T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
seine Angaben bestätigt, beide Alibis schienen wasserdicht zu sein.
Zumindest auf den ersten Blick.
Streitigkeiten mit Cheryl Reynolds’ Mietern gab es nicht und offensichtlich auch keine zornigen Ex-Geliebten.
Snyder rieb sich den verspannten Nacken, dann nahm er sich noch einmal seine Notizen vor.
Sie hatten Cheryl Reynolds’ Handy, ihr Festnetz und ihren Computer überprüft, doch bislang waren keine Signalleuchten aufgeflackert.
Es sah nicht so aus, als ob irgendetwas fehlte oder auffällig war … zumindest nicht auf den ersten Blick, doch die Kriminaltechniker hatten ihre Arbeit im Haus und in der näheren Umgebung noch nicht abgeschlossen.
Sie hatten ja gerade erst mit den Ermittlungen begonnen, es gab noch jede Menge zu tun.
Vielleicht hatten die Nachbarn etwas gesehen.
Vielleicht fänden sie einen Fingerabdruck.
Vielleicht war jemandem ein Wagen oder eine Person aufgefallen, die sonst nicht in dieser Gegend verkehrten.
Vielleicht fand sich auf dem Mitschnitt der Befragung von Ava Garrison irgendein Hinweis …
In diesem Moment kehrte Lyons von der Toilette zurück. Sie steckte ihr Smartphone in die Tasche, dann zauberte sie eine Tüte M&M’s hervor, die sie aus dem Automaten im Aufenthaltsraum gezogen haben musste. »Biggs hatte den grandiosen Einfall, dass Lester Reece hinter dem Mord stecken könnte«, berichtete sie.
»Der
verschollene
Lester Reece«, sinnierte er. Es erübrigte sich zu erläutern, was er von dem Vorschlag des Sheriffs hielt. J.T. Biggs konnte bestenfalls als durchschnittlicher Gesetzeshüter bezeichnet werden.
»Warum sollte ein Killer, dem es gelungen ist, aus Sea Cliff auszubrechen, in eine Stadt zurückkehren, in der sich die Leute auf jeden Fall an ihn erinnern?«
»Weil es sich bei Sea Cliff um eine Anstalt für Geisteskranke handelte, schon vergessen? Reece wurde für unzurechnungsfähig erklärt.«
»Bei ihm wurde paranoide Schizophrenie diagnostiziert oder so ähnlich.«
Lyons schlitzte die M&M’s-Packung mit dem Daumennagel auf. »Der Kerl ist total durchgeknallt. Dem ist alles zuzutrauen.«
Snyder war da anderer Ansicht. »Ich war damals dabei. Du nicht. Lester Reece ist auch nicht verrückter als die anderen perversen Scheißkerle, die wir einbuchten. Er hatte bloß das dickere Portemonnaie und einen verdammt guten Anwalt.« Stirnrunzelnd betrachtete er das Foto von Cheryl Reynolds’ Leiche auf seinem Bildschirm und fügte hinzu: »Wenn du mich fragst, ist Reece längst Fischfutter.«
»Er hat seine Ex-Frau kaltgemacht, oder?«
»Deena und ihre Freundin … wie hieß sie noch gleich?« Er überlegte, dann schnipste er mit dem Finger. »Mary oder Marsha oder … Maryliss, das war’s. Maryliss Benson. Sie waren beste Freundinnen, trotzdem hatte Reece eine Affäre mit Maryliss, daher war nicht ganz klar, wen er eigentlich hatte umbringen wollen – die Ehefrau, die Freundin oder beide. Dieser grausame, privilegierte Hurensohn. Bildete sich ein, über die Justiz erhaben zu sein.«
»Dann war Reece also im wahrsten Sinne des Wortes ein Ladykiller.«
Snyder schnaubte. »Er hat es mit vielen Frauen aus der Gegend getrieben, bis sie endlich kapierten, was für ein Irrer er war. Selbst dann haben sich einige nicht abschrecken lassen, sei es wegen seines eher zweifelhaften Ruhms, seiner Dreistigkeit oder – keine Ahnung, wieso.«
»Ach, welche Lügengespinste genügen …«, zitierte sie und warf sich ein paar bunte Schokoerdnüsse in den Mund.
Snyder lachte. Obwohl er es nur ungern zugab: Er mochte Morgan Lyons, und zwar jeden einzelnen ihrer kratzbürstigen hundertsechzig Zentimeter. Frech, clever, ausgestattet mit einem flinken Verstand und einer noch flinkeren Zunge, behauptete sie sich unerschrocken gegen die Stammbelegschaft des Departments, obwohl sie erst vor einem knappen Jahr zu ihnen gestoßen war. Die letzten fünf Jahre hatte sie für die Staatspolizei von Oregon gearbeitet und nie wirklich verlauten lassen, warum sie das Boot gewechselt hatte. Sie war eine gute Polizistin und für seinen Geschmack viel zu attraktiv für den Job. So klein sie auch war, hatte sie die Kurven doch an den richtigen Stellen. Ihre Oberweite war beachtlich, ihre Taille schmal, und ihr Hintern brachte ihn und vermutlich den Rest der männlichen Belegschaft ins Träumen.
Natürlich würde er sie nicht anmachen. Er war bereits zweimal verheiratet gewesen, und Detective Morgan Lyons, so sexy sie auch war, war für ihn tabu.
So verrückt war er nicht.
Nicht
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