T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Er wusste, dass Wyatt genau deshalb zwei Fahrzeuge auf dem Festland untergestellt hatte. Obwohl, hatte Wyatt nicht gesagt, seine Frau habe vorübergehend keinen Führerschein mehr? Jacob sollte sie und Jewel-Anne bei Bedarf fahren, aber nach den Auseinandersetzungen mit ihm nahm sie vermutlich lieber ein Taxi. Seltsam, dass sie ihre unliebsame Verwandtschaft nicht einfach hinauswarf!
Dern sah Ava den Weg zum Hafen einschlagen, brachte den Griff am Hahn an und widerstand dem Drang, ihr zu folgen. Fürs Erste. Es fiel ihm zunehmend schwerer, sie allein zu lassen. Zum Teufel mit seinem albernen Verlangen!
Er biss die Zähne zusammen und eilte im Laufschritt zum Stall, wo er den Haupthahn öffnete, den er zuvor zugedreht hatte. Dann kehrte er zum Wassertrog zurück und vergewisserte sich, dass nichts mehr leckte.
»Das müsste reichen«, murmelte er. Eines der Pferde kam näher. Dern warf einen Blick über die Schulter und entdeckte Jasper, den Wallach, der leise schnaubte.
»Möchtest du mir helfen?«, fragte Dern. »Oder etwas trinken?«
Er ließ das große Betonbecken volllaufen, das aussah, als sei es mindestens fünfzig Jahre alt, und das Pferd machte einen Schritt vorwärts, senkte den Kopf und schnaubte erneut.
Dern betrachtete die kleinen Wellen auf der Wasseroberfläche, dann fragte er: »Kennst du das alte Sprichwort: Man kann das Pferd zur Tränke führen, aber trinken muss es schon selbst? Tja, man kann eben niemanden zu seinem Glück zwingen.« Er tätschelte die breite Stirn des Wallachs und warf einen Blick über die Bucht. Ein Boot durchschnitt die kabbelige See Richtung Anchorville.
»Na«, sagte er zu dem Pferd, »wie wär’s, wenn wir beide einen Ausritt machen?«
In Gedanken noch bei Ava, nahm er Jasper an die Longe, dann führte er den Wallach in den Stall, um ihn zu satteln. Dern hielt es für ein gutes Zeichen, dass Ava die Insel verließ, doch scheinbar zog jeder ihrer Ausflüge Ärger nach sich.
Und Ärger bedeutete nicht selten Gefahr.
Ist das nicht ein bisschen scheinheilig in Anbetracht deiner eigenen Pläne?
Dern stieg auf und ritt im Schritt aus dem Stall und quer über eine der Weiden zu einem angrenzenden Waldgebiet. Erneut wanderte sein Blick zu dem Boot, das durch die Bucht raste. Am liebsten wäre er hinterhergefahren.
»Dummkopf«, knurrte er und kämpfte gegen die Versuchung an. Er durfte sich nicht verraten. Nicht jetzt. Wenn er jedes Mal auftauchte, sobald Ava die Insel verließ, würde er sich verdächtig machen, und das konnte er gar nicht gebrauchen. Die Ausrede, das alles sei ein riesiger Zufall, würde sie ihm bestimmt nicht abkaufen, so verrückt war sie auch nicht. Ohnehin war seiner Ansicht nach nicht
sie
verrückt, sondern irgendjemand anderes auf dieser Insel. Die vergrabene Puppe war Beweis genug dafür.
Heute musste er die Gelegenheit nutzen, dass niemand zugegen war, der ihm über die Schulter blicken konnte. Er brauchte ein paar Stunden für sich, ohne neugierige Blicke. Die Zeit lief ihm davon, er musste sich beeilen.
»Na komm«, trieb er das Pferd an, das in einen leichten Trab fiel. Er würde durch die Wälder reiten und erst nach Süden abdrehen, wenn er sicher sein konnte, dass ihn niemand sah.
Und dann würde er sein Ziel in Augenschein nehmen: die verlassenen Mauern von Sea Cliff.
»Und was hat dieses Mantel- und Degenstück zu bedeuten?«, fragte Tanya Ava, als sie die hügeligen Gehsteige von Seattle entlangspazierten. Tanya trug einen Mantel mit Pelzbesatz und Stiefel mit Zehn-Zentimeter-Absätzen. Bei dem Wind, der von der Elliot-Buch hereinwehte, war es unmöglich, einen Regenschirm zu halten.
»Wozu brauchst du versteckte Kameras und Abhörvorrichtungen? Erzähl mir nicht, du willst Privatdetektivin werden! Obwohl das nicht schlecht wäre, du könntest Fotos oder Videos von Russell machen, wenn die Kinder bei ihm sind.«
»Ich glaube nicht, dass ich eine sonderlich gute Privatdetektivin abgeben würde«, räumte Ava lachend ein. Während der Fahrt nach Seattle hatte sie kein Wort von ihrem Vorhaben erwähnt. Erst jetzt, nachdem sie in einem Elektromarkt die entsprechende Ausrüstung besorgt und mit Tanyas Kreditkarte bezahlt hatte, damit Wyatt Ava nicht auf die Schliche kommen konnte, war sie bereit, ihre Freundin einzuweihen, zumindest teilweise. Das war sie Tanya schuldig.
»Warum dann diese James-Bond-Ausrüstung?«, hakte diese nach.
»Ich versuche lediglich herauszufinden, wer mich in den Wahnsinn treiben will.«
Sie wichen
Weitere Kostenlose Bücher