T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
auf dem Bildschirm erschien. Ein Reporter stellte sie als die Pressesprecherin vom Büro des Sheriffs vor und begann, sie nach dem Mord an Cheryl Reynolds zu befragen.
Ava saß auf der Bettkante und hörte zu, wie die Polizistin den Fragen geschickt auswich. Nein, es gebe keine neuen Spuren, doch die Polizei tue alles in ihrer Macht Stehende, um die für das Verbrechen verantwortliche Person vor Gericht zu bringen. Die Öffentlichkeit werde um Hinweise gebeten.
Ein Foto des Opfers füllte den Bildschirm. Ava spürte, wie sie traurig wurde. Sie hatte Cheryl gemocht. Hatte sie als Freundin betrachtet, hatte ihr vertraut. Die Vorstellung, dass jemand Cheryls Leben ein so brutales Ende gesetzt hatte, kurz nachdem Ava die Praxis verlassen hatte, jagte ihr einen Schauder den Rücken hinab. Wer tat so etwas? Und warum?
Jetzt wurde die Telefonnummer vom Büro des Sheriffs eingeblendet, gefolgt von der Werbung eines lokalen Autohändlers. Ava stellte den Fernseher ab und nahm den Krimi zur Hand, der schon seit Wochen auf ihrem Nachttisch lag. Mehrere Kissen in den Rücken gestopft, versuchte sie zu lesen, doch nachdem sie zum vierten Mal dieselbe Seite beginnen musste, legte sie das Buch beiseite. Getrieben von einer nervösen Unruhe, durchstreifte sie eine Weile lang die Flure. Aus Jewel-Annes Zimmern klang Elvis-Musik, sonst war es still im Haus.
Die Tür zu Noahs Zimmer war nur angelehnt. Ava ging hinein, vorbei an seinem Gitterbettchen mit dem Meeresbewohner-Mobile zur Wickelkommode mit den Töpfchen und Tiegeln voller Babypflegeprodukte.
»Wo bist du, mein Süßer?«, fragte sie laut. Obwohl sie den Privatdetektiv angeheuert hatte, war sie noch einmal selbst im Internet auf die Suche gegangen, hatte nach jedem noch so kleinen Hinweis Ausschau gehalten, der ihren Sohn mit diesem Pärchen in Verbindung brachte, das bei dem Motorradunfall auf dem kurvenreichen Abschnitt des Highways 101 südlich von Cannon Beach, Oregon, verunglückt war. Am liebsten wäre sie zur Unfallstelle gefahren, doch diese war mehr als dreihundert Kilometer von Anchorville entfernt. Sie hatte noch ein weiteres Mal versucht, mit den Johnsons zu reden, doch sie waren nicht ans Telefon gegangen. Zweifelsohne hatten sie ihre Nummer auf dem Display erkannt.
Sie streichelte den weichen, stellenweise blank gewetzten Stoffbiber, der Noahs Lieblingskuscheltier gewesen war, dann ging sie weiter zu dem hinteren Gästezimmer, das einen unverstellten Blick auf den Pferdestall und Derns Apartment bot. Ohne Licht zu machen, öffnete sie die Jalousien und blickte hinaus in die Dunkelheit.
Dern hatte sie auf dem Witwensteg gesehen, was ihr merkwürdig vorkam. Weshalb war er mitten in der Nacht noch auf den Beinen gewesen? Hatte er nach den Tieren gesehen? Den Hund rausgelassen? Vielleicht hatte er einfach nicht schlafen können … Oder er hatte sie ausspioniert. Nein, nein … das war Unsinn.
Plötzlich flog die Tür seines Apartments auf, ein kräftiger Mann eilte die Stufen hinunter, ein Mann, der genauso aussah wie … konnte das sein? Für einen kurzen Augenblick glaubte sie tatsächlich, Lester Reece zu sehen, doch das war lächerlich. Nur weil sie gerade sein Bild im Fernsehen gezeigt hatten! Sie kniff die Augen zusammen und erkannte Austin Dern.
Natürlich.
Was hatte sie denn gedacht?
Sie fühlte, wie ihr bei seinem Anblick heiß wurde. Ihr Puls schoss in die Höhe. Sie beobachtete, wie er den Stall betrat, und verspürte den Drang, ihm zu folgen, mehr über ihn herauszufinden, mit ihm zu reden und …
Denk nicht einmal dran. Du hattest deinen Kuss und deine Träumereien. Das genügt. Halt dich von ihm fern. Zumindest im Augenblick.
Sie trat vom Fenster zurück, ließ die Jalousie wieder herab und kehrte in ihr Zimmer zurück, wo sie sich zwang, die Gedanken an Dern, Noah und Wyatt beiseitezuschieben. Sie zog ihre Schuhe aus, schlüpfte ins Bett und versuchte, sich auf ihren Krimi zu konzentrieren.
Sie würde sich morgen früh wieder mit Wyatt und der Monstrositätenschau befassen, zu der ihr Leben geraten war.
Manche Dinge ändern sich nie,
dachte Evelyn McPherson, als sie über ihr erbärmliches Liebesleben grübelte. Es war ein schlechter Tag gewesen – nein, eine schlechte Woche –, fand sie, als sie die Tür ihres Zuhauses aufschloss: ein kleines Doppelhaus, gekauft, als sie nach der Schließung von Sea Cliff beschlossen hatte, in Anchorville Wurzeln zu fassen. Damals hatte sie ihr gemütliches Zuhause für eine gute
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