T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
besorgen wollte, unweigerlich Misstrauen erwecken.
Sie biss die Zähne zusammen. Es bereitete ihr ohnehin Kopfzerbrechen, wie sie den Kauf von Mikrophonen und Überwachungskameras vor Wyatt geheim halten sollte. Ihr Mann pflegte stets die Kontoauszüge zu prüfen, deshalb musste sie unbedingt verhindern, dass er Wind von ihrem Einkauf bekam.
Früher hatte sie immer ein eigenes Konto besessen, eigene Kreditkarten und Rücklagen. Sie hatte sämtliche Bankangelegenheiten selbst erledigt, war finanziell vollkommen unabhängig gewesen – bis sie in die Nervenklinik eingeliefert wurde. Seitdem verwaltete Wyatt die Finanzen für sie, und jedes Mal, wenn sie darauf zu sprechen kam, dass sie eigenes Geld brauchte, vertröstete er sie, sie würden sich darum kümmern, »wenn es ihr wieder bessergehe«.
Er durfte nicht länger die absolute Kontrolle über ihre Finanzen haben. Das musste aufhören, und zwar gleich, wenn sie von ihrem rebellischen Trip nach Seattle zurückgekehrt war.
Gerade als sie nach ihrem Pullover griff, vibrierte das Handy in ihrer Tasche, und sie sah Tanyas Nummer auf dem Display aufblinken.
»Es hat geklappt!«, verkündete Tanya fröhlich. »Ich hab alles umstellen können, die gute alte Gloria wollte ohnehin einen neuen Termin vereinbaren. Sieht so aus, als könnte ich gegen elf hier weg.«
»Super! Bin schon unterwegs! Können wir dein Auto nehmen?«
»Klar, wenn du mich dafür zum Essen einlädst. Und damit meine ich nicht einen Hotdog und eine Limo an der Fähranlegestelle. Nein, ich spreche von etwas Gediegenem, einem Mittagessen in Seattle mit einem teuren Glas Wein und Blick auf den Hafen. Ich möchte, dass du mich behandelst wie die Prinzessin, die ich in Wirklichkeit bin!«
»Du gehst ja mächtig ran.«
»Das tue ich doch immer.«
Zum ersten Mal an diesem Tag musste Ava lachen. »Abgemacht.«
Gott sei Dank, dass es Tanya gab!
Im Fall Cheryl Reynolds gab es immer noch keine Fortschritte. Frustriert saß Snyder vor seinem Computer, eine längst vergessene Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht mitbekam, wie um ihn herum die Telefone klingelten. Auch die beiden Deputys, die an seinem Arbeitsplatz vorbei zum Hinterausgang eilten, bemerkte er nicht. Der Obduktionsbericht war hereingekommen, und Snyder ging ihn soeben zum dritten Mal durch.
Nicht, dass etwas Überraschendes darin gestanden hätte, trotzdem hoffte er, beim ersten und zweiten Lesen etwas Bedeutendes übersehen zu haben. Laut Gerichtsmediziner war Cheryl gestorben, weil man sie zunächst fast erdrosselt und ihr anschließend sowohl die Halsvene als auch die Halsschlagader durchtrennt hatte.
Der Täter war kräftig genug gewesen, ihr den Kehlkopf zu zerquetschen, bevor er das Messer angesetzt hatte. Brutaler Scheißkerl … Vermutlich hatte er sie gekannt. Die Vorgehensweise ließ auf ein persönliches Motiv schließen, als habe der Mörder ein Statement abgeben wollen, anstatt die Frau einfach nur umzubringen.
Snyder klickte eine andere Datei an und starrte wieder einmal auf die Liste mit Spurenmaterial, das man am Tatort sichergestellt hatte. Doch auch das brachte ihn nicht weiter. Soweit er wusste, hatten die Kriminaltechniker nichts Brauchbares gefunden mit Ausnahme eines einzelnen schwarzen Haars, das genauso gut von einer von Cheryls Katzen stammen konnte wie von einem Klienten, der zufällig den Hauswirtschaftsraum betreten hatte. Anscheinend war nichts gestohlen worden, rein gar nichts deutete auf einen misslungenen Raubüberfall hin.
Ja, dachte er wieder, es musste ein persönliches Motiv dahinterstecken.
Augenzeugen gab es nicht, niemand hatte zufällig etwas beobachtet, keiner der Nachbarn hatte einen Fremden oder einen Verdächtigen auf dem Grundstück bemerkt. Die Mieter aus der Wohnung über der Praxis hatten nichts gehört, doch dem Geruch nach zu urteilen, der im Wohnzimmer hing, hatten sie Dope geraucht und waren vermutlich ziemlich stoned gewesen.
Typisch.
Warum, so fragte er sich, wurde eine Frau, die seit Jahrzehnten friedlich und unbehelligt in Anchorville lebte und keine offenkundigen Feinde hatte, urplötzlich Opfer eines so brutalen Mordanschlags?
Zufall?
Das glaubte er nicht.
Ava Garrison war die Person, die Cheryl Reynolds als Letzte lebend gesehen hatte, doch ihre Geschichte schien zu stimmen; ihre Aussage und das Zeitfenster, in dem sie die Hypnotiseurin aufgesucht haben wollte, waren von verschiedenen Zeugen bestätigt worden. Sie
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