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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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jeder von ihnen wie früher seinen Rechnungsführer hätte. So hat er zum Beispiel alle Konkurrenz so gut beseitigt, daß er völlig Herr der Verdingungen ist; die Krone und der Staat sind ihm zinsbar. Die Holzschläge der Krone und des Staates, die versteigert werden, gehören Gaubertins Händlern; kein Mensch ist heute stark genug, sie ihnen streitig zu machen. Im letzten Jahre wollte Monsieur Mariotte aus Auxerre, durch den Domänendirektor aufgestachelt, Gaubertin Konkurrenz machen: zuerst hat Gaubertin ihn den üblichen Preis zahlen lassen; als es sich dann darum handelte, die Ausbeutung zu bewerkstelligen, haben die Avonneser Arbeiter derartige Preise verlangt, daß Monsieur Mariotte sich genötigt sah, solche aus Auxerre kommen zu lassen, und die aus Ville-aux-Fayes haben sie verprügelt. Es gab einen Strafprozeß gegen den Leiter der Koalition und den Leiter der Keilerei. Dieser Prozeß hat Monsieur Mariotte Geld gekostet; er hat, abgesehen von dem Odium, arme Leute haben verurteilen zu lassen, alle Kosten bezahlt, da die Verlierenden nicht einen roten Heller besaßen. Ein Prozeß gegen arme Leute bringt dem, der unter ihnen lebt, nur Haß ein. Lassen Sie sich diese Maxime nebenbei gesagt sein; denn Sie werden gegen alle Armen des Bezirks hier zu kämpfen haben. Das ist noch nicht alles. Alles gerechnet, verliert der arme Vater Mariotte, ein braver Mann übrigens, bei diesem Zuschlag. Er ist gezwungen, alles bar zu bezahlen, und verkauft auf Kredit; Gaubertin liefert Holz zu unerhörten Krediten, um seinen Konkurrenten zu ruinieren. Er gibt sein Holz fünf Prozent unter dem Selbstkostenpreis ab; auch hat der Kredit des armen Biedermanns Mariotte einen harten Stoß erlitten. Kurz, heute noch verfolgt und setzt Gaubertin dem armen Monsieur Mariotte so zu, daß er, wie es heißt, nicht nur Auxerre, sondern auch den Bezirk verlassen wird, und er tut gut daran! Infolge dieses Streiches sind die Besitzer für lange Zeiten den Händlern ausgeliefert, die jetzt die Preise machen, wie in Paris die Möbelhändler im Auktionshause den Auktionskommissaren. Doch erspart Gaubertin den Gutsbesitzern so viele Verdrießlichkeiten, daß sie dabei gewinnen.«
    »Und in welcher Weise?« fragte der General.
    »Erstens, jede Vereinfachung nützt früher oder später allen Interessenten,« antwortete Sibilet. »Zweitens haben die Besitzer Sicherheit für ihre Einkünfte. Wo es sich um Bodennutzung handelt, ist das die Hauptsache, Sie werden es sehen! Kurz, Monsieur Gaubertin ist der Vater der Arbeiter, er bezahlt sie gut und verschafft ihnen immer Arbeit. Da nun ihre Familien auf dem Lande wohnen, werden die Wälder der Händler und die der Besitzer, die ihre Interessen Gaubertin anvertrauen, wie es die Herren von Soulanges und von Ronquerolles tun, nicht mehr verwüstet. Man sammelt dort das abgestorbene Holz und das ist alles.«
    »Dieser Schelm von Gaubertin hat seine Zeit nicht verloren!« rief der General aus.
    »Er ist ein tüchtiger Mann,« erwiderte Sibilet. »Er ist, wie er sagt, der Verwalter der besten Hälfte des Bezirks, anstatt der Verwalter von Les Aigues zu sein. Jedem nimmt er eine Kleinigkeit ab, und diese Kleinigkeit bringt ihm auf zwei Millionen jährlich vierzig- oder fünfzigtausend Franken ein. Die Pariser Kamine, sagt er, bezahlen alles! Das ist Ihr Feind, Herr Graf! Meiner Meinung nach müßten Sie kapitulieren, indem Sie sich mit ihm aussöhnen. Wie Sie wissen, ist er mit Soudry, dem Gendarmerieunteroffizier von Soulanges, und mit Monsieur Rigou, unserem Bürgermeister von Blangy, befreundet; die Feldhüter sind seine Kreaturen. Die Unterdrückung der Delikte, die Sie ärmer machen, wird damit unmöglich. Besonders seit zwei Jahren werden Ihre Wälder schamlos verwüstet. Daher haben denn auch die Gravelot gute Aussichten, ihren Prozeß zu gewinnen; denn sie sagen: ›Nach dem Wortlaut des Vertrages liegt Ihnen die Bewachung der Wälder ob; Sie bewachen Sie nicht, Sie tun uns unrecht; geben Sie uns Schadenersatz mit Zinsen.‹ Das ist ziemlich billig, ist aber kein Grund, einen Prozeß zu gewinnen.«
    »Man muß einen Prozeß anzunehmen und Geld dabei zu verlieren wissen, um in der Zukunft keinen mehr zu haben!« sagte der General.
    »Sie werden Gaubertin sehr glücklich machen!« erwiderte Sibilet.
    »Wie das?«
    »Gegen die Gravelot einen Prozeß führen heißt für Sie: Leib an Leib mit Gaubertin kämpfen, der sie vertritt,« antwortete Sibilet. »Auch wünscht er sich nichts sehnlicher als diesen

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