T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
gewesen.«
Er lachte leise und brach auf, gerade als ein weiterer Kunde die Tür aufdrückte, den Kopf tief gegen den Wind gebeugt.
Lizzy verstellte ihm den Eingang. »Wir haben geschlossen. Kommen Sie morgen wieder.«
»Aber –«, protestierte der Mann. Die Tür wurde zugeworfen, die Innenbeleuchtung erlosch.
»O Mann«, murmelte er, »Stella wird mich umbringen!«
Snyder schwang sich aufs Fahrrad und fing an, hügelaufwärts zu seiner Wohnung zu strampeln, die am nördlichen Ende der Stadt lag.
Als er sich endlich ein Bier aufmachte und den Flachbildfernseher anstellte, klingelte sein Handy. Morgan Lyons Name und ihre Telefonnummer erschienen auf dem Display. »Ich kann nur hoffen, es ist wichtig«, knurrte er anstatt einer Begrüßung.
»Ich habe mir gerade Cheryl Reynolds Klientenliste angesehen. Habe sie auf einer alten Diskette gefunden. Rat mal, welcher Name darauf auftaucht!«
»Ich bin jetzt wirklich nicht in der Stimmung für irgendwelche Ratespielchen.« Trotzdem verspürte er einen Anflug von Adrenalin, merkte, wie sich gespannte Erwartung in ihm breitmachte.
»Wie wär’s mit Jewel-Anne Church?«, sagte sie, und das Adrenalin in seinem Blut schwand so schnell, wie es gekommen war.
»Sie ist ein Krüppel. Ich glaube nicht, dass sie jemanden umgebracht hat.«
»Die korrekte Bezeichnung ist
behindert
oder auch
körperlich benachteiligt,
aber das ist jetzt nicht der entscheidende Punkt. Sie saß nicht immer im Rollstuhl, solltest du wissen. Und ihr Besuch bei der Hypnotiseurin war vor dem Segelunfall, der ihre Lähmung verursacht hat.«
»Aha.«
»Du glaubst also nicht, dass das wichtig sein könnte?«
»Die Tatsache, dass sie Reynolds kannte, macht sie noch lange nicht zur Verdächtigen, genauso wenig, dass sie mit der Frau verwandt ist, die Cheryl als letzte Person lebend gesehen hat. Oder hast du noch etwas anderes?«
»Nein.«
»Das hatte ich auch nicht erwartet.«
Dennoch bereitete ihm Kopfzerbrechen, dass Ava Garrison just an diesem Tag ins Department gekommen war und sich eingehend nach Ermittlungsdetails bezüglich des Verschwindens ihres Sohnes erkundigt hatte. Anschließend war sie zu ihrer Sitzung mit Cheryl gegangen. Ein Zufall? Vielleicht. Wenn die Leute von der Insel nach Anchorville übersetzten, verbanden sie für gewöhnlich stets mehrere Termine miteinander. Doch Snyder achtete stets auf Dinge, die ein wenig ungewöhnlich waren. Genau aus diesem Grund würde er die reiche Lady von Church Island im Auge behalten und außerdem in seinen Unterlagen vermerken, dass ihre »körperlich benachteiligte« Cousine die Hypnotiseurin ebenfalls aufgesucht hatte.
»Steht sonst noch jemand auf der Klientenliste, der interessant sein könnte?«
»Nein, aber ich halte dich auf dem Laufenden, sollte sich daran etwas ändern.«
»Tu das«, sagte er und trat auf seine briefmarkengroße Terrasse hinaus, wo er den Grill anzündete und die Austern briet. Er wusste, dass Meeresfrüchte in Butter, bestreut mit einer Mischung geriebener italienischer Käsesorten, nicht unbedingt zu guten Cholesterinwerten beitrugen, doch schließlich lebte man nur einmal, und er hatte während der vergangenen Woche weiß Gott genug Kaninchenfutter in sich hineingemümmelt, um seinen Arzt zufriedenzustellen – wenn auch nicht seinen Gaumen.
Heute Abend würde er es sich gutgehen lassen, Football schauen und sich mit Köstlichkeiten vom Grill vollstopfen.
Er holte ein Tablett aus der Abstellkammer im Flur und machte es sich vor dem Fernseher mit seinem Bier, den Austern und einer halben Tüte Chips gemütlich, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Cheryl Reynolds, die mit durchschnittener Kehle in ihrem eigenen Blut lag, umringt von ihren miauenden Katzen.
Ein wahrhaft gruseliger Anblick.
Dern füllte Hafer in die Futtereimer, wobei er jede einzelne seidige Schnauze tätschelte. Die Pferde schnaubten und traten in ihren Boxen von einem Fuß auf den anderen, dann steckten sie die Köpfe tief in ihre Eimer und fraßen zufrieden.
Der Stall war warm und trocken und wirkte, abgesehen vom grellen Licht der Neonröhren, einladend und gemütlich. Es roch nach Pferden, Getreide, Staub und geöltem Leder – Gerüche, die er aus seiner Kindheit von der Ranch seiner Großeltern kannte, auf der er aufgewachsen war.
Damals war das Leben einfacher gewesen, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein – Nostalgie verklärte
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