T93 Band 1: Überlebe!
klar waren, lächelte sie verschmitzt und hoffte inständig, dass ihr Badezimmer nicht observiert wurde. Sie wusch sich, saugte die anregenden Wirkstoffe ihres Rosmarin-Badeöls in die vom heißen Wasser weit geöffneten Poren ihrer Haut auf und summte leiste ihre Lieblingsmelodie, das Stück hieß London Calling und stammte von einer britischen Band aus den frühen Achtzigern des letzten Jahrhunderts, The Clash .
Eine halbe Stunde später saß sie, eingehüllt in einen flauschigen Bademantel, am Schreibtisch vor dem Laptop, den man ihr zur Verfügung gestellt hatte und versuchte, das Internet aufzurufen. Zunächst erschien ein Schriftzug auf dem Bildschirm, den sie vage zuordnen konnte: D.A.R.P.A., diese Organisation hatte die Vorläufer des Internets entwickelt. Nach einigen Minuten der Recherche stellte sie ernüchtert fest, dass der größte Teil dessen, was sie als Internet kennengelernt hatte, verschwunden war. Kein Facebook, kein Google+, kein Xing. Alles verschwunden. Offensichtlich gab es eine Miniversion des Internets, ein militärisches Netz, das Daten und Fakten bereit hielt, aber mit Unterhaltung ungefähr so viel zu tun hatte wie Kühe mit Seiltanzen. Nach einer etwas angestrengteren Suche entdeckte sie auf einem Server am Rande des strategischen Faktenuniversums einen Filehost mit Spielfilmen. In englischer Sprache zwar, aber deutlich unterhaltsamer als Datenbankanalysen über Trinkwasserentsalzung oder Flussdiagramme über Infektionswege.
Sie entschied sich für Monty Python's And Now For Something Completely Different , stellte allerdings fest, dass die deutsche Synchro für John Cleese um Längen besser war als das Original, besonders im Dead Parrot Sketch , in dem er so einen unnachahmlich skurrilen Hamburger Akzent hatte.
Jahr Eins. 15. März, Nachmittag
Als am frühen Nachmittag die Testergebnisse vorlagen, überflog Professor Weyrich sie zunächst, bevor er zu Doktor Fischer hinüber ging, um weitere Tests zu besprechen. Er traf ihn mitten in seine Arbeit vertieft. Um ihn herum standen zahlreiche medizinische Geräte, Mikroskope, Batterien von Reagenzgläsern, Zentrifugen, sogar ein Gaschromatograph und ein REM waren vorhanden. Der riesige Glaskomplex im Innern des Domes war jedem anderen genetischen und virologischen Labor in der Welt absolut ebenbürtig, den Wissenschaftlern fehlte es hier an nichts. Sie hatten sogar einen Cray-Rechner für ihre Simulationen zur Verfügung. Der Doktor sah noch immer in sein Okular und nickte dem Professor kurz zu.
»Hallo, Fischer. Haben Sie schon etwas Verwertbares finden können? Bei mir lief es eher negativ. Ich komme nicht so recht weiter. Die DANN-Proben sind noch im Labor, dafür brauchen wir noch ein paar Stunden.«
Fischer sah vom Mikroskop auf.
»Na ja, es gibt ein paar Hinweise, die unsere anfängliche Theorie stützen. Es scheint sich tatsächlich um ein Pheromon zu handeln, das der Körper der jungen Frau erzeugt und fortwährend emittiert. Seine chemische Zusammensetzung ist hochkomplex, ich denke nicht, dass wir es schaffen, das Pheromon zu synthetisieren.«
»Das ist schlecht. Können wir denn etwas Ähnliches herstellen?«
»Nun ja, vielleicht, vielleicht nicht. Genaue Ergebnisse werden wir erst im Versuch haben. Ein Team ist draußen, um ein paar Zeds einzufangen. Wenn wir welche von denen hier haben, können wir Versuche starten. Bis dahin bleibt alles graue Theorie.«
»Gut, okay. Sobald ich die DNS-Sequenzen habe, versuche ich herauszufinden, welches Basenpaar für die abweichende Hormonproduktion verantwortlich ist. Vielleicht können wir das bestimmte Gen ja bei anderen Menschen aktivieren, um sie zu immunisieren. Ich hänge mich mal dahinter. Bitte informieren Sie mich, wenn das Team eintrifft, Doktor.«
Weyrich drehte sich so abrupt um, dass sein weißer Kittel flatterte, und schon war er wieder verschwunden. Fischer betrachtete weiter eine infizierte Blutprobe unter seinem Mikroskop. Die 2000fache Vergrößerung zeigte das stachelige Z1V31-Virus, wie es an ein rotes Blutkörperchen andockte, es perforierte und in das Innere eindrang. Kurz darauf begann das Blutkörperchen, sich gräulich zu verfärben und nahm eine andere Form an, es wurde länglich. Dann teilte es sich in 8 Segmente, von denen jedes wieder eine Zelle bildete. Fischer fand das höchst interessant. So also schaffte das Virus es, sich binnen Minuten im gesamten Organismus zu verbreiten. Es teilte sich alle zehn Sekunden in acht Teile, statt einfach nur in
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