Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
hochlehnigen, mit Stickereien bezogenen Stühle, die Konsolen, die Uhren, die Gobelins, die Tische, die Lüster, welche bei den Trödlern in Auxerre und Ville-aux-Fayes vergraben gewesen, waren um fünfzig Prozent billiger gekauft worden als die Dutzendmöbel des Faubourgs Saint-Antoine. Der Architekt hatte daher zwei oder drei Karren voll gut ausgewählten alten Hausrats gekauft, der im Verein mit den im Schlosse ausrangierten Sachen aus dem Salon des Avonnetors eine Art künstlerische Schöpfung machte. Was das Speisezimmer anlangte, so bemalte er es mit Holzfarbe, tapezierte es mit sogenannten schottischen Tapeten, und Madame Michaud steckte vor den Fenstern weiße Perkalvorhänge mit grüner Bordüre auf; ferner gabs dort mit grünem Tuch bezogene Mahagonistühle, zwei weitausladende Anrichten und einen Mahagonitisch. Das mit Stichen aus dem Militärleben geschmückte Zimmer wurde von einem Kachelofen geheizt, an dessen Seiten Jagdgewehre zu sehen waren.
Diese so wenig kostspieligen Herrlichkeiten waren dem ganzen Tal als das letzte Wort asiatischen Prunkes erschienen. Seltsam, sie reizten Gaubertins Begehrlichkeit. Indem er versprach, Les Aigues aufzuteilen, reservierte er seitdem diesen prachtvollen Pavillon in petto für sich.
Im ersten Stock bildeten drei Zimmer die Familienwohnung. An den Fenstern erblickte man Musselinvorhänge, die einen Pariser an die bürgerlichen Existenzen eigentümlichen Neigungen und Geschmacksrichtungen erinnerten. Dort war Madame Michaud sich selber überlassen worden und hatte sich Tapeten aus Atlaspapier gewünscht. Auf dem Kamin ihres Zimmers, das mit jenen gewöhnlichen Möbeln aus Mahagoni und utrechter Sammet, die man überall findet, mit einem Bett mit geschweiften Seiten, Säulen und einem Himmel, von dem gestickte Musselinvorhänge herabhingen, ausgestattet worden war, sah man eine Alabasterstanduhr zwischen zwei gazeverschleierten Armleuchtern und zwei Vasen mit künstlichen Blumen unter ihrem Glassturz, dem Hochzeitsgeschenk des Kavallerieunteroffiziers. Darüber, unter dem Dache, sah man den Zimmern der Köchin, des Knechts und der Péchina die Wirkungen dieser Wiederherstellung an.
»Olympe, mein Kind, du sagst mir nicht alles?« fragte die Gräfin, in Madame Michauds Zimmer tretend und Emile und den Pfarrer zurücklassend, die hinuntergegangen, als sie die Türe sich schließen hörten.
Madame Michaud, die Abbé Brossette in Verwirrung gesetzt hatte, gab, um nicht von ihren Besorgnissen, die viel lebhafter waren, als sie sagte, reden zu müssen, ein Geheimnis preis, das die Gräfin an den Gegenstand ihres Besuches erinnerte.
»Ich liebe Michaud, Sie wissen es ja, Madame; nun, würden Sie es zufrieden sein, in Ihrer Nähe, bei sich, eine Nebenbuhlerin zu sehen?«
»Eine Nebenbuhlerin!«
»Ja, Madame; der Schwarzkopf, den Sie mir zur Beaufsichtigung gegeben haben, liebt Michaud, ohne es zu wissen, die arme Kleine! ... Das Benehmen des Kindes, das mir lange ein Rätsel war, hat vor einigen Tagen seine Erklärung gefunden.«
»Mit dreizehn Jahren!«
»Ja, Madame ... Und Sie werden zugeben, daß eine im dritten Monate schwangere Frau, die ihr Kind selber nähren will, Besorgnisse haben kann. Doch um sie Ihnen nicht vor den Herren mitzuteilen, hab' ich Ihnen belanglose Dummheiten erzählt,« fügte das großherzige Weib des Hauptwächters geschickt hinzu.
Madame Michaud fürchtete in Wirklichkeit Geneviève Niseron kaum, aber seit einigen Tagen empfand sie einen Todesschrecken, den die Bauern, nachdem sie ihr ihn eingeflößt hatten, in ihrer Bosheit zu nähren sich befleißigten.
»Und woran hast du es bemerkt? ...«
»An nichts und allem,« antwortete Olympe, die Gräfin anblickend. »Die arme Kleine ist, wenn sie mir gehorchen soll, von der Langsamkeit einer Schildkröte; bei der geringsten Kleinigkeit aber, die Justin verlangt, läuft sie mit Eidechsengeschwindigkeit. Sie zittert wie Espenlaub, wenn sie die Stimme meines Gatten hört; sie hat das Gesicht einer Heiligen, die gen Himmel fährt, wenn sie ihn anschaut; ahnt aber nichts von der Liebe, weiß nicht, daß sie liebt.«
»Armes Kind,« sagte die Gräfin mit einem Lächeln und Tonfall voller Naivität.
»So ist,« fuhr Madame Michaud fort, nachdem sie das Lächeln ihrer alten Herrin mit einem Lächeln erwidert hatte, »Geneviève verdüstert, wenn Justin draußen ist, und wenn ich sie frage, woran sie denke, antwortet sie mir, indem sie behauptet, sie habe Angst vor Monsieur Rigou ... Dummheiten ...
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