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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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hatte.«
    »Ich kenne Cheryls Terminkalender nicht«, erwiderte Ava.
    »Sie hat nicht erwähnt, dass sie nach Ihnen noch einen Klienten habe?«, vergewisserte sich Lyons.
    »Nein.«
    Die Fragerei ging weiter, und Ava musste alles noch einmal wiederholen. Dann ein drittes Mal: Um wie viel Uhr war sie bei Cheryl eingetroffen? Wie lange war sie geblieben? Hatte sie nach der Sitzung auf dem Weg zum Hafen eine verdächtige Person bemerkt? Ava beantwortete die Fragen, so gut sie konnte. Nein, sie könne sich nicht vorstellen, wer Cheryl so etwas angetan hatte. Sie habe die Verstorbene vor etwa zehn Jahren kennengelernt, doch sie sei erst vor kurzem deren Klientin geworden. Ihre vorletzte Sitzung lag eine knappe Woche zurück; gestern war die letzte gewesen.
    »Etwa fünfundvierzig Minuten nach Ende der Sitzung haben Sie ein Boot zurück zur Insel genommen?«, fragte Lyons nach über einer Stunde. Langsam bekam Ava das Gefühl, es handele sich eher um eine Vernehmung als um eine simple Befragung.
    »Ja. Ich habe mir in einem Coffeeshop, dem Local Buzz, einen Latte macchiato zum Mitnehmen gekauft und mich anschließend von Butch Johansen zur Insel übersetzen lassen. Er ist ein Freund von mir und Kapitän der
Holy Terror.
«
    Zum ersten Mal seit Beginn ihrer »Unterhaltung« umspielte der Anflug eines Lächelns Detective Lyons Lippen.
    »Dann haben Sie also nichts Außergewöhnliches bemerkt?«, stellte Detective Snyder fest.
    »Nein«, sagte Ava, doch dann beschloss sie, alles auf eine Karte zu setzen. »Eine Sache wäre da noch«, sagte sie. »Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Als würde mich jemand … nun ja, verfolgen.« Sie bemerkte, wie beide Detectives die Schultern strafften.
    »Wer?«, fragte Lyons.
    »Das weiß ich nicht. Ich bin mir auch gar nicht sicher. Es war nur ein Gefühl.« Sie bemerkte, dass Detective Lyons auf ihre Handgelenke blickte. Sie zog die hochgerutschten Ärmel ihres Pullovers tiefer, sah ihr fest in die Augen und sagte mit ruhiger Stimme: »Ich weiß, was die Leute über mich reden. Dass ich verrückt bin. Auf gewisse Weise haben sie recht. Seit mein Sohn verschwunden ist, bin ich nicht mehr ich selbst, aber ich bin nicht geisteskrank. Ich kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass ich verfolgt wurde, genauso wenig wie ich sagen kann, ob noch jemand im Haus war, als ich Cheryls Praxis verlassen habe. Cheryl wirkte beunruhigt, das ist mir aufgefallen. Sie bat mich, ›vorsichtig‹ zu sein, sagte, die Dinge seien nicht immer so, wie sie schienen oder wie wir sie gern hätten. Es gebe viel ›böses Blut‹ hier draußen auf der Insel, und sie mache sich Sorgen um mich.«
    Die Detectives tauschten einen Blick aus. »Warum hat sie sich Sorgen um Sie gemacht?«, fragte Snyder.
    »Vielleicht, weil ich darauf bestehe, etwas über den Verbleib meines Sohnes herauszufinden.«
    »Und das soll Ihnen gefährlich werden?«, fragte Lyons.
    »Ich stelle lediglich Vermutungen an. Etwas Genaueres weiß ich wirklich nicht.«
    Die Detectives stellten noch ein paar weitere Fragen, und sie wirkten immer noch unzufrieden, als sie endlich Schluss machten. Snyder drückte ihr seine Karte in die Hand. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
    »Das mache ich«, versprach sie, stand auf und griff mit einer Hand nach den kleinen, roten Schuhen, die sie in die Bibliothek mitgenommen hatte. Mit der anderen steckte sie die Karte in ihre Jeanstasche. Ihre Hand stieß auf kaltes Metall. Der Schlüssel, zu dem sie noch immer nicht das passende Schloss gefunden hatte.
    Vielleicht gab es ja gar keins.
    Vielleicht hatte der Schlüssel nichts zu bedeuten.
    Vielleicht doch, und sie konnte sich nur nicht mehr daran erinnern – eine weitere Gedächtnislücke.
    Da war es wieder, ihr größtes Problem: ihr fehlendes Erinnerungsvermögen. Sie stand kurz davor – zumindest nahm sie das an –, sich an etwas Wichtiges zu erinnern. Etwas Entscheidendes. Etwas, das war wie eine Wolke am Horizont, zart und federleicht und so veränderlich in der Form, dass es sich einfach nicht zu einem festen Bild fügen lassen wollte.
    Vielleicht war es an der Zeit, etwas wegen des Schlüssels zu unternehmen.
    Vielleicht wusste jemand im Haus darüber Bescheid.
    Vielleicht derselbe Jemand, der Noahs nasse Schuhe für sie vor den Kleiderschrank gestellt hatte.
    Es war Zeit, herauszufinden, wer dieser Jemand war.
     
    »Sie verbirgt doch etwas«, sagte Lyons später, als sie und Snyder ans Festland übergesetzt

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