Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Soulanger Postmeisters und, wie man später sehen wird, mit Gaubertin und den Gendrin verbündet war.
»Das wird sich nicht so leicht machen lassen, liebe Kleine,« sagte Madame Soudry, »doch hindere den Grafen nicht, seine Maßnahmen zu treffen, man weiß nicht, wie leicht oft die schwierigsten Dinge sich in Paris durchsetzen lassen. Ich hab' den Chevalier Gluck zu Füßen der seligen Madame gesehen, und sie hat seine Rolle gesungen, sie, die sich für Piccini, einen der liebenswürdigsten Männer seiner Zeit, hätte in Stücke hacken lassen! Niemals ging dieser liebe Herr zu Madame hinein, ohne mich um die Taille zu fassen und mich sein ›schönes loses Mädchen‹ zu nennen!«
»Ei, ei,« rief der Brigadier, als seine Frau ihm diese Neuigkeit mitgeteilt hatte, »glaubt er, daß er unser Land leiten, hier alles nach seiner Weise ummodeln, daß er die Leute hier im Tale wie die Kürassiere seines Regiments rechts und links schwenkt machen lassen kann? Diese Offiziere haben Herrschaftsgewohnheiten! ... Doch Geduld! wir haben die Herren von Soulanges und von Ronquerolles für uns! ... Armer Vater Guerbet, er ahnt ja nicht, daß man ihm die schönsten Rosen seines Stockes stehlen will!...«
Diese Phrase in Dorats Art hatte die Cochet von Mademoiselle, die sie von Bouret hatte, der sie wiederum von irgendeinem Redakteur des »Mercure« hatte; und Soudry wiederholte sie so oft, daß sie in Soulanges sprichwörtlich geworden ist.
Vater Guerbet, der Soulanger Steuereinnehmer, war ein geistreicher Mann, das heißt der Bruder Lustig der kleinen Stadt und einer von Madame Soudrys Salonhelden. Dieser Ausfall des Brigadiers gibt durchaus die Meinung wieder, die sich über den »Bourgeois von Les Aigues« von Conches bis nach Ville-aux-Fayes bildete, wo sie dank Gaubertins Bemühungen überall noch sehr verschlimmert ward.
Sibilets Einsetzung fand gegen Ende des Herbsts 1817 statt. Das Jahr 1818 ging hin, ohne daß der General Les Aigues betrat; denn die Vorbereitungen seiner Heirat mit Mademoiselle de Troisville, die in den ersten Tagen des Jahres 1819 geschlossen wurde, hielten ihn den größten Teil des vorhergehenden Sommers in der Gegend von Alençon auf dem Schlosse seines Schwiegervaters zurück, wo er seiner Zukünftigen den Hof machte. Außer Les Aigues und seinem prachtvollen Hause in Paris besaß der General de Montcornet sechzigtausend Franken Staatsrente und bekam den Sold eines zur Disposition gestellten Generalleutnants. Obwohl Napoleon den berühmten Haudegen zum Grafen des Kaiserreiches ernannt und ihm ein Wappen mit der mittelalterlichen Devise: »Zum Angriff geblasen!« verliehen hatte, wußte Montcornet, daß er ein Kunsttischlersohn des Faubourg Saint-Antoine war, was er freilich gern vergaß. Nun starb er vor Verlangen, zum Pair von Frankreich ernannt zu werden. Den Großcordon der Ehrenlegion, sein Sankt Ludwigskreuz und seine hundertvierzigtausend Franken Rente rechnete er für nichts. Vom Adelstick besessen, brachte ihn der Anblick eines Ordens vom heiligen Geiste außer sich. Der prächtige Kürassier von Eßling würde den Staub des Pont Royal aufgeleckt haben, um bei den Navarreins, den Lenoncourt; den Grandlieu, den Maufrigneuse, d'Espard, Vandenesse, den Verneuil, d'Herouville und den Chaulieu usw. empfangen zu werden.
Als es ihm seit 1818 festzustehen schien, daß ein Wechsel zugunsten der Familie Bonaparte unmöglich sei, ließ Montcornet sich durch einige ihm befreundete Frauen im Faubourg Saint-Germain austrommeln, und sein Herz, seine Hand, sein Hotel und sein Vermögen für den Preis irgendwelcher Verbindung mit einer großen Familie anbieten.
Nach unerhörten Bemühungen entdeckte die Herzogin von Carigliano einen Schuh für des Generals Fuß in einem der drei Zweige der Familie de Troisville, nämlich dem des Vicomte, der seit 1789 in russischen Diensten stand und 1815 von der Emigration zurückgekehrt war. Der Vicomte – arm wie ein jüngerer Sohn – war mit einer Prinzessin Scherbelhof verheiratet, die ein Vermögen von etwa einer Million besaß, hatte sich aber durch zwei Söhne und drei Töchter arm gemacht. Zu seiner alten und mächtigen Familie gehörte ein Pair von Frankreich, der Marquis von Troisville, der Chef des Namens und des Wappens, sowie zwei Deputierte, die alle zahlreiche Nachkommenschaft besaßen und ihrerseits im Staatshaushalt, im Ministerium und bei Hofe wie Fische um eine Brotrinde herum sich bewegten. Sobald Montcornet durch die Marschallin, eine der den
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