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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Luxus, doch eine bescheidene Wohlhabenheit zu verschaffen. Sie haben Monsieur Leclercqs Glück gemacht, warum bringen Sie mich nicht in Paris bei der Bank unter?«
    »Wir werden später sehn, ich werd' dich placieren,« erwiderte der ehrgeizige Verwandte: »erwirb dir Kenntnisse, alles nützt!«
    Bei solcher Verfassung sorgte der Brief, in welchem Madame Soudry ihrem Schützling schrieb, er solle in aller Eile kommen, dafür, daß Adolphe durch tausend Luftschlösser hindurch nach Soulanges eilte. Vater Sarcus, dem die Soudry die Notwendigkeit bewiesen, einen Schritt im Interesse seines Schwiegersohns zu tun, hatte sich schon am folgenden Morgen dem General vorgestellt und ihm Adolphe als Verwalter vorgeschlagen. Auf Madame Soudrys Rat hin, die das Orakel der kleinen Stadt geworden war, hatte der Biedermann seine Tochter mitgenommen, deren Anblick den Grafen Montcornet tatsächlich günstig stimmte.
    »Ich will mich nicht entscheiden,« antwortete der Graf, »ohne Auskünfte eingezogen zu haben; doch will ich niemanden suchen, bis ich geprüft habe, ob Ihr Schwiegersohn allen Bedingungen gerecht werden kann, die für solchen Posten notwendig sind. Der Wunsch, ein so reizendes Wesen in Les Aigues festzuhalten ...«
    »Mutter zweier Kinder, General,« sagte Adeline schlau genug, um der Galanterie des Kürassiers zu entgehen.
    Alle Schritte des Generals wurden von den Soudry, von Gaubertin und Lupin in erstaunlicher Weise vorausgesehen. Sie verschafften ihrem Kandidaten im Bezirkshauptorte, wo ein königlicher Gerichtshof seinen Sitz hat, die Protektion des Rats Gendrin, eines entfernten Verwandten des Präsidenten von Ville-aux-Fayes, die des Barons Bourlac, des Generalprokurators, der den jungen Soudry förderte, und dann den eines Rats der Präfektur namens Sarcus, eines Vetters dritten Grades des Friedensrichters. Von seinem Sachwalter bis zur Präfektur, an die der General sich selber wandte, war alle Welt also dem armen Katasterbeamten, der überdies solche Teilnahme einflößte, wie es hieß, gnädig gesinnt. Seine Ehe machte Sibilet untadelig wie ein Roman von Miß Edgeworth und stellte ihn obendrein noch als einen uneigennützigen Mann hin. Die Zeit, welche der fortgejagte Verwalter notgedrungener Weise noch in Les Aigues verbrachte, wurde von ihm ausgenutzt, um seinem alten Herrn Verlegenheiten zu bereiten. Eine einzige der kleinen von ihm gespielten Szenen läßt alle übrigen erraten. Am Morgen vor seinem Weggange richtete er es so ein, daß er Courte-Cuisse begegnete, dem einzigen Wächter, den er für les Aigues hatte, dessen Ausdehnung mindestens ihrer drei erforderte.
    »Nun, Monsieur Gaubertin,« fragte ihn Courte-Cuisse, »Sie haben sich also mit unserem Herrn gezankt?«
    »Man hat's dir bereits gesagt! ...« antwortete Gaubertin. »Schön, ja; der General beabsichtigt uns wie seine Kürassiere zu behandeln; er kennt die Burgunder nicht! Der Herr Graf ist nicht zufrieden mit meinen Diensten, und, da ich mit seinem Wesen nicht zufrieden bin, sind wir beide aneinander geraten, beinahe handgreiflich; denn er ist heftig wie ein Sturm ... Nimm dich in acht, Courte-Cuisse! Ach, mein Alter, ich hatte geglaubt, dir einen besseren Herrn geben zu können!...«
    »Ich weiß es wohl,« antwortete der Wächter, »und ich würde Ihnen gern gedient haben. Donnerwetter, wenn man sich seit zwanzig Jahren kennt! Sie haben mich hier angestellt zur Zeit der armen lieben verehrungswürdigen Madame! Ach, welch eine gute Frau! So eine gibt's nicht mehr... Das Land hat seine Mutter verloren!...«
    »Sag doch, Courte-Cuisse, wenn du willst: kannst du uns da gute Hilfe leisten?«
    »Sie bleiben also im Lande? Man sagte uns, Sie würden nach Paris gehen!...«
    »Nein, in Erwartung des Endes, das die Dinge nehmen, werd' ich mich in Ville-aux-Fayes beschäftigen. Der General ahnt nicht, wie das Land hier beschaffen ist, er wird sich verhaßt machen, siehst du... Man muß sehen, wie das ausgeht. Tue deinen Dienst nur so obenhin. Er wird dir sagen, du sollst die Leute mit dem Stock regieren; denn er sieht ja genau, wo der Hase im Pfeffer liegt. Aber du wirst ja nicht so dumm sein, dich dem auszusetzen, daß du aus Liebe zu seinem Holz von den Leuten des Landes verwammst wirst oder dir vielleicht noch was Schlimmeres zustößt!«
    »Er wird mich fortschicken, mein lieber Monsieur Gaubertin, und Sie wissen ja, wie glücklich ich in dem Avonnetor bin...«
    »Der General wird seine Besitzung bald über kriegen,« erwiderte ihm

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