T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
spürte, wie sie errötete. »Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht.« Er nahm ihre Hand und drückte sie, so fest, dass es beinahe schmerzhaft war. »Meine Schuld.« Plötzlich bemerkte er, dass er ihr wehtat, und ließ sie los. »Wird nicht wieder vorkommen.«
»Es gehören immer zwei dazu, Dern«, sagte sie mit belegter Stimme. »Außerdem bist nicht du derjenige, der verheiratet ist.«
»Was hat das damit zu tun?«
»Sehr, sehr viel.«
Sie drehte sich um und ging zur Tür, doch seine Stimme ließ sie innehalten. »Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel du auf dem Dach zu suchen hattest, aber geh bitte nicht noch einmal dort rauf. Du könntest zu Tode stürzen.«
Mit einem Blick über die Schulter fragte sie: »Du wirst ihm wirklich nichts verraten?«
»Nicht, wenn du mich beim nächsten Mal mitnimmst, denn ich bin mir fast sicher, du wirst es wieder tun. Wenn du schon abstürzt, kann ich genauso gut mit dir sterben.«
»Das ist doch verrückt.«
»Das ist hier offenbar ganz normal«, widersprach er, und sie hätte fast laut gelacht. Trotzdem wusste sie tief im Innern, dass es eine Riesendummheit war, ihm zu vertrauen. Hoffentlich hatte niemand anderes ihre nächtlichen Klettertouren beobachtet. Sie hatte sich die Nacht damit um die Ohren geschlagen, ihre Ausrüstung zusammenzusetzen und auf dem Dachboden zu installieren, da würde sie jetzt doch nicht zulassen, dass jemand ihren Plan durchkreuzte! Sie würde herausfinden, wer dort auf dem Dachboden sein Unwesen mit ihr trieb, und wenn alles gut ging, noch heute Nacht!
Sie hatte bis nach zwei Uhr morgens gewartet, bevor sie sich auf den Weg in den zweiten Stock machte.
Die Installation von Kamera und Aufnahmegerät war wirklich so leicht gewesen, wie der Verkäufer behauptet hatte. Ava hatte die fertig zusammengesetzte drahtlose Ausrüstung, die sie in einer Umhängetasche verstaut hatte, aus dem Badezimmer geholt, sich ihre Taschenlampe geschnappt und war mit laut pochendem Herzen zur Hintertreppe geschlichen. Dort angekommen, verharrte sie reglos und horchte mit angehaltenem Atem, ob ihr jemand folgte. Dann nahm sie, ein wenig ruhiger jetzt, die Kamera aus der Umhängetasche und brachte sie in einer dunklen Ecke an der Wand des engen Treppenhauses an. Anschließend huschte sie über den Witwensteg und kletterte die Feuerleiter hinunter in den zweiten Stock, wo sie die beiden anderen Kameras in den ehemaligen Dienstbotenquartieren installierte, eine davon direkt in dem Schrank, in dem sie den Digitalplayer mit den aufgezeichneten
Mommy
-Rufen entdeckt hatte. Er konnte mit zeitlicher Verzögerung geschaltet werden, sodass die Person, die hinter dieser üblen Sache steckte, längst wieder in ihrem Zimmer oder sonst wo im Haus verschwunden sein konnte, wenn das Weinen begann.
Knarrrz.
Ava erstarrte. Schlich da jemand die Hintertreppe hinauf? Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Was sollte sie nur sagen, wenn man sie hier oben beim Anbringen einer Überwachungsausrüstung entdeckte? Qualvolle Sekunden verstrichen. Ava spitzte die Ohren, lauschte auf Schritte. Nichts. Es musste das alte Haus gewesen sein, dessen Gebälk oft unheimlich knackte und ächzte.
Fertig. Jetzt konnte sie nur noch beten, dass Kameras und Abhörgeräte ihre Funktion erfüllen würden. Die Bewegungsmelder an den Kameras sorgten dafür, dass nur gefilmt wurde, wenn tatsächlich jemand die Stufen hinaufstieg, und setzten automatisch die Audioüberwachung in Gang. Bilder und Tonaufnahmen wurden an einen Miniempfänger weitergeleitet, den Ava in ihrer Handtasche aufbewahrte. Die Daten konnte Ava in ihren Computer einspeisen und die Aufzeichnungen abspielen.
So lautlos wie möglich verließ Ava die ehemaligen Dienstbotenquartiere durch das Fenster bei der Feuerleiter, dann huschte sie über den Witwensteg zurück und die Hintertreppe hinunter. Sie sperrte die Tür zum ersten Stock auf, spähte hinaus, um sich zu vergewissern, dass niemand auf der Galerie war, dann schlüpfte sie hinaus und verschloss sorgfältig die Tür hinter sich. Den Schlüsselbund in der Hand, eilte sie in ihr Zimmer und verstaute die Schlüssel in dem versteckten Seitenfach in ihrer Handtasche. Nun kam das Schwierigste: Wohin mit den leeren Verpackungen? Sie faltete die Schachteln zusammen, öffnete ihre Zimmertür einen Spaltbreit, dann, da noch immer niemand zu sehen war, tappte sie auf Zehenspitzen in eines der unbenutzten Gästezimmer, steuerte aufs Bett zu und schob die flachen Schachteln
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