T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Kerze aus, dann drückte sie auf den Lichtschalter. Schlagartig war es in der Praxis stockdunkel, durch das einzelne Souterrainfenster fiel so gut wie kein Licht herein.
Sssssssst!
Das zischende Geräusch hallte durch den Gang. Vielleicht war es eine der Katzen … draußen im Flur.
»Merlin?«, rief sie und trat aus der Praxis. Auch im Gang war es dunkel.
Seltsam.
Sie erinnerte sich gar nicht daran, das Licht ausgeknipst zu haben.
»Komm, Kätzchen, komm«, lockte sie. Ihre Hand fand den Lichtschalter, doch alles blieb finster. Vielleicht eine durchgebrannte Glühbirne? Cheryl öffnete eine der vom Flur abgehenden Zimmertüren, die zu ihrem Büro führte, und drückte dort auf den Lichtschalter. Nichts tat sich. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten, doch sie redete sich ein, es handele sich lediglich um einen Kurzschluss, hervorgerufen durch eine defekte Glühbirne.
»Mist.« Wo hatte sie die Ersatzbirnen hingelegt? Ach ja, in den Hauswirtschaftsraum am Ende des Ganges. Dort befand sich auch der Sicherungskasten.
Vorsichtig tastete sie sich an der Wand entlang. Plötzlich hörte sie, wie Merlin ein aufgeregtes Fauchen von sich gab. Cheryls Herz schlug schneller. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
Der Kater ist scheu, fürchtet sich vor dem eigenen Schatten, auch wenn er den bei dieser stygischen Finsternis kaum sehen kann. Trotzdem: Es gibt keinen Grund, dass du dir Sorgen machst. Geh in den Hauswirtschaftsraum, nimm eine Taschenlampe und schraub die herausgesprungene Sicherung wieder ein. Dann schaust du nach einer neuen Glühbirne und ersetzt die kaputte. In dem Schränkchen über dem Spülbecken müssten noch welche sein –
Ein weiteres Fauchen, ein weiteres Zischen, dann ein tiefes Jaulen und das Tapsen von davoneilenden Pfoten. Mit gespitzten Ohren blieb Cheryl stehen, dicht an die Wand gedrückt, doch als sie außer dem lauten Hämmern ihres Herzens nichts hörte, setzte sie ihren Weg fort.
Endlich erreichte sie die Tür zum Hauswirtschaftsraum, trat ein und drückte auf den Lichtschalter.
Auch hier tat sich nichts, der fensterlose Raum blieb pechschwarz.
Dann ist es also tatsächlich die Sicherung. Wieder mal.
Die Sicherung war schon öfter rausgeflogen, aber seit letztem Winter hatte sie gehalten, sodass sich Cheryl die Kosten für eine Wartung gespart hatte. Jetzt stellte sie auch fest, dass das Summen des Heizlüfters verstummt war; im Souterrain war es totenstill.
Sie entspannte sich etwas, atmete tief durch und tastete in der Schublade neben dem Spülbecken nach einer Taschenlampe. Der beißende Geruch von Katzenurin stieg ihr in die Nase. Es war definitiv an der Zeit, die Katzenklos zu reinigen. Ihre Finger stießen auf Bleistifte, Fleckentferner und ein Teppichmesser, an dem sie sich schnitt, bevor sie endlich das schwere Gehäuse der Taschenlampe zu fassen bekam. Mit dem Daumen betätigte sie den Schalter. Ein schwacher Strahl erhellte den Raum.
Das musste reichen.
Sie ließ den Lichtstrahl über die Wand gleiten, bis er auf den Sicherungskasten gegenüber dem Trockner fiel. Neben der Hauptsicherung gab es einzelne Sicherungen für ihre Wohnung im Erdgeschoss und die Räume im Souterrain. Als sie den Kasten öffnete, hinterließ ihr Finger einen blutigen Schmierfleck auf der Metalltür.
Garantiert war die Hauptsicherung betroffen.
Das war noch nie passiert. Die eine oder andere Sicherung war mal rausgeflogen, aber noch nie der Hauptschalter. Mist. Sie wollte besagten Schalter gerade umlegen, als sie spürte, wie es plötzlich kälter wurde.
Nicht viel, nur ein kühler Luftzug.
Sie hörte Straßenlärm, das Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens. Als würde ein Fenster im Souterrain geöffnet.
Wieder beschlich sie das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Auf einmal hörte sie das Scharren von Leder auf Beton. Jemand war hinter ihr!
Nein!
Sie legte den Schalter um, doch es war zu spät. Neonröhren flackerten im Hauswirtschaftsraum auf und verbreiteten ein grelles, bläuliches Licht, während sich gleichzeitig zwei starke Hände um Cheryls Kehle schlossen.
Jemand will dich erwürgen!
Panik durchflutete sie.
Sie versuchte zu schreien, zu treten, sich zu wehren, doch die stahlharten Finger drückten nur noch fester zu. Cheryl bekam keine Luft mehr. Ihr Herz pochte zum Zerspringen, ihre Lungen brannten. Sie schlug wild um sich, die Hände zu Fäusten geballt, warf den Kopf zurück, trat mit den Füßen, doch der Verrückte, der sie würgte, war
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