T93 Band 1: Überlebe!
schmucklosen, mit mausgrauem Teppichboden ausgelegten Flur, der endlos wirkte und ebenso eine endlose Menge an Türen zu besitzen schien. Der Feldwebel machte wieder diese Portiersgeste, ließ die beiden aussteigen und witschte dann an ihnen vorbei, um wieder die Führung zu übernehmen. Mit einem Mal blieb er stehen und zeigte mit beiden Händen auf die Türen, zwischen denen er stand, eine auf jeder Seite des Ganges. Birte fand seine Gestik irgendwie gay, aber sie dachte sich nichts weiter dabei.
»Der Generalmajor hat Ihnen die Gästequartiere 341 und 342 zugewiesen. Ihre Sachen, Herr Oberstleutnant, wurden bereits nach 342 gebracht.« Er nickte nach rechts.
»Sie haben fünfundvierzig Minuten, um sich etwas zu erfrischen, Snacks und Getränke stehen bereit. Um Dreiundzwanzig-Hundert Treffen mit Generalmajor Gärtner in der OPZ.«
Noch einmal Grüßen, Hackenknallen-Light, dann machte er auf dem Absatz kehrt, stürmte los und war fix verschwunden. Birte stand vor ihrer Zimmertüre, unentschlossen, was sie als Nächstes tun sollte.
»Ähm, tja, ich geh dann mal ...« Sie deutete auf die Tür. Alex nickte.
»Ich komme nachher rüber und hole dich ab, dann gehen wir gemeinsam zur Besprechung, okay?«
»Ja, das wäre super. Bis dann also.«
»Bis dann.«
Beide verschwanden in den Räumen, die man ihnen zugewiesen hatte. Birte war überrascht. Sie hatte ein karges Zimmer mit Tisch, Stuhl, Bett erwartet, aber ihre Unterkunft war durchaus bequem. Ein Luxusappartement gegen das, was sie zuvor monatelang »bewohnt« hatte.
Es gab offensichtlich drei Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad. Im ersten Raum, dem Wohnzimmer, gab es ein einladendes Sofa, einen Esstisch mit 4 Stühlen, Sideboard, TV Anlage und einen Schreibtisch, auf dem ein Laptop stand. Daneben stand ein Regal, das mit Büchern gut gefüllt war. Die Auslegeware war weich und flauschig, es roch nach Frühling mit einem Hauch grüner Apfel. Birte ging in das Bad, das funktional und nicht sehr romantisch eingerichtet war, aber – Herrgott – es war ein Bad. Eine Wanne, Duschkabine, WC und Waschbecken, frische Handtücher und ein Bademantel hingen auch bereit. Das Schlafzimmer besaß ein Doppelbett mit Nachtschränken und Leselampen sowie einen gefüllten Kleiderschrank, dessen Inhalt sich nach erster Inaugenscheinnahme als passend herausstellte.
Birte suchte sich etwas Legeres heraus, Cargohosen, Sweater im Armylook, frische Socken und Unterwäsche, auf einen der vorrätigen BHs konnte sie verzichten. Verdammt, woher wussten diese Typen hier eigentlich ihre Körbchengröße (75B übrigens)?
Sie ging zurück ins Bad, schlüpfte aus ihren Klamotten und öffnete die Duschkabine. Wahrscheinlich überwachten diese Geheimdienst- und Militärfreaks auch das Bad mit Kameras, aber das war ihr ziemlich schnuppe. Die Aussicht auf eine ausgedehnte, heiße Dusche ließ sie jede Scheu verlieren. Und das sehr zur Freude der Operators in der Überwachungszentrale.
Das heiße Wasser auf ihrer Haut brachte die Lebensgeister zurück. Man hatte ihr ein exquisites Duschgel zur Verfügung gestellt, es roch hervorragend, süßlich, mit Honigaroma, und es fühlte sich auf ihrer Haut einfach nur genial seidenweich an.
Seit dem Beginn des Horrors hatte sie nicht mehr so angenehm geduscht. In ihrem Versteck konnte sie nicht duschen, sie hatte im nahen Park bei warmem Wetter Solarduschbeutel, die sie bei einem Yachtausrüster am Hafen besorgt hatte, aufgehängt, um draußen zu duschen. Es sah ja eh niemand zu, wenn die Zombies in ihren Verstecken waren. Im Herbst und Winter wurde es schwieriger, sie konnte sich nur noch im Versteck waschen mit etwas lauwarmem Wasser. Frische Wäsche war im Grunde kein Problem, sie konnte jederzeit frische Klamotten aus einer der Boutiquen und den Textilkaufhäusern in der Innenstadt holen. Gebrauchte Wäsche warf sie mit Steinen beschwert in die Eider, um nicht zu viele Spuren zu legen, die zum Versteck führten.
Das alles fiel von ihr mit einem Mal ab. Sie war in Sicherheit. Das Wasser, das sie über ihr Gesicht laufen ließ, wurde salzig von den Tränen, die aus ihren Augen liefen. Sie stand weinend im Strahl des dampfenden Duschwassers, vor Erleichterung schluchzend. Sie hatte es geschafft. Sie war den Bestien entkommen.
Nachdem sie ausgiebig geduscht hatte, kleidete sie sich an und machte sich etwas die Haare zurecht. Ihre Frisur saß nach neun Monaten ohne Friseurbesuch zwar nicht mehr bestens, aber es ging. Sie fand im Kühlschrank
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