T93 Band 1: Überlebe!
Meade, die Russen Lubjanka und so weiter. Wir haben halt Rungholt. Ich schätze, das hier ist die einzige Einrichtung auf deutschem Boden, von der weniger als, sagen wir, 5.000 Leute weltweit wissen. Und glaub mir, wenn mir das hier jemand vor zwei Jahren erzählt hätte, dann hätte ich ihm wohl einen Vogel gezeigt. Selbst die Amerikaner wissen nur wenig von dieser Einrichtung. Glaubst du wirklich, die Deutsche Regierung hat Vierhundert Milliarden Euro an die griechischen Beamtenpensionäre überwiesen? Seit über zwanzig Jahren gibt es Schattenhaushalte, die diesen Bunker hier finanzieren. Und ich bin heute verdammt froh, dass das so war. Aber genug geredet. Wir sollten den Kommandanten nicht zu lange warten lassen. Das hat er nicht so gern.«
Er nickte Birte zu und sie folgte ihm zu dem Glasklotz, wo sich eine Aufzugtür öffnete, durch die sie den Glasaufzug betraten. Ohne dass Alex einen Knopf drücken musste, setzte sich das Gefährt in Bewegung. Zum Glück war Birte kopffest, denn die gläserne Kabine bot Sicht in alle Richtungen.
Auf der zweiten Ebene waren etliche Räume untergebracht, in denen Laboranten an verschiedenen wissenschaftlichen Geräten arbeiteten. Überall waren »Biohazard« Symbole aufgeklebt, man konnte Sicherheitsschleusen erkennen und in bestimmten Bereichen trugen die Beschäftigten Schutzanzüge, in denen sie fast wie Astronauten aussahen. Sehr viele Abläufe hier waren automatisiert, die Laboranten drückten nur Befehlsfelder auf den Touchscreens ihrer virtuellen Desktops, und sofort begannen Maschinen, Arbeiten zu verrichten.
Als Birte genauer hinsah, meinte sie Zentrifugen, Sequenzer und anderes Gentechnik-Material zu erkennen, sie hatte solche Ausrüstung bereits in SciFi-Filmen gesehen. In anderen Bereichen sah sie viele Leute an Computern arbeiten, in wieder anderen Bereichen wurden offensichtlich Behandlungsräume von militärisch gekleidetem Personal eingerichtet. Alles lief hier nach einem minutiösen Plan ab, nichts blieb dem Zufall überlassen, die perfekte Mensch-Maschine.
Der Aufzug stoppte, er hatte die höchste Ebene des Glasbaus erreicht. Die Kabinentür öffnete sich mit einem leisen Zischen und die beiden traten in einen hellen Raum ein, der ebenfalls rundum verglast war. Sogar die Möbel, Schreibtisch und Stühle, waren aus Glas. Der gesamte Schreibtisch war ein einziger Computerbildschirm, und auch in den Wänden waren Grafiken, Bilder und Diagramme zu sehen. Hier war alles interaktiv.
Beim Eintreten sah Birte sich die Bilder in den Wänden an, es waren Karten, strategische, topografische, thermische und Infrarot-Übersichten Deutschlands, auf denen viele rote Zonen zu sehen waren. Andere Bilder in verschiedenen Größen und Auflösungen zeigten Zombies, Opfer, Bilder von noch funktionierenden Überwachungskameras und Satellitenbilder in einer Detailschärfe, die Birte im Leben nicht für möglich gehalten hätte.
Hinter dem Schreibtisch stand ein hochgewachsener, uniformierter Soldat, er mochte Ende fünfzig sein, mit grauen, drei Millimeter kurzen Haaren und einem dicken Schnauzer unter der Nase. Sein Gesicht war kantig, zeugte von unnachgiebiger Härte, wenn es darauf ankam, und der Blick seiner graublauen Augen war der eines Raubtiers. Sein rechtes Lid zuckte ganz leicht, kaum merklich.
Alex stand stramm, grüßte militärisch, eine Geste, die der ranghöhere OF7-Offizier vorschriftsmäßig erwiderte. Er wandte sich in freundlichem Ton an Birte.
»Willkommen in der Feste Rungholt, Frau Radler. Ich bin Generalmajor Gärtner, Ihr Gastgeber.«
Und an seinen Untergebenen:
»Berger, rühren. Setzen Sie sich.«
Er deutete auf die beiden Sitzelemente vor seinem Schreibtisch, die Birte entgegen ihrer vorherigen Annahme sogar ziemlich bequem fand. Auch Alex machte es sich bequem, achtete jedoch darauf, nicht lässig zu erscheinen. Immerhin befand er sich hier nicht an Bord seines Einsatzfahrzeuges mit den Jungs, sondern in einer funktionierenden Kommandostruktur mit Regeln und Befehlen.
Auch der Generalmajor setzte sich nun und entspannte sich etwas. Seine Züge gewannen etwas an Milde, was Birte an ihren Vater erinnerte. Sie entschloss sich, das Gespräch zu eröffnen.
»Herr Generalmajor, ich möchte Ihnen dafür danken, dass ich gerettet wurde. Auch wenn es die Kameraden von Alex ... Herrn Berger das Leben gekostet hat. Das ist ein sehr hoher Preis für ein Leben wie meines.«
Gärtner schwieg einen Moment, er schien nachzudenken. Dabei sah er Birte
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