T93 Band 1: Überlebe!
zwei. Das bedeutete, innerhalb einer Minute konnte es mehr als zwei Millionen Klone seiner selbst erzeugen! Und zwar pro Ausgangszelle! Da nahm es nicht Wunder, dass die Zombie-Infektion wie ein Gewitter über die Menschheit hereingebrochen war. In seiner gesamten Karriere hatte Fischer noch nie ein dermaßen aggressives Virus erlebt. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er diese Pest stoppen konnte. Zwar hielt sich das Virus an der Luft nicht allzu lange, doch es war hoch ansteckend und trotzte so ziemlich jedem bekannten Medikament, eine Kombination aus Interferon und Ribavirin konnte die Ausbreitung zwar geringfügig verlangsamen, jedoch nicht stoppen. Die Beratungen in den Konferenzschaltungen mit seinen Kollegen vom CDC waren auch nicht sonderlich ergebnisreich gewesen, und so stocherte er noch immer im Nebel. Von einem Gegenmittel waren sie meilenweit entfernt.
Weyrich begab sich wieder in seinen Teil des Glaslabyrinths; hier herrschte er auf einer ganzen Ebene wie ein König über Apparate, Maschinen und ein Heer von fleißigen Laboranten, die alle gemeinsam in dieselbe Richtung marschierten. Höchste Priorität hatte die schnelle Entwicklung der Pheromon-Tarnmatrix, dicht gefolgt von den Bestrebungen, eine Art Gegenmittel oder Impfstoff für Z1V31 zu entwickeln. Im Grunde handelte es sich hier um drei völlig unterschiedliche, voneinander unabhängige Forschungsbereiche.
Die Tarnmatrix sollte den Sturmtruppen zunächst als Schild dienen, um in die roten Gebiete vorzudringen und hier Vorräte und andere Ressourcen zu requirieren. Eine ganze Abteilung im Laborkomplex arbeitete angestrengt im Schichtbetrieb daran. Die Vorräte in der Festung würden nicht ewig reichen, und die Soldaten sollten NATO-Vorratslager und Großmärkte räumen, um Dauerkonserven und Grundnahrungsmittel zu besorgen. Außerdem wurde ein Spezialteam gerade darin geschult, ein Tankschiff zur Basis zu überführen. Ein solches war im Elbhafen Brunsbüttel lokalisiert worden, voll beladen mit Schiffsdiesel. Das Schiff sollte gekapert und nach Helgoland verbracht werden, um die Einsatzfahrzeuge des Militärs dauerhaft mit Dieselkraftstoff zu versorgen. Die Festungsanlage selbst lief mit Fusionsenergie, aber die Fahrzeuge waren alle von konventioneller Bauart. Bei erfolgreichem Pheromon-Einsatz konnten die Truppen dann Brückenköpfe bilden, um die Nachschubwege zu sichern. Von diesen Brückenköpfen aus würde der Gegenschlag erfolgen. So war der Plan.
Ein Gegenmittel oder Heilmittel zu finden, gestaltete sich als schwierig. Wenn überhaupt, konnte dieses Mittel nur in den ersten Minuten nach einer Infektion zum Einsatz kommen, um im günstigsten Fall ein Ausbreiten von Z1V31 im Körper zu unterbinden. Waren die Lebensfunktionen des Infizierten erst einmal erloschen, gab es keine Heilung mehr, allerhöchstens den endgültigen Tod durch Zerstörung des Nervensystems konnte man dem Zed noch als letzte Ehre angedeihen lassen. Das Gegenmittel war von vornherein als Akutmedikament geplant. Die Wesen, die jetzt als Zeds herum liefen, hatten keine Heilung zu erwarten, nur den Tod.
Auch die Entwicklung eines Impfstoffes war eher eine theoretische Angelegenheit, deren Erforschung sicherlich noch mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen würde, und das bei Einsatz aller Möglichkeiten. Ein Impfstoff bestand zurzeit nur auf dem Reißbrett, vielleicht würde ein solcher irgendwann das Virus beseitigen helfen. Aber das war noch reine Theorie, von der Realität weit entfernt.
Als die ersten Ergebnisse aus den DNA-Sequenzern vorlagen, studierte Weyrich sie mit der gebotenen, wissenschaftlichen Akribie. Proben der Testperson Nr. 93, das war die laborinterne Bezeichnung für Birte Radler, wiesen vielversprechende Merkmale auf. Es gab da eine ungewöhnliche Sequenz, die von herkömmlicher menschlicher DNA abwich. Weyrich entschloss sich, dieser Spur zu folgen und den als T93-Cluster bezeichneten Bereich näher zu untersuchen.
Jahr Eins. 15. März, Abend
Ein sonores Brummen am Horizont kündigte die Transall-Maschine aus Jagel an. Auf der relativ kurzen Landebahn flammten Leitlichter und Bahnbeleuchtung auf; die dicke Hummel kam steil rein, ihre Landelichter schienen grell nach unten. Es gab hier keine Funkfeuer oder Navigationshilfen, der Pilot steuerte die Maschine auf Sicht herunter. Gekonnt setzte der Pilot die Maschine auf dem Boden auf und brachte sie punktgenau am Ende der Rollbahn zum Stehen. Das versteckte Hangartor im Boden öffnete sich
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