen Getreide zu verstecken, damit ich Brot im Winter habe. Ich bringe da noch en bißchen zusammen ... dat hilft ein wenig weiter.«
Das Stoppeln brachte den Stopplern geringe Erträgnisse. Da sie sich unterstützt fühlten, ließen Pächter und Meier ihre Felder gut mähen, überwachten das Zusammensetzen der Garben und das Aufladen, so daß es sehr viel weniger Unterschlagung und Raub als in den vorhergehenden Jahren gab.
Gewöhnt, in ihren Aehrenbüscheln eine bestimmte Getreidemenge zu finden, die sie dieses Mal dort vergeblich suchten, empfanden die wahren wie die falschen Bedürftigen, welche den Straferlaß in Conches vergessen hatten, eine düstere Unzufriedenheit. Diese wurde durch die Tonsards, Courte-Cuisse, Bonnébault, Laroche, Vaudoyer, Godain und ihre Anhänger in den Szenen, die sich in der Schenke abspielten, noch verschlimmert. Nach der Weinernte wurde es noch übler; denn die Nachlese begann erst, nachdem die Weinberge abgeerntet und von Sibilet mit bemerkenswerter Strenge nachgesehen worden waren. Diese Maßnahme brachte die Gemüter zum Aeußersten. Wenn aber eine so große Kluft zwischen der sich auflehnenden und empörenden und der bedrohten Klasse gähnt, verstummen die Worte. Von dem, was da angezettelt wird, merkt man erst durch die Geschehnisse etwas; denn die Mißvergnügten geben sich nach Maulwurfsart einer unterirdischen Arbeit hin.
Der Soulanger Jahrmarkt war in ziemlich ruhiger Weise verlaufen, mit Ausnahme von einigen Reibereien zwischen der ersten und zweiten Gesellschaft der Stadt, die durch den unruhigen Despotismus der Königin hervorgerufen worden waren, da diese die Herrschaft nicht dulden wollte, welche die schöne Euphémie Plissoud im Herzen des brillanten Lupin, dessen flatterhafte Glut sie für immer gefesselt zu haben schien, errichtet und gegründet hatte.
Der Graf und die Gräfin waren weder auf dem Soulanger Jahrmarkte noch auf dem Tivolifest erschienen, und das wurde ihnen von den Soudry, den Gaubertin und ihren Anhängern als ein Verbrechen angerechnet. Das war Stolz, das war Verachtung, hieß es bei Madame Soudry!
Während dieser Zeit suchte die Gräfin die Leere, die Emiles Abwesenheit in ihr verursachte, durch das ungeheure Interesse auszufüllen, das schöne Seelen an die Wohltaten knüpft, die sie tun oder zu tun glauben. Der Graf seinerseits beschäftigte sich mit nicht geringerem Eifer mit den materiellen Verbesserungen in der Verwaltung seines Besitztums, die seiner Meinung nach auch die Lage und damit den Charakter der Bewohner dieser Gegend in günstiger Weise beeinflussen mußten. Von Abbé Brossettes Ratschlägen und Erfahrung unterstützt, erlangte Madame de Montcornet mit der Zeit eine statistisch genaue Kenntnis der armen Familien in der Gemeinde, ihrer Lage, ihrer Bedürfnisse, ihrer Existenzmittel sowie der Ueberlegung, mit der man ihrer Arbeit zu Hilfe kommen mußte, ohne sie selber müßig und faul zu machen. Die Gräfin hatte Geneviève Niseron, die Péchina, in einem Kloster in Auxerre unter dem Vorwande untergebracht, sie dort Nähen lehren zu lassen, um sie später bei sich beschäftigen zu können, in Wirklichkeit aber, um sie den ruchlosen Nachstellungen Nicolas Tonsards, den Rigou vom Militärdienst hatte losbekommen können, sicherzustellen. Auch dachte die Gräfin, daß eine fromme Erziehung, die Klausur und eine klösterliche Ueberwachung mit der Zeit die glühende Leidenschaftlichkeit dieses frühreifen kleinen Mädchen zu bändigen vermöchten, deren montenegrinisches Blut ihr manchmal wie eine drohende Flamme vorkam, die sich von ferne anschickte, das häusliche Glück ihrer getreuen Olympe Michaud in Brand zu setzen.
Man war also ruhig im Schlosse von Les Aigues. Der Graf, von Sibilet eingeschläfert, von Michaud beruhigt, beglückwünschte sich zu seiner Festigkeit und dankte seiner Frau, durch ihre Wohltätigkeit mit zu dem unendlich großen Ergebnis ihrer Ruhe beigetragen zu haben. Die Frage des Holzverkaufs zu lösen, hob sich der Graf für Paris auf, wo er sich mit Händlern ins Einvernehmen setzen wollte. Er hatte keine Ahnung, in welcher Weise der Handel vor sich
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