T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
gestrichener Gasofen stand gleich neben der Eingangstür, eine andere Wärmequelle gab es nicht. Jetzt lagen seine immer noch feuchten Jeans zum Trocknen darauf. An einer der holzverkleideten Wände hingen Bilder von in See stechenden Schiffen, vermutlich um die Löcher in den alten Paneelen abzudecken.
Trautes Heim, Glück allein.
Bei seiner Ankunft hatte er sein zusammengerolltes Bettzeug aufs Sofa geworfen und seine wenigen Kleidungsstücke in den schmalen Schrank gepackt, der ihm völlig genügte. Das Badezimmer hinter einer Falttür, so hatte er festgestellt, bestand aus Duschkabine, WC und einem angeschlagenen Waschbecken; die Küche war ein langgezogenes Kämmerchen mit einem Spülbecken, einer kleinen Anrichte, Mikrowelle und Minikühlschrank. Die Brandflecke auf der alten Resopalarbeitsplatte ließen darauf schließen, dass der vorherige Bewohner eine Kochplatte benutzt hatte, doch diese war nirgendwo in dem kleinen Küchenschrank zu finden, in dem Spülmittel, zwei Teller, zwei Schüsseln und mehrere Weckgläser untergebracht waren. Eine Kaffeemaschine stand auf der Anrichte, daneben zwei Tassen, Kaffee gab es keinen.
Dern zog sich gerade die Jacke aus, als er ein Kratzen an der Tür vernahm. Er öffnete und sah sich einem ungepflegten Hund gegenüber, der eifrig mit dem Schwanz wedelte. Ein Schäferhundmischling, vermutlich Australian Shepherd und Border Collie, pechschwarz mit drei ehemals weißen Pfoten, die jetzt schlammbedeckt waren.
»Wer zum Teufel bist du denn?«, murmelte er, dann sagte er: »Warte.« Er nahm ein Handtuch aus einem Schränkchen unter dem Fernseher und säuberte dem Hund die Pfoten, bevor er ihn hereinließ. Der Mischling drehte sich dreimal um sich selbst, dann ließ er sich auf dem abgenutzten Flickenteppich nieder, der auf dem Linoleumboden vor dem Ofen lag. Den Kopf zwischen die Pfoten geklemmt, blickte er Dern erwartungsvoll an.
»Fühl dich wie zu Hause«, brummte dieser, dann nahm er seine klammen Jeans vom Gasofen und stellte die Hitze höher ein. Verfolgt von den Augen seines neuen Freundes, brachte er seine Levi’s ins Bad, wo er sie neben das nasse Hemd über die Milchglasscheibe der Duschkabine hängte.
Der Hund regte sich nicht, doch er wedelte mit dem Schwanz, als Dern ins Zimmer zurückkehrte und die Falttür hinter sich schloss.
»Ich nehme an, du warst schon öfter hier, hab ich recht, Kumpel?« Dern bückte sich, um den Hund hinter den Ohren zu kraulen, dann drehte er das Halsband so, dass er die längst abgelaufene Hundemarke entziffern konnte.
»Rover?«, fragte er und verlagerte sein Gewicht auf die Ferse. »So heißt du also?«
Wieder wedelte der Hund mit seinem nassen Schwanz. Dern nahm ihm das Halsband ab, um sicherzugehen, dass es sich wirklich nur um ein Hundehalsband handelte und dass nicht etwa irgendwelche Wanzen daran befestigt waren. Er hatte sein kleines Apartment bereits gründlich nach elektronischen Finessen – versteckten Mikrophonen, Kameras – durchsucht, doch er war auf nichts Verdächtiges gestoßen. Selbst den Dachspeicher hatte er überprüft, außerdem jeden Millimeter des Fußbodens, der Wände und der Decke abgetastet – etwas, das er sich während seiner Zeit beim Militär angewöhnt hatte. Angesichts der Beweggründe, die ihn auf diese Insel verschlagen hatten, war das mit Sicherheit eine gute Idee gewesen. Man konnte ja nie wissen.
»Alles sauber«, teilte er dem Hund mit, als er das Halsband wieder befestigte. Er tätschelte Rover, dann richtete er sich auf und wünschte, er hätte daran gedacht, seinen Minikühlschrank mit ein, zwei Bier zu bestücken.
Gleich morgen früh, sobald er die Tiere versorgt hatte, würde er die Fähre zum Festland nehmen und sich ein wenig umhören. In einer Kleinstadt wie Anchorville gab es immer viel Klatsch und Tratsch, und er hoffte, ein wenig mehr über Church Island und seine Bewohner zu erfahren.
Jetzt trat er an das Fenster, das auf Neptune’s Gate blickte, und sah an dem dunklen Koloss empor. Hinter manchen Fenstern brannte noch Licht, doch aus diesem Blickwinkel war Ava Garrisons Zimmer nicht zu sehen. Das war nicht gut, schon gar nicht nach ihrem überraschenden Bad in der Bucht vor ein paar Stunden. Dennoch, wenn er keinen Verdacht erregen wollte, beschwerte er sich besser nicht über seine Unterbringung, auch wenn es dringend nötig war, dass er sie unbemerkt im Auge behalten konnte. Er musste vorsichtig sein.
Nachdem er die Fensterläden geschlossen hatte, wandte er sich
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