Taberna Libraria
zum Verweilen und Schmökern eingeladen, wenn sie nicht schon von Unmengen an Plüschtieren in Besitz genommen worden wären - vornehmlich handelte es sich um Katzen, Füchse und Schafe.
"Emma liebt Plüschtiere", erklärte Albian, der hinter ihnen herein kam und eine graue Stoffkatze vom Boden aufhob, die wieder zwischen den anderen landete. "Wann immer ich etwas suche, mit dem ich ihr eine Freude machen möchte, kann ich sicher sein, dass ein Stofftier garantiert richtig ist."
"Wenn ich das gewusst hätte", begann Corrie, doch Albian war bereits durch die nächste Tür verschwunden.
"So aufgedreht war der aber vorgestern noch nicht, oder?", flüsterte sie Silvana zu.
Ihre Freundin konnte jedoch auch nur mit den Schultern zucken.
Der Raum, in den sie ihrem Gastgeber folgten, stellte sich als Küche heraus - jedenfalls im weitesten Sinne. Im Hause Blackwood schien sich eine Großküche ein Labor einverleibt zu haben. Oder auch umgekehrt. Corrie zählte alleine drei Backöfen, vier Herdstellen und diverse Ablagen, Tische und Schränke, auf denen fast überall etwas zu brodeln oder zu dampfen schien. Zettel und Buchseiten klebten an den Hängeschränken oder an der Wand darunter und über der Arbeitsinsel, die die gesamte Raummitte dominierte, prangte ein Brandfleck in der Form eines grinsenden Gesichts.
An einem der Herde stand eine junge Frau und rührte bedächtig in einem hohen Suppentopf, aus dem türkisfarbene Schwaden emporstiegen, bevor sie von der Dunstabzugshaube fortgesaugt wurden.
Albian legte ihr sanft die Hände auf die schmalen Schultern. "Unsere Gäste sind da, Liebes."
Während sie mit der Linken weiterrührte, drehte sie sich zu ihnen um und strich sich mit der rechten Hand eine Strähne ihres kupferroten, lockigen Haares aus der Stirn. Ihr sommersprossiges Gesicht strahlte. "Wie schön! Ich freue mich ja so, euch auch einmal kennenzulernen! Ich bin Emma, Albians Frau." Sie zog Corrie und Silvana ebenso herzlich in die Arme, wie ihr Mann es zuvor an der Tür getan hatte.
Yazeem drückte sie einen Moment länger an sich. "Es tut gut, dich einmal wiederzusehen."
Neben ihr gab der Inhalt des Topfes ein deutliches
Blubb
von sich und die Farbe des Dampfes wechselte von Türkis zu Zitronengelb. "Na endlich", stöhnte sie und drehte das Gas aus, während sie den Topf von der Herdstelle nahm und noch einmal mit dem Kochlöffel aufschlug. Sie lächelte ihren Gästen zu. "Jetzt können wir uns auch gemeinsam setzen." Sie sah ihren Mann fragend an. "Du kommst zurecht?"
"Aber natürlich." Albian war bereits dabei, Schüsseln, Messbecher und allerlei andere Utensilien zusammenzusuchen.
Emma nickte zufrieden. "Also dann - setzen wir uns doch." Sie führte die drei in den hinteren Teil der Großküche, die in einem verglasten Pavillon auslief.
Hier stand ein rustikaler Landhaustisch mit zwei Stühlen und einer Bank, an dem für fünf Personen gedeckt war.
Die Tür war nur angelehnt und ließ feuchte, frische Luft herein. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick über die Terrasse und die leicht abschüssige Wiese bis hinab zum See, an dessen Ufer ein kleiner, schwarzweißer Punkt herumsprang.
"Ist das Jasper?", fragte Silvana und kniff die Augen zusammen.
"Er versucht sicherlich wieder, Enten zu jagen", lachte Emma und folgte ihrem Blick hinaus. "Aber sie tricksen ihn jedesmal aus. Trotzdem wird er nicht müde, es immer wieder zu versuchen. Vor ein paar Tagen ist er dabei sogar ins Wasser gefallen. Aber nur in den flachen Teil."
"Können Bulldoggen nicht schwimmen?", wollte Corrie wissen, die ein paar Spielzeugkataloge zur Seite schob und dann auf einem der weichen, langhaarigen Schaffelle auf der Bank Platz nahm.
"Vielleicht", antwortete Emma und setzte sich ihr gegenüber. "Aber Jasper nicht. Er geht unter wie ein Stein. Aber er ist klug genug, daran zu denken, wenn er am Wasser herumtollt." Sie hielt inne. "Oh, ich habe ja ganz den Kakao vergessen …" Sie wollte gerade wieder aufstehen, als Albian mit der Kanne hinter ihr erschien und einschenkte. "Ich mache das schon. Bleib ruhig sitzen."
Emma konnte ihm nur flüchtig über die Wange streicheln, dann war er bereits weitergewirbelt.
Fasziniert sahen ihm Corrie und Silvana dabei zu, wie er mit der Linken ein Ei in ein hohes Rührgefäß schlug, während er mit den drei Fingern seiner Rechten das Rührgerät bediente.
"Wird das die Creme oder der Teig?", fragte Corrie neugierig.
"Die Creme", erwiderte der Alchimist ohne aufzusehen.
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