T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Psychiaterin hatte darauf bestanden, dass sie die Tabletten weiterhin nahm.
»Natürlich ist das das ultimative Ziel, doch im Augenblick sollten wir nichts überstürzen. Zumal es Ihnen tatsächlich besserzugehen scheint.«
»Ach ja? Ich habe meinen Sohn gesehen und bin deswegen vom Anleger gesprungen. Und jetzt sind alle davon überzeugt, dass ich mich selbst verrückt mache.«
Ava erwähnte nicht, dass sie den Schlüssel aus der kalten Asche gezogen hatte und ihn nun immer bei sich trug. Albern? Vermutlich. Paranoid? Wahrscheinlich. Besessen? Ja … mit Sicherheit. Trotzdem beruhigte es sie, ihn in ihrer Jeanstasche zu spüren. Was die Schuhe anbelangte, so wusste sie, dass sie sie nicht selbst ins Meer getaucht und in sein Zimmer gebracht hatte. Fürs Erste hatte sie sie wieder auf das oberste Brett in ihrem Kleiderschrank gestellt.
»Sie waren großen emotionalen Belastungen ausgesetzt«, plapperte Evelyn und beugte sich vor, »dennoch bin ich überzeugt, dass Sie Fortschritte machen, auf dem richtigen Weg sind. Ich weiß, dass Sie die Medikamente absetzen möchten, und ich verspreche Ihnen, darauf hinzuarbeiten.« Ihr Lächeln wirkte aufrichtig, dennoch schien der besorgte Ausdruck nie ganz aus ihren Augen zu verschwinden. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen. »Wir brauchen noch ein wenig Zeit, müssen geduldig sein.«
Nach der Sitzung verließ Ava äußerlich ruhig den Raum, obwohl sie innerlich kochte. Sie ging in die Küche, wo Virginia mit Aufräumen beschäftigt war, und brühte sich eine Tasse beruhigenden Tee mit Pfirsichgeschmack auf. Um die anderen nicht misstrauisch zu machen, die nach wie vor davon ausgingen, sie würde ihre Medikamente nehmen, durfte sie sich keinen Drink machen, obwohl sie überzeugt war, ein Glas Wein oder ein Margarita würden ihrer Nervosität nur guttun.
Trotzdem spielte sie weiterhin ihre Rolle, tauchte den Teebeutel in eine Tasse mit heißem Wasser und beobachtete, wie Graciela ihren Mantel anzog und die Haare unter den Kragen steckte. Im Radio lief irgendein Song aus den Achtzigern, übertönt vom Rauschen des Wassersstrahls, den Virginia über einen verkrusteten Teller laufen ließ.
»Brauchen Sie eine Mitfahrgelegenheit?«, fragte Ian, der eben in die Küche geschlendert kam und sein Glas auf der Anrichte abstellte. Trent und er hatten Poolbillard gespielt. Ava hatte das Klackern der Billardkugeln und Gelächter gehört, während sie sich mit Dr. McPherson im Wohnzimmer unterhielt.
»Es geht schon.« Graciela warf ihm ein dankbares Lächeln zu.
»Ich fahre sowieso in den Ort«, erwiderte Ian. »Mir sind die Zigaretten ausgegangen.«
»Na dann, gern«, nahm das Hausmädchen sein Angebot an.
»Ich dachte, du hättest aufgehört.« Ava warf ihren Teebeutel in den Mülleimer unter der Spüle. Khloe betrat die Küche.
Ians Blick war kühl. »Ich bin ein großer Junge. Ich denke, ich kann selbst entscheiden, was gut für mich ist.«
Ava blies über ihre Teetasse. »Teer und Nikotin?«, fragte sie, außerstande, ihn nicht ein wenig aufzuziehen.
»Und Arsen und Ammoniak und noch alle andere Karzinogene, die dir einfallen.«
»Es ist ja
deine
Lunge«, sagte Ava, doch Virginia, die sich die Hände an der Schürze abwischte, schnaubte missbilligend.
»Üble Angewohnheit.«
»Komm schon, Mom, du hast auch jahrelang geraucht.« Khloe stellte eine weitere Ladung Tassen in die Spüle und fügte, als Virginia Anstalten machte zu widersprechen, hinzu: »
Jahrelang.
Virginia Slims, das weiß ich noch ganz genau!«
»Das ist Ewigkeiten her, da wusste ich es noch nicht besser«, erwiderte ihre Mutter, offensichtlich schlecht gelaunt.
»Nun, ich hab’s immer noch nicht gelernt.« Ian legte Graciela die Hand in den Rücken und schob sie Richtung Hintertür, dann drehte er sich um und winkte zum Abschied kurz in die Runde. »Ich bin in einer halben Stunde zurück. Ich setze nur Graciela ab und halte bei Franks Lebensmittelladen.«
Ava trug ihre Tasse ins Foyer und wollte soeben die Vordertreppe hinaufsteigen, als sie ihren Mann und Dr. McPherson bemerkte. Die beiden standen dicht nebeneinander, die Köpfe zusammengesteckt, und unterhielten sich leise. Vorsichtig zog sie sich hinter einen Mauervorsprung zurück und verharrte reglos, um zu lauschen, doch sie konnte kaum etwas hören.
»… wegen Noah … ich weiß«, sagte die Therapeutin.
Wyatts Antwort klang zu gedämpft, um sie zu verstehen, da er mit dem Rücken zu Ava stand.
»… ein gewisser
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