Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Gerichtschreibers in Ville-aux-Fayes geschaffen.
Sibilets älteste Tochter hatte Monsieur Hervé, einen Institutinhaber, geheiratet, dessen Anstalt auf Grund dieser Heirat gerade in ein Gymnasium umgewandelt worden war, und seit einem Jahre erfreute sich Ville-aux-Fayes eines Gymnasialdirektors.
Sibilet, Herrn Gorbinets Hauptschreiber, erwartete von den Gaubertin, Soudry, Leclercq die notwendigen Garantien zur Erwerbung des Notariats seines Vorgesetzten.
Der letzte Sohn des Gerichtsschreibers war bei den Domänen angestellt, mit dem Versprechen, dem Einnehmer der indirekten Steuern in seinem Amte nachzufolgen, sobald der Beamte die nötigen Dienstjahre erreicht haben würde, um pensionsberechtigt in den Ruhestand zu treten.
Die sechzehnjährige jüngste Tochter Sibilets endlich war mit dem Hauptmann Corbinet, dem Bruder des Notars, verlobt, für den man die Stelle des Briefpostdirektors erlangt hatte.
Die Fahrpost von Ville-aux-Fayes gehörte Monsieur Vigor, dem Aelteren, des Bankiers Leclercq Schwager, er befehligte auch die Nationalgarde.
Ein altes Fräulein Gaubertin-Vallat, eine Schwester der Gerichtsschreiberin, hatte das Bureau für Stempelpapier inne.
So begegnete man, nach welcher Seite man sich in Ville-aux-Fayes auch wendete, einem Mitgliede dieser unsichtbaren Koalition, deren von allen, von groß und klein anerkanntes und wahres Haupt der Bürgermeister der Stadt, der Generalagent des Holzhandels, Gaubertin war!... Wo man von der Unterpräfektur aus ins Avonnetal hinunterging, dort herrschte Gaubertin, in Soulanges durch die Soudry, durch Lupin, den Bürgermeisterstellvertreter und Verwalter der Besitzung Soulanges, der immer mit dem Grafen in Briefwechsel stand; durch den Friedensrichter Sarcus, durch den Steuereinnehmer Guerbet, und durch den Doktor Gourdon, der eine Gendrin-Vattebled geheiratet hatte. Blangy beherrschte er durch Rigou, Conches durch den Postmeister, der absoluter Herr in seiner Gemeinde war. Aus der Art, wie der ehrgeizige Bürgermeister von Ville-aux-Fayes seine Macht über das Avonnetal ausdehnte, kann man schließen, in welcher Weise er den Rest des Bezirkes beeinflußte.
Der Chef des Hauses Leclercq war ein der Deputation aufgestülpter Hut. Der Bankier hatte gleich von Anfang an eingewilligt, daß Gaubertin an seiner Statt ernannt werde, sobald er die Generaleinnehmerstelle des Bezirkes erhalten haben würde. Der Staatsanwalt Soudry sollte Hauptadvokat am königlichen Gericht werden, und der reiche Untersuchungsrichter Guerbet wartet auf seinen Ratssitz. So garantierte die Besetzung dieser Stellen, ohne drückend zu werden, dem stellvertretenden Richter Vigor, dem Substitut François Vallat, einem Vetter der Madame Sarcus le Riche, endlich den ehrgeizigen jungen Männern der Stadt die Beförderung und verschaffte der Koalition die Freundschaft der sich bewerbenden Familien.
Gaubertins Einfluß war so schwerwiegend, so groß, daß die Fonds, die Ersparnisse und das verborgene Geld der Rigou, der Soudry, der Gendrin, der Guerbet, der Lupin und selbst das von Sarcus le Riche seinen Vorschriften gehorchten. Ville-aux-Fayes glaubte überdies an seinen Bürgermeister. Gaubertins Tüchtigkeit wurde nicht minder gerühmt als seine Rechtlichkeit und seine Verbindlichkeit; er gehörte ganz und gar seinen Verwandten, seinen Untergebenen, doch auf Gegenleistung. Sein Gemeinderat betete ihn an. So tadelte denn auch die ganze Provinz Monsieur Mariotte aus Auxerre, weil er den braven Monsieur Gaubertin geärgert hatte.
Ohne ihre Macht zu ahnen, da noch nie ein Fall eingetreten war, wo sie sie hätten beweisen können, rühmten sich die Bürger von Ville-aux-Fayes nur, keine Fremden unter sich zu haben und hielten sich für ausgezeichnete Patrioten ... Nichts also entging dieser intelligenten, übrigens unbemerkten Tyrannei, die jedem der Triumph des Ortes zu sein schien. Als die liberale Opposition den Bourbonen der älteren Linie den Krieg erklärte, ließ Gaubertin, der nicht wußte, wo er einen unehelichen Sohn namens Bournier unterbringen sollte, von dem seine Frau nichts ahnte, und der seit langem in Paris unter Leclercqs Obhut gestanden hatte, als er sah, daß er Faktor in einer Buchdruckerei geworden war, zu dessen Gunsten eine Druckerkonzession in Ville-aux-Fayes erwirken. Auf Antrieb seines Beschützers gab der Bursche eine Zeitung, die er den »Kurier der Avonne« nannte und dreimal wöchentlich erscheinen ließ, heraus; sie debütierte damit, daß sie dem Blatte der
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