T93 Band 1: Überlebe!
Laderampe an. Langsam hob sich der Schild und von oben senkte sich die Ladeluke herab, während das Flugzeug auf der Rollbahn deutlich beschleunigte. Einige der Zeds hatten die Transall bereits im Spurt überholt und warfen sich der Maschine entgegen, das Fahrwerk verwandelte ihre Körper in matschigen Fleischbrei, über den sich die Fliegen freuen würden. Endlich, nach unendlich scheinenden Minuten bekam die Hummel die Nase hoch und zog in die untergehende Sonne hinein.
Alex drehte sich um und schaute in die Runde. Die Männer waren ausgelaugt, durchgeschwitzt, dreckig, aber vollzählig. Nur das Sicherungsteam hatte einen Mann verloren.
»Check! Verletzungen? Habt ihr Zombiesiff auf den Klamotten?«
Jeder untersuchte sich selbst gründlich auf Wunden und Verunreinigungen, aber alle Soldaten waren okay, auch die des Sicherungsteams. Nur Gräfeling hielt seine linke Hand hoch, an der ein Rolex-Imitat baumelte.
»Die haben meine schöne Uhr kaputt gemacht.«
Alle lachten. Alex zog eine Schachtel Filterlose aus der Tasche und reichte sie herum. In einer der Boxen regte sich ein Zed. Habermann trat mit voller Wucht gegen die Box.
»Schnauze, du Missgeburt!«
Die Männer setzten sich, schnallten sich an und entspannten sich rauchend und feixend auf dem kurzen Flug zur Insel.
Jahr Eins. 15. März, Abend
Birte hatte einen sehr anstrengenden Tag hinter sich. Ärzte konnten ja so enervierend sein. Röntgen, MRT, Blutentnahme in x-facher Ausführung, EKG, EEG ... und nichts zu lesen dabei. Man hatte ihr nicht viel gesagt, die ganzen Tests mussten erst ausgewertet werden. Sie war sich auch nicht sicher, ob man ihr überhaupt irgendwas sagen würde. Die Ärzte und Helfer waren alle nett zu ihr gewesen, kein Zweifel, doch in dem Glasbau da im Dom hatte sie sich gefühlt wie eine Ratte im Versuchslabyrinth. Wenn sie doch nur Alex wiedersehen könnte. Doch hier mitten im Betrieb ging das mal gar nicht, das hatte sie verstanden. So blieb ihr letztlich nichts anderes übrig, als sich in ihre Kemenate zurückzuziehen und auf die Ankunft des Liebsten zu warten. So etwas wäre ihr früher niemals untergekommen, wie sehr hatte die Welt sich doch verändert. Wie man den Charakter doch ändert, wenn Notwendigkeiten es erfordern und die Menschheit schrumpft, wie der Märzschnee in der Frühlingssonne. Sie hatte aus Gesprächsfetzen im Komplex mitbekommen, dass man mittlerweile nur noch mit circa zehn Millionen Überlebenden rechnete, zumindest nördlich der roten Linie, was immer das sein mochte. Als die Welt noch in Ordnung war, hatten sich die jungen Männer um sie gerissen, sie war zu exklusiven Partys gebeten worden, einer aus dem Kreis der Verehrer wollte sie sogar schon seiner Familie in Dubai vorstellen, was Birte jedoch dankend abgelehnt hatte. Und nun? Sie saß in einem Festungsbunker und hoffte, dass der Liebste heil von der Front zurückkehrte. Fuck!
Als sie in einem der großen Korridore unterwegs Richtung Wohntrakt war, hörte sie, dass die Einsatztruppe von der Außenmission zurück war, offenbar war nur ein Mitglied des Sicherungsteams ums Leben gekommen. Birtes Herz fühlte sich gleich einen Tick leichter an, auch wenn es ihr schwer fiel, es zu realisieren. Sie war verliebt.
Sie schloss die Tür ihres Appartements hinter sich und ging ins Bad, wo sie Vorbereitungen für ein ausgiebiges Vollbad traf. Nicht nur die Shampoos, auch die Badeöle hier waren von bester Qualität, ein Umstand, der sie im Hinblick auf ihre militärischen Gastgeber immer noch verwirrte. Binnen kürzester Zeit war der Raum in wohlriechende Dampfschwaden gehüllt und ein außerordentlich funktionaler Wasserdruck füllte die Wanne schnell. Birte legte ihre Kleidung ab und ließ sich in das heiße Wasser gleiten. Es war mehr als ein Dreivierteljahr her, dass sie sich so wohl gefühlt hatte. Sie konnte sich noch immer nicht vollständig entspannen und ihren Stress loslassen, zu quälend war die Angst, im alten Stellwerk aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Nach einigen Momenten des Zweifelns entschloss sie sich, es egal sein zu lassen. Traum oder Realität, sie wollte es endlich genießen, alles loszulassen. Als sie es tat, schüttelte ein gewaltiger Orgasmus ihren Körper, ohne dass sie oder sonst wer Hand an sie gelegt hatte. Sie ließ es geschehen und genoss die ekstatischen Wellen, die durch ihren Körper brandeten, bis der Grad der Erschöpfung sie in ruhiges Gewässer zurückführte.
Als ihre Sinne wieder
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