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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Kopf. Das Sonnenlicht fing sich in seinen blonden Locken. »Er hat es mir gegeben.« Er sah auf, seine Augen blickten viel zu verständnisvoll für seine zwei Jahre. »Warum glaubst du mir nicht, Mama?«
    »Aber ich glaube dir doch …«
    Er runzelte die Stirn. »Du glaubst niemandem.«
    »Noah, das stimmt nicht. Warum sagst du so etwas?«
    Ihr Sohn warf ihr einen unschuldigen Blick zu und erwiderte: »Daddy hat es mir erzählt.«
    »Daddy?«, flüsterte sie. Die Sonne schien unterzugehen, und mit ihr verschwand ihr Sohn. »Noah?«, rief sie in die plötzliche Dunkelheit hinein, dann stand sie an Deck der
Bloody Mary,
um sie herum toste der Sturm. Die Segel waren bis zum Zerreißen gebläht, der Wind heulte. Regen prasselte auf sie herab, während das Boot hilflos von den Wellen hin und her geworfen wurde. Jewel-Anne schrie, als sei sie außer sich vor Schmerzen …
    Und dann war sie wieder bei Noah, ihrem perfekten kleinen Sohn, ein Kind, das zu bekommen sie nach der Reihe von Fehlgeburten nicht mehr gehofft hatte. Etwas so Kostbares. Ein Wunder. Geboren nach dem Sturm. Sie konnte sich kaum an die Schwangerschaft erinnern, zumal sie während der ersten Monate angenommen hatte, ihre Periode sei ausgeblieben, weil sie an Grippe erkrankt war …
    »Drei, Sie kommen langsam wieder zu sich … zwei, Sie kommen noch weiter an die Oberfläche … eins … und da sind Sie wieder«, hörte sie und wachte auf. Sie war in Cheryls Praxis. Ava blickte auf ihre Arme, nur um festzustellen, dass sie leer waren. Kein Baby.
    »Sie waren wieder im Boot«, sagte Cheryl leise. »Sie haben geschrien.«
    »Ich weiß.« Ava fühlte sich ausgelaugt und schwach. Es gab so vieles, woran sie sich nicht erinnern konnte, so viel Kummer und Schmerz. Deshalb versuchte sie, bei ihren Sitzungen mit Cheryl auch mehr über die schreckliche Tragödie von Kelvins Tod in Erfahrung zu bringen, hoffte, die Hypnotiseurin könnte die Erinnerungen freilegen, zu denen ihr Gehirn ihr den Zugang verweigerte. Doch jetzt fragte sie sich, ob es nicht besser war, dass die Details nicht bis in ihr Bewusstsein vordrangen.
    Sowohl Khloe als auch Jewel-Anne schienen ein Problem damit zu haben, ihr zu verzeihen, dass sie den verhängnisvollen Ausflug an jenem Tag vorgeschlagen hatte. Sie hatte sich bei Gott genug Vorwürfe deswegen gemacht, auch wenn sie wusste, dass der Unfall nicht ihre Schuld war. Doch manchmal hatte sie den Eindruck, als steckte noch etwas anderes dahinter. Etwas, das sie nur begreifen konnte, wenn sie sich endlich erinnerte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Cheryl besorgt.
    »Da ist die Frage ja wieder.«
    Cheryl lächelte, doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen.
    »Ist was?«, fragte Ava.
    »Nein, nichts.«
    »Doch, Sie haben doch etwas.«
    Cheryl sah kurz zur Seite, dann sagte sie sachlich: »Ich denke nur, Sie sollten vorsichtig sein.«
    »Aha … Sie machen sich Sorgen um mich. Warum?«
    »Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen oder wie wir sie gern hätten. Auf der Insel gibt es viel böses Blut, das wissen wir beide. Und manchmal kann ich nicht anders: Ich mache mir Sorgen um Sie.«
    Ava dachte an Tanyas Verdacht, doch sie sagte: »Das müssen Sie nicht«, und berührte Cheryls erstaunlich kalte Hände. »Ich bin vorsichtig, auf meine Art.«
    »Das ist gut«, erwiderte Cheryl.
    »Vielleicht sollten wir uns nächste Woche noch einmal treffen?«
    »Ja …« Doch Cheryl war mit ihren Gedanken offensichtlich woanders, und Ava verließ ihre Praxis noch verunsicherter, als sie vor dem Besuch gewesen war.
     
    Cheryl schloss die Eingangstür hinter Ava und lehnte sich schwer dagegen. Mit Ava Garrison zu arbeiten war stets schwierig, und manchmal wusste Cheryl nicht recht, ob sie ihr half oder sie verletzte.
    »Hilf ihr … du hilfst den Menschen immer«, ermahnte sie sich und ging den langen Flur entlang zurück in ihre Praxis. Ihre Katzen strichen um ihre Füße, und sie bückte sich lächelnd, um sie zu streicheln. Merlin, ihr scheuer, langhaariger Streuner, schlüpfte ins angrenzende Zimmer, sein grauer Schwanz zuckte leicht. Cheshire dagegen, ihr übergewichtiger Stubentiger, und Olive, die launische Schwarze mit den weißen Pfötchen, der weißen Brust und den weißen Schnurrhaaren, folgten ihr auf Schritt und Tritt.
    »Passt auf, dass ich euch nicht aus Versehen trete«, sagte Cheryl, faltete die Decke zusammen, die sie über Avas Beine gelegt hatte, und legte ihr Notizbuch in eine Schreibtischschublade. Sie blies die

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