T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
gekommen?«
»Ich war doch da.«
»Nein … Wirklich? Aber …« Sie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. Seine Bettseite war kalt gewesen, das Kissen unberührt, genau wie Decke und Laken. Er konnte unmöglich bei ihr geschlafen haben, das hätte sie gewusst, hätte es gespürt. »Du warst nicht da.«
»Ich bin früh aufgestanden.«
»Wyatt.« Sie sprach nun noch leiser, um Geduld bemüht. »Was soll das?«
»Sag du es mir.«
»Warum lügst du?«
»Gute Frage«, erwiderte er. »Nenn mir den Grund.«
»Du warst nicht da, als ich eingeschlafen bin, und beim Aufwachen auch nicht.«
»Das ist nun wirklich nichts Neues, Ava. So geht das doch fast jede Nacht …« Er wandte den Blick ab und stieß einen langen, gequälten Seufzer aus. »Ich war da, Ava. Direkt neben dir. Als ich gekommen bin, hast du schon geschlafen. Ich war leise, um dich nicht zu stören, und später, so gegen vier, als du unruhig wurdest, bin ich aufgestanden und habe mich hier unten im Arbeitszimmer hingelegt.« Er deutete auf eine Tür hinter der Treppe. Als sie vor Jahren hier eingezogen waren, hatte er dieses Zimmer mit Beschlag belegt. Er zog sich dorthin zurück, wenn er von zu Hause aus arbeitete, was während der vergangenen zwei Jahre allerdings immer seltener geworden war.
»Auf deiner Bettseite hat niemand geschlafen«, beharrte sie.
»Doch, wenn auch nur kurz«, widersprach er mit erhobenem Zeigefinger. Sein Gesicht rötete sich. Mit gefurchter Stirn fügte er hinzu: »Na schön, vergiss meinen Vorschlag, mich in die Stadt zu begleiten. Vielleicht ist das keine gute Idee. Ich denke, wir beide brauchen unseren Freiraum.« Er warf ihr einen halb enttäuschten, halb ärgerlichen Blick zu, dann marschierte er von dannen. Seine Schritte hallten hohl auf dem Marmorfußboden wider.
Ava biss die Zähne zusammen.
Das ist deine Schuld, Ava. Er hat dir einen Olivenzweig gereicht, und du hast ihn zerbrochen.
»Oh, oh.« Ians Stimme tönte durchs Foyer. Sie fuhr herum und sah ihn an der Wand neben dem Fahrstuhl lehnen. »Ärger im Paradies?«
»Was geht dich das an?«
»Oh, sind wir heute empfindlich! Was ist los? Hast du deine Medikamente nicht genommen?«
Was hatte das zu bedeuten? Sie dachte an die Tabletten, die sie die Toilette hinuntergespült hatte, und wehrte sich gegen das aufsteigende Schuldgefühl. Nein, sie würde sich deswegen keine Vorwürfe machen. Absolut nicht.
»Es ist nicht unbedingt klug, Wyatt vor den Kopf zu stoßen«, sagte er gedehnt.
»Das habe ich auch nicht vor.«
»Du machst es aber.«
Ian musterte sie durchdringend.
»Hast du nichts zu tun?«, fragte sie ihn gereizt.
»Nicht viel. Nicht, seit dein Göttergatte beschlossen hat, diesen Exmarine oder Navy Seal oder was auch immer zu engagieren.«
»Dern? Ich dachte, er sei Rancher.«
»Das auch.«
»Was weißt du über ihn?«
»Dass er nichts als Ärger macht. Ich kapier einfach nicht, warum Wyatt überall seine Spione platzieren muss …« Ian schnitt eine Grimasse.
Ava fühlte, wie ihre Paranoia in Schwung geriet. »Weshalb glaubst du, dass er ein Spion ist?«
»Ist das nicht jeder? Genau das denkst du doch, oder? Du bist hier nicht die Einzige, die ihre Paranoia pflegt, Ava.«
Sie starrte ihn an.
»Viel weiß ich nicht, nur das, was ich im Internet gefunden habe«, räumte Ian ein. »Dern ist ein paarmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Wurde zweimal verhaftet, doch es ist nie zur Anklage oder gar zu einer Verurteilung gekommen.«
»Weswegen hat man ihn verhaftet?«
»Das stand nicht im Internet, aber du könntest ihn ja fragen.«
»Wyatt würde niemals jemanden mit einem Vorstrafenregister anstellen.«
Ian warf ihr einen schiefen Blick zu. »Ich sagte doch, es ist nie zu einer Anklage oder Verurteilung gekommen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er eine blütenweiße Weste hat, oder?« Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Aber wer hat das schon?« Sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an und schlenderte davon, während er mit gedämpfter Stimme ins Telefon sprach.
Ava eilte die Treppe hinauf und ging in ihr Zimmer, doch Gabriela war bereits damit beschäftigt, das Bett zu machen und zu lüften.
»Guten Morgen«, wünschte sie und schlug mit der Handkante einen Kniff in die frisch aufgeschüttelten Kissen, dann strich sie die Tagesdecke glatt.
»Guten Morgen«, erwiderte Ava ihren Gruß. »Aber … Sie müssen mein Bett nicht machen, das wissen Sie doch.« Sie hielt ihr Zimmer am liebsten
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