Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
mißtraut den Bauern doch genug, um sich selbst am lichten Tage zu bewaffnen, wenn er durch den Wald geht. Er sagt seinen Leuten, sie sollten stets auf ihrer Hut sein. Es streifen hier von Zeit zu Zeit Gesichter herum, die nichts Gutes anzeigen. Gestern ging ich längs der Mauer zur Quelle des kleinen sandigen Baches, der aus dem Walde kommt und fünfhundert Schritte von hier durch ein Gitter in den Park tritt, zu der Quelle, die man nach den Glimmerblättern, die Bouret, wie es heißt, hineingestreut hat, die Silberquelle nennt... Sie wissen Bescheid, Madame?... Nun, da hab' ich zwei Weiber gehört, die ihre Wäsche wuschen an der Stelle, wo der Bach die Allee von Conches durchschneidet; sie wußten nicht, daß ich dort war. Von da aus sieht man unseren Pavillon; die beiden Alten zeigten ihn einander. »Man hat's sich Geld kosten lassen,« sagte die eine, »für den, der den braven Courte-Cuisse ersetzt hat!« – »Man muß einen Menschen, der's auf sich nimmt, uns arme Leute hier zu quälen, doch gut bezahlen!« antwortete die andere. – »Er wird sie nicht lange quälen!« hat die erste entgegnet, »das wird ja ein Ende haben müssen. Nach allem haben wir das Recht, Holz zu holen. Die selige Madame von Les Aigues ließ uns Reisholz sammeln. Das geht seit dreißig Jahren so: seitdem hat's sich eingebürgert.« – »Wir wollen sehen, wie die Dinge im nächsten Winter gehen werden!« hat die zweite erwidert. »Mein Mann hat die heiligsten Eide geschworen, daß die ganze Gendarmerie des Bezirks uns nicht hindern sollte, ins Holz zu gehen, er selber würde gehen, und dann sollte man was erleben!...« »Verdammt! wir wollen doch nicht vor Kälte verrecken und wollen doch vor allem auch unser Brot backen!« fuhr die erste fort. »Denen da geht nichts ab! Die kleine Frau des Schufts Michaud wird gehätschelt ... geht mir doch ...« Kurz, Madame, sie haben gräßliche Dinge über mich, über Sie und den Herrn Grafen gesagt ... Schließlich haben sie erklärt, man würde zuerst die Meiereien und dann das Schloß anstecken.«
    »Bah,« sagte Emile, »Wäscherinnengetratsch. Man bestahl den General und wird ihn nicht weiter bestehlen. Die Leute da sind wütend und weiter nichts. Denken Sie doch daran, daß die Regierung überall der Stärkere ist, überall, selbst in Burgund. Im Falle eines Aufruhrs würde man, wenn es nötig wäre, ein ganzes Kavallerieregiment kommen lassen.«
    Der Pfarrer machte Madame Michaud hinter der Gräfin Rücken Zeichen, um sie zu veranlassen, ihre Besorgnisse zu verschweigen, die zweifellos eine Wirkung des zweiten Gesichts waren, welches die wahre Liebe verleiht. Wenn man sich ausschließlich mit einem einzigen Wesen beschäftigt, umfaßt die Seele am Ende die moralische Welt, die sie umgibt, und sieht darin die Elemente der Zukunft. In ihrer Liebe empfindet eine Frau die Vorgefühle, die später ihre Mutterschaft erhellen. Daraus ergeben sich gewisse Melancholien, gewisse unerklärliche Traurigkeitsanwandlungen, welche die Männer überraschen, die alle von einer ähnlichen Konzentration durch die großen Sorgen des Lebens, durch ihre beständige Tätigkeit abgezogen werden. Jede wahre Liebe wird für das Weib eine aktive, je nach den Charakteren mehr oder minder hellsichtige, mehr oder minder tiefe Anschauung.
    »Wohlan, liebes Kind, zeige Herrn Emile deinen Pavillon,« sagte die Gräfin, die so nachdenklich geworden war, daß sie die Péchina vergaß, um derentwillen sie doch hergekommen war.
    Das Innere des wiederhergestellten Pavillons stand im Einklang mit seinem glänzenden Aeußeren. Indem er die ursprüngliche Einteilung wiederherstellte, hatte der aus Paris mit Arbeitern – was dem Bourgeois von Les Aigues von den Leuten in Ville-aux-Fayes sehr verübelt wurde – geschickte Architekt im Erdgeschoß vier Räume geschaffen. Erstens ein Vorzimmer, in dessen Hintergrunde eine alte hölzerne Balustertreppe hinaufführte, und hinter dem sich eine Küche befand; zweitens rechts und links von dem Vorzimmer zwei weitere Räume: ein Eßzimmer und der mit einer wappengeschmückten Decke versehene, ganz mit schwarzgewordenem Eichenholz getäfelte Salon. Der von Madame de Montcornet für die Wiederherstellung von Les Aigues gewählte Architekt hatte Sorge getragen, das Mobiliar dieses Salons mit der alten Dekoration in Einklang zu bringen.
    Zu jener Zeit legte die Mode den Resten vergangener Jahrhunderte noch keinen übertriebenen Wert bei. Die aus Nußbaum geschnitzten Sessel, die

Weitere Kostenlose Bücher