Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
General, seiner Frau den Brief zeigend, »wollen Sie in diesem Jahre eher als im vorigen nach Les Aigues gehen?«
»Reisen Sie hin; nach den ersten schönen Tagen werde ich Ihnen folgen,« sagte die Gräfin, die ganz zufrieden war, allein in Paris zu bleiben.
Der Graf, der die tödliche Wunde kannte, durch welche die Blüte seiner Einkünfte verschlungen wurde, reiste also allein mit dem Vorsatz ab, strenge Maßnahmen zu treffen. Doch der General rechnete, wie man sehen wird, ohne seinen Gaubertin.
VIII
Die große Revolution eines kleinen Tales
»Nun, Meister Sibilet,« sagte der General am Morgen nach seiner Ankunft zu seinem Verwalter, ihm einen familiären Zunamen gebend, der bewies, wie sehr er die Kenntnisse des alten Anwaltsgehilfen zu schätzen wußte, »wir befinden uns also nach dem ministeriellen Wort in ernsten Umständen?«
»Jawohl, Herr Graf,« antwortete Sibilet, der den General begleitete.
Der glückliche Besitzer von Les Aigues lustwandelte vor dem Verwalterhause eine Bodenfläche entlang, wo Madame Sibilet Blumen züchtete und an deren Ende die durch den prachtvollen von Blondet beschriebenen Kanal bespülte ausgedehnte Wiese begann. Von dort aus erblickte man in der Ferne das Schloß Les Aigues, ebenso wie man von Les Aigues aus den Verwalterpavillon in Seitenansicht sah.
»Wo aber stecken die Schwierigkeiten?« fuhr der Graf fort. »Ich werde den Prozeß mit den Gravelot durchfechten, eine Geldwunde ist nicht tödlich; und ich will die Verpachtung meines Forstes so gut bekannt machen, daß ich dank der Konkurrenz den wirklichen Wert dafür bekommen werde.«
»Die Dinge gehen so nicht, Herr Graf,« erwiderte Sibilet, »was wollen Sie tun, wenn Sie keine Abnehmer finden?«
»Dann werde ich mein schlagbares Holz selber fällen und es verkaufen.«
»Sie wollen Holzhändler sein?« sagte Sibilet, der den General eine Schulterbewegung machen sah. »Ich bin dabei. Sehen wir aber einmal von Ihren Angelegenheiten hier ab. Versetzen wir uns nach Paris. Sie müssen dort einen Stapelplatz mieten, ein Patent und Steuern bezahlen, Schiffahrtsabgaben und Zölle entrichten, Ausgaben für Ausladen und Aufstapeln machen; endlich einen Rechnungsführer haben.«
»Das ist untunlich,« unterbrach ihn der erschrockene General lebhaft. »Doch warum sollte ich keine Abnehmer finden?«
»Der Herr Graf hat Feinde im Lande ...«
»Wen?«
»Zuerst Monsieur Gaubertin...«
»Sollte das der Schuft sein, in dessen Stelle Sie gerückt sind?«
»Nicht so laut, Herr Graf,« sagte Sibilet bestürzt, »um Gotteswillen nicht so laut! Meine Köchin könnte Sie hören...«
»Wie, ich kann auf meinem Grund und Boden nicht von einem Elenden sprechen, der mich bestahl?« antwortete der Graf.
»Im Namen Ihrer Ruhe, Herr Graf, kommen Sie weiter fort... Monsieur Gaubertin ist Bürgermeister von Ville-aux-Fayes.«
»Ah! ich gratuliere Ville-aux-Fayes herzlich dazu; das ist, alle Wetter, eine gut verwaltete Stadt!...«
»Erweisen Sie mir die Ehre, mich anzuhören, Herr Graf, und glauben Sie mir, daß es sich um die ernstesten Dinge, um Ihre Zukunft hier handelt.«
»Ich höre. Setzen wir uns auf die Bank da.« »Als Sie Monsieur Gaubertin fortgeschickt hatten, Herr Graf, mußte er sich eine Beschäftigung suchen; denn er war nicht reich.«
»Er war nicht reich! Und stahl hier jährlich mehr als zwanzigtausend Franken!«
»Ich beabsichtige nicht, ihn zu rechtfertigen, Herr Graf,« antwortete Sibilet. »Ich möchte Les Aigues prosperieren sehen, und wäre es nur, um Ihnen Gaubertins Unredlichkeit zu beweisen. Aber täuschen wir uns nicht, wir haben in ihm den gefährlichsten Schelm, den es in ganz Burgund gibt, und er hat sich in die Lage gesetzt, Ihnen zu schaden.«
»Und wie?« fragte der General, der besorgt geworden war.
»So wie Sie ihn sehen, steht Gaubertin an der Spitze von etwa dem dritten Teile der Pariser Verproviantierung. Als Generalagent des Holzhandels leitet er die Ausbeutung der Wälder, das Fällen, die Bewachung, das Flößen, das aus dem Wasser holen und die Verladung des Holzes. Da er ständig mit den Arbeitern in Fühlung steht, ist er Herr der Preise. Er hat drei Jahre gebraucht, um sich diese Stellung zu schaffen, sitzt dafür jetzt aber auch wie in einer Festung darin. Da er der Vertrauensmann aller Händler geworden ist, begünstigt er weder den einen noch den anderen; er hat alle Arbeiten zu ihrem Vorteil reguliert, und ihre Geschäfte werden besser und weniger kostspielig geregelt, als wenn
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